Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Sightseeing im Hinterland des Havran

Tour solo, T1, 25,08 km, 631 hm, 8 1/4 h, Ausgangspunkt Stará Knížecí Hut‘ (TC)

Der Plan war, bei brauchbarem Wetter vor dem bayerisch-böhmischen Stammtisch in Svobodka, auf den ich bei der Begehung des Zlatá cesta im April aufmerksam wurde, eine vernünftige Runde zu gehen. Dabei bot es sich irgendwie an, in Stará Knížecí Hut‘ (Altfürstenhütte) zu starten, weil in dessen Umgebung einige Wüstungen, Burgställe und Schlossruinen liegen. Damit sich die Sache streckentechnisch lohnte, kam der Havran mit dazu, weil ich sowieso jedes Jahr einmal hinaufgehe, womit sich als Einkehr die Alte Mühle in Gehenhammer anbot. Also war auch klar, dass ein Abschnitt des Grenzsteiges ebenfalls mit von der Partie sein würde. Die Ruine Schellenberg lag zwar auch in der Nähe, aber die Tour heißt ja „Sightseeing im HINTERLAND des Havran, während Schellenberg aus bayerischer Sicht davor liegt.

In der Realität schaffte ich es einigermaßen, die Strecke wie geplant zu gehen, auch der Einkehrschwung klappte. Am Grenzsteig wurde es stellenweise etwas unübersichtlich, aber das war nicht so schlimm. Nur das Wetter spielte nicht ganz mit, wobei ich es immerhin schaffte, die beiden heftigen Gewitter und Regengüsse im Trockenen zu überstehen, nämlich in der Unterstandshütte auf dem Havrangipfel und in der Alten Mühle. Das Sightseeing brachte die eine oder andere Überraschung: So wird das Jagdschlösschen Ostrůvek (Inselthal) hübsch saniert, während der vermeintliche Burgstall Starý zámek bei Zaháji (Waldheim) in Wirklichkeit die Ruine eines Schlosses aus dem 19. Jahrhundert ist. Den wirklichen Burgstall Šelmberk kann man noch am Graben erkennen, auf den höchsten Felsen könnte man auch mit Hilfe einer Leiter hinaufklettern, worauf ich aber aufgrund der nassen Verhältnisse verzichtete. Vom ehemaligen Dorf Zlatý potok (Goldbach) ist noch mehr übrig als erwartet, außerdem fand ich etwas überraschend auf halbem Weg von dort zum Havran eine Gedenktafel für die frühere Glashütte Neuwindischgrätzer Hütte (Sklaře), aber keine Überreste, obwohl an diesem Ort danach die Kaserne für die Besatzung des früheren Spionageturms auf dem Havran stand.

Gut geklappt hat am Ende auch der Stammtisch, obwohl die Strecke von Stará Knížecí Hut‘ nach Svobodka etwas zeitaufwändiger ist als erwartet. Schön fand ich vor allem, dass bei der Sitzordnung darauf geachtet wurde, dass sich Deutsche und Tschechen vermischten. Auch das hochverdiente Abendessen erwies sich als exzellent, allerdings habe ich diesbezüglich in Böhmen sowieso kaum Bedenken. Nur auf ein Foto davon müssen meine werten Leser heute verzichten, weil ich die Kamera nicht mehr mit zum Stammtisch genommen habe.