Kaitersbergüberschreitung ohne Wildniseinlage
Tour solo, T3, I, 18,32 km, 988 hm, 8 h, Ausgangspunkt Steinbühl (CHA)
Meistens ist es ja so, dass ich bei Wiederholungstouren ziemlich wenig Fotos mache. Warum sollte ich auch, wenn ich sowieso schon fast alles auf der Festplatte oder sogar in diesem Blog habe. Es gibt aber auch Ausnahmen, zum Beispiel, wenn ich eine Sommertour im Winter noch einmal gehe oder umgekehrt. Oder wenn sich die Strecke doch ein bisserl verändert hat. Noch nie ist mir aber passiert, dass sich die Zahl der Bilder bei der Wiederholung fast verdoppelt hat (oder doch, falls ich beim ersten Mal nur etwa 30 Fotos gemacht habe? Aber sicher nicht bei ursprünglich über 70 Fotos). Im Fall der Kaitersbergüberschreitung lag es weniger an der Jahreszeit als vielmehr am Unterschied in der Wolkendecke, da spielten die Streckenänderung auf dem Kamm und der andere Abstiegsweg eine untergeordnete Rolle.
Ich startete also kurz vor halb zehn an der Pfingstreiterkirche und fand keine einzige Wolke vor. Bis kurz unterhalb des Großen Riedelsteins war mein Weg identisch mit dem von vor vier Jahren, wobei scheinbar der markierte Weg in Bonried etwas verlegt wurde. Er führt jetzt nicht mehr von Höfing her kommend praktisch geradeaus und fast durch den Bauernhof, sondern auf der Straße bergab und nach 200 Metern ebenfalls asphaltiert links nach Osten. Das Zellertal geizte nicht mit seinen Reizen, so dass bereits beim Talhatscher jede Menge Fotos zusammenkamen. Beim Aufstieg kam mir dieses Mal kein Schwammerlsucher entgegen, obwohl ich im Wald ein paar Leute hörte, dafür aber eine Dame mit gleich vier Hunden, die mich alle ganz liebevoll begrüßten. Knapp oberhalb der 1000-Meter-Marke gab es die erste Überraschung: Der Goldsteig kam nicht erst oben auf dem Kamm von rechts herauf, sondern bereits hier unten, gleichzeitig gibt es ein Hinweisschild zum Aussichtspunkt auf dem Kleinen Riedelstein, den ich sowieso ausprobieren wollte und auf diese Weise etwas leichter erreichen konnte. Und dieser Aussichtspunkt ist die 200 Meter zusätzlichen Weg auf jeden Fall wert, an wärmeren Tagen kann man sich hier auch schön hinsetzen und ein paar Minuten genießen. Mittlerweile war es zwar nicht mehr ganz so frostig wie am Morgen, aber eben leider auch noch nicht warm genug für eine längere Rast. Diese holte ich halbwegs am Großen Riedelstein nach und machte auch fast alle Fotos, die ich bereits vor vier Jahren versucht hatte, noch einmal. Anschließend ging es über den gleichen kleinen Steig wieder hinunter zum Hauptweg, wichtig ist hierbei, bei der Ankunft am Waldboden zwischen den beiden Felsblöcken durchzugehen und nicht dem Waldpfad geradeaus zu folgen. Vielleicht kann man die Gemeinde Arrach einmal dazu überreden, auch hier Markierungen anzubringen, die dem Niveau der anderen Wege entsprechen. Bei den Rauchröhren war es überraschend ruhig, kein Kletterer weit und breit, es mag am Wochentag gelegen haben. Ich ging wieder den anspruchsvollen Weg durch die Felsen und auch zum höchsten erreichbaren Punkt. Alles wie gehabt, ich werde meine Schwierigkeitsbewertung nicht revidieren. Nicht wie gehabt ging es im Bereich des Steinbühler Gesenkes weiter, hier hat der Landkreis Cham im Winter zwei neue Schutzgebiete eingerichtet und aus diesem Grund teilweise den Goldsteig (und damit auch die deckungsgleich verlaufenden anderen Wanderwege) auf die nördliche Seite des Kamms verlegt. Während mir der Grund für die Verlegung zwischen Eck und dem Riedelstein nicht bekannt ist, geht es hier zunächst um Brutplätze von Wanderfalken in den Südwänden des Hohen Steins und später im Hauptteil des Gesenkes um Luchse. Deren Schutzgebiet zieht sich ein ganzes Stück den Hang hinunter, wird aber leider durch Ausnahmen für Forstarbeiter und Jäger verwässert. Letzteres kann ich nicht nachvollziehen, deutet doch alles darauf hin, dass Jäger hinter den Grausamkeiten an Luchsen im Frühsommer stecken. Auf der Kötztinger Hütte war es mittlerweile warm genug, um doch auf der Terrasse zu sitzen. Ich genoss wieder ein Dunkles und dieses Mal einen Jägerbraten, weil ich einfach ein warmes Mittagessen wollte. Er war nicht einmal eine Minute nach der Bestellung auf dem Tisch, dafür waren leider die Spätzle nicht mehr ganz frisch. Ansonsten war es aber ganz ok. Etwa eine Stunde später brach ich wieder auf, ging dieses Mal durch den Hinterausgang der Terrasse, durch den der Goldsteig aus Richtung Kreuzfelsen sogar offiziell hereinkommt und konnte so den tatsächlichen Mittagsstein mit der Kriegsopferkapelle bewundern. Danach war bis zum Kreuzfelsen alles wieder wie vor vier Jahren, der Aufstieg zum Kreuz ist immer noch solide seilversichert, das Gipfelbuch fast neu und trotzdem schon wieder fast halb voll und die Aussicht Richtung Arber und Zellertal vor allem bei diesem Wetter grandios. Nur die beiden Golden Retriever vom letzten Mal waren heute nicht da. Beim Abstieg verpasste ich nach der Seilversicherung den Abzweig und machte einen kleinen Umweg auf der Nordseite, war aber nicht schlimm, ich wusste jederzeit, wo ich war und hinmusste. Jetzt verließ ich die Strecke vom letzten Mal, ging aber nicht, wie damals empfohlen, zurück zur Hütte, sondern weiter auf dem Goldsteig. Dieser führt vorbei an der Räuber-Heigl-Höhle und ist im Aufstieg deutlich angenehmer als im Abstieg, weil doch ziemlich holprig und auch vom Gefälle her nicht ohne. Nach etwa einem Kilometer mündet der Steig in einen Forstweg, von dem gleich darauf der Wanderweg K3 links zum Plattenstein und nach Bad Kötzting abzweigt. Der Plattenstein ist ein von oben wenig markantes, aber sehr aussichtsreiches kleines Felsplateau mit uriger Sitzgruppe und Feuerplatz. Anschließend blieb ich bis zur zweiten Kreuzung mit einer Forststraße auf dem K3 und bog dort links, talwärts ab. Ich hätte auch bis Maiberg auf dem K3 bleiben und dort auf den Pfingstreitersteig wechseln können, aber meine Vorplanung im Garmin zeigte mir etwas anderes. Verpasst habe ich laut Wanderbuch ein nettes Bankerl, aber das kann ich ja nächstes Jahr nachholen. Den Pfingstreitersteig, der mit einem mal nach oben, mal nach unten geöffneten Hufeisen markiert ist, erreichte ich eine Viertelstunde später auch so, erst kommt er unscheinbar rechts aus dem Wald und zweigt 50 Meter später in einer Rechstkurve der Forststraße etwas undeutlich markiert in eine breiten Waldweg. Dieser wird im weiteren Verlauf mal schmäler, mal wieder breiter, mal deutlicher, mal undeutlicher und bleibt vor allem bis zu den oberen Häusern von Traidersdorf fast durchgehend ein Waldweg. Nur auf halber Strecke verläuft er noch einmal für etwa 500 Meter auf einer Forststraße, es ist übrigens diejenige, die ich vor vier Jahren heruntergekommen war. Weniger gestört haben mich die immer wieder auftauchenden Gegenanstiege, etwas schade fand ich, dass eine eigentlich schöne Holzbrücke über einen der vielen Bäche bis zur Mitte hin völlig zerstört und unbegehbar ist. Zumindest gibt es fünf Meter oberhalb eine Steinfurt, so dass man trockenen Fußes über den Bach kommt. Irgendwann erreichte ich dann die ersten Häuser und packte dort meine Stöcke weg, weil der letzte Kilometer durch das Dorf und damit auf Asphalt verläuft. Die 30 Meter auf der Staatsstraße bis zum Abzweig hinauf nach Steinbühl waren dieses mal etwas haarig, weil innerhalb weniger Sekunden drei von jungen Männern gesteuerte „Sportcoupes“ zweier bayerischer Automobilhersteller mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit um die Kurve gesaust kamen und weniger als einen Meter neben mir vorbeirasten. Zurück am Auto, das ich kurz vor halb sechs erreichte, erlaubte ich mir noch einen kleinen Scherz zu einem älteren Ehepaar mit auswärtigem Kennzeichen, das die Kirche besichtigen wollte und es auch tat. Durch die frühe Ankunft schaffte ich auf dem Rückweg auch noch den Abstecher ins Kaufland Cham und konnte am Abend meine geliebte Aromawanne genießen.
Ich werde die Runde nächstes Jahr noch einmal gehen, aber dann ohne den Forststraßenabstecher, von dem ich mir nicht einmal sicher bin, dass er kürzer ist als die Wanderwege, und der Vollständigkeit halber ausnahmsweise auf dem einfachen Umgehungsweg südlich an den Rauchröhren vorbei. Außerdem werde ich die Runde umdrehen, weil erstens der Abstieg vom Großen Riedelstein wohl knieschonender ist als der vom Kreuzfelsen und ich zweitens mit Sicherheit jede Menge Fotomotive bisher nicht wahrgenommen habe, weil sie in meinem Rücken waren.
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