Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Überraschungen auf der Schachtenrunde

Tour solo, T3, 23,41 km, 681 hm, 10 3/4 h, Ausgangspunkt Buchenau (REG)

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Tourenbericht einen Meilenstein auf dieser Seite darstellt: Es ist Nummer 400. Die wenigen Artikel, die nichts mit Touren zu tun haben, habe ich für diese Zählung ausgeklammert. Also herzlichen Dank an alle Leser für ihre Treue.

Natürlich war mir diese Tatsache bewusst, also musste eine besondere Tour her. Eine Runde, die schon seit fast zehn Jahren überfällig war, ist die Schachtenrunde im Bayerischen Wald. Letztes Jahr scheiterte sie daran, dass die Alte Dampfsäge in Buchenau bereits Betriebsurlaub hatte und wurde durch den Großen Waldstein im Fichtelgebirge ersetzt. Dieses Mal war ich zwei Monate früher dran und hatte ein richtig gute Schlusseinkehr. Zur überragenden Qualität der Suppe und des Schnitzels kamen böhmische Preise, am Ende zahlte ich für die beiden Speisen und zwei Getränke deutlich weniger als dreißig Euro (mit Trinkgeld wurde es genau dieser Betrag). Zwei Tage später gab es die gleiche Suppe in der Mensa und es waren Universen dazwischen. Nicht nur Galaxien. Damit wäre auch die erste (oder von der Reihenfolge her letzte) Überraschung abgehakt. Warum Schlusseinkehr? Auf der Runde gibt es kein Wirtshaus, weil sie zu 90 Prozent in der Kernzone des Nationalparks liegt. Macht aber nix, dafür gibt es Rucksackverpflegung. In diesem Fall hieß das neben den obligatorischen Apfelvierterln eine Wurstsemmel, die am Hochschachten vertilgt wurde.

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht die klassische Schachtenrunde gegangen, wie sie in diversen Wanderführern beschrieben wird. Wie man unschwer aus der Routenskizze erkennt, verläuft nämlich zwischen Judenweg und Hirschbachschwelle der Grenzsteig nur ein paar hundert Meter östlich praktisch parallel. Laut mapy ist zwar zwischen Schützenpass und dem Verbindungspfad Richtung Poledník Betretungsverbot, was sich bei der Ankunft am Schützenpass irgendwie nicht bestätigte, aber der südlichere Teil ist zu normalen Kernzonenzeiten begehbar und wie erwartet wunderschön. Den Rest werde ich mir nächstes Jahr mal anschauen, eine Route hab ich schon halb im Kopf. Es war aber ganz gut, dass ich wie geplant zum Hochschachten und von dort über den Kohlschachten weitergegangen bin, weil sonst hätte ich das Schachtengebiet ja wieder nur umrundet und nicht gesehen. Und dieser Abschnitt ist SEHR fotogen, 104 Bilder in 90 Minuten bei drei Kilometern Strecke sagen alles, oder? Das war aber ausdrücklich keine Überraschung. Der Zustand des Grenzsteigs dann schon ein bisserl, ich hätte eigentlich mit viel mehr Aussicht gerechnet. Ist aber schon wieder gut zugewachsen. Angenehm zum Gehen war die Tatsache, dass die Filze dort aktuell ziemlich trocken sind, auch wenn Klimahysteriker sich da wieder wunderbar aufregen können. Wird sich sicher wieder ändern.

Die angenehmste Überraschung war der Sauberkeitszustand der Toiletten in der Infostelle am Parkplatz unterhalb der Staumauer. Allein ihre Existenz hat die Runde deutlich angenehmer gemacht. Ebenfalls überrascht war ich von der Fülltiefe des Trinkwasserspeichers, den kenne ich deutlich anders. Ich spare mir aber eine Wertung, ist halt eine normale Schwankung, wenn auch vielleicht ein bisserl extremer als sonst. Aber ich bin ja keine Klimahysterikerin. Als unangenehm empfand ich nur die Überraschung, dass die Fortsetzung des Judenwegs zum Grenzsteig von der Nationalparkverwaltung wohl vorsätzlich blockiert wurde und es absolut kein Durchkommen gibt. Es hat mich zwar nicht daran gehindert, zum Grenzsteig zu kommen, aber das Eck über den Verlorenen Schachten ist ein bisserl weiter. Wenigstens bin ich die 300 Meter, die mir entgangen sind, schon vor zehn Jahren bei einer Racheltour gegangen. Auch konnte ich am Verlorenen Schachten von einer Frau, die vom Grenzsteig gekommen war, Informationen zum Zustand einholen. Überrascht war ich auch, dass der Gruftsteig etwas einfacher war als ich ihn in Erinnerung hatte. War aber ebenfalls angenehm.

Der Rückweg ging dann über Furth im Wald und vor Allem Folmava, 23 Cent Unterschied pro Liter rechtfertigen 20 Kilometer Umweg immer. Unangenehm war nur die Polizeikontrolle an der Grenze, auch wenn sie mich durchgewinkt haben. Ich könnte zu dem Thema noch mindestens zehn Sätze schreiben, aber die gehören nicht in einen Wanderblog. Also lass ich jetzt langweiligerweise die Bilder weitersprechen.