Von wegen bis nächstes Jahr warten…
Tour solo, T3, I, 28,86 km, 1127 hm, 11 1/2 h, Ausgangspunkt Waldhausreibe (FRG)
Ja ja, vor etwas mehr als drei Wochen stand in diesem Blog, dass der Plattenhausriegel noch ein Jahr warten muss. Aber irgendwie hatte ich dann doch keine Lust, ihn warten zu lassen, vor allem, nachdem Christa aus familiären Gründen unsere Racheltour absagte. Das Ergebnis war eine Runde, die noch etwas heftiger ausfiel als erwartet. Nur gut, dass ich zumindest 200 Höhenmeter einsparte, indem ich den Startpunkt von der Fredenbrücke an die Waldhausreibe verlegte. Ebenso war es gut, dass ich, um bezüglich der Ankunft vor neun Uhr auf Nummer sicher zu gehen, so früh losfuhr, dass ich tatsächlich bereits um acht Uhr am Ausgangspunkt eintraf.
Denn andernfalls wäre es nichts mehr mit der Einkehr bei Heinz im Lusenschutzhaus geworden. Man möchte meinen, dass 26 Kilometer eigentlich locker in acht Stunden machbar sein müssten, aber erstens Höhenmeter und zweitens Grenzsteig und damit unmarkiert und nicht ausgebaut. Folglich werde ich die Runde in dieser Form sicher nicht wiederholen, sondern künftig den Plattenhausriegel in anderen Variationen besuchen. Mal sehen, was mir da noch alles einfällt. Pfade und Steige habe ich genug gesehen, und der Igelbusfahrplan ist auch gut genug, um die eine oder andere ÖV-Variante zu ermöglichen.
Das große Problem dieser Runde war der späte Zeitpunkt der Einkehr, der mich wie bereits geschrieben etwas unter Druck setzte, weil Heinz normalerweise um 18 Uhr zusperrt. Das gilt zwar nicht, wenn er Übernachtungsgäste hat, aber das weiß man im Voraus selten. Ich war zwar am Ende um 17.15 Uhr oben, aber zu Lasten ausgedehnter Gipfelrasten. Mehr als die Zeit, die ich für den Verzehr eines Wurstbrotes bzw. einer Wurstsemmel brauchte, war weder auf dem Rachel noch auf dem Plattenhausriegel drin. Apfelvierterln hatte ich überhaupt keine dabei, weil ich korrekterweise auf Milliarden von Schwarzbeeren spekuliert hatte.
Die Felsenkanzel lohnt sich nicht mehr wirklich. Sie liegt zwar am Goldsteig und die früher mal markierte Abkürzung unterhalb ist kein offizieller Wanderweg mehr, aber ohne Aussicht muss man nur als Gipfelsammler hinaufklettern. Hingegen sollte man die Abstecher zum Rachelsee und zur Rachelkapelle durchaus machen. Auch der Gipfelblock des Plattenhausriegels ist die 200 Meter Abstecher durchaus wert, vor allem bei besonders guten Sichtverhältnissen, die ich nicht einmal hatte. Über Rachel und Lusen brauche ich kein Wort verlieren. Aber es lohnt sich durchaus, als Alternative zur Himmelsleiter entlang der Grenze von der Blauen Säule zum Markfleckl zu gehen. Die Vydraquelle ist zwar mehr eine Feuchtwiese, aber ansonsten ist der Weg hübsch und definitiv ruhiger. Apropos Blaue Säule: Das Kunstwerk, das vor zwei Monaten groß im Grafenauer Anzeiger und auf der Nationalparkseite vorgestellt wurde, war nirgends zu sehen. Schon wieder abgebaut und ins Hans-Eisenmann-Haus transferiert?
Die Einkehr bei Heinz war exzellent wie immer, auch dank der netten Tischgesellschaft in Form einer älteren Dame aus München. Aber auch über das Wammerl konnte ich mich nicht beklagen, und über das Bucher Dunkel nur insofern, dass die erste Halbe viel zu schnell leer war.
Interessant war die Verteilung der Begegnungen: Klar war, dass zwischen Rachelsee und Rachelgipfel wegen Überfüllung geschlossen war und auch am Lusen noch ordentlich Betrieb herrschte. Dass ich aber zwischen Teufelsloch und Felsenkanzel auf kein einziges Lebewesen stieß (nicht einmal ein Eichhörnchen), war schon verwunderlich, immerhin war ich auf dem Goldsteig unterwegs. Noch verwunderlicher war aber, dass mir entlang der Grenze etwa 15 Personen entgegenkamen. Darunter war auch eine junge Tschechin mit kleinem Kind, die mich nach einem Pfad hinunter nach Březník fragte. Da sie etwa eineinhalb Kilometer zu weit auf dem Grenzsteig gelaufen war, nahm ich sie bis zum Abzweig, den ich letztes Jahr genommen hatte, mit. Nett war auch der Nationalparkranger, der bei der Glasarche einen Infostand aufgebaut hatte. Die zwölf Minuten habe ich gerne verratscht, auch wenn sie mit zur Hetze beitgetragen haben.
Karlie hätte sich gleich am Anfang und vor allem am Rachelgipfel gefreut. Hunde über Hunde. Aber leider (oder soll ich sagen zum Glück) dürfen auf dem Grenzsteig keine Hunde mitgenommen werden und er durfte stattdessen mit den Herrschaften in den Biergarten. Wäre er auf dem Rachel dabeigewesen, hätte ich bei Heinz wohl kein Wammerl mehr bekommen.
Beim Abstieg probierte ich gleich noch den Wilderersteig aus, den vor drei Wochen Werner und Hans gegangen waren und weiß jetzt, wo ich den Winterweg verlassen muss, wenn ich von der Waldhausreibe auf ihm zum Tummelplatz gehen will. Ob das noch einmal relevant werden wird, kann ich nicht sagen, aber Wissen schadet zumindest in der Natur nie.
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