Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Ich liebe die Inversion…

Tour solo, T2, 15,57 km, 590 hm, 7 ½ h, Ausgangspunkt Obernhausen (FD)

Eigentlich wollte ich diese Runde schon zehn Tage früher gehen. Das wäre aber ein Mittwoch gewesen und ich hätte jede Menge Therapien und vor allem zwei Arztgespräche absagen müssen. Das erste wäre wohl gegangen, aber das zweite auf keinen Fall. Der Donnerstag hätte auch noch AKW geboten, aber dann hätte ich auf die Waldgruppe verzichten müssen, in die ich ganz exklusiv hineingeschoben wurde. Geht also erst recht nicht. Aber Mama Natur hat mich doppelt für meinen Verzicht belohnt. Sie ließ es erst ein paar Tage schön schneien und schenkte mir dann für den Tourentag Inversionslage. Somit kam ich zu einer Wintertour auf die Wasserkuppe und hatte auch noch besonders grandiose Lichtverhältnisse. Danke Mama!

Bei der Ankunft am Skiliftparkplatz oberhalb von Obernhausen waren kurz nach neun Uhr noch ein paar Plätze frei, aber die Autos kamen gefühlt im Sekundentakt an und füllten den Parkplatz rasch komplett. Kein Wunder bei diesen Verhältnissen. Beim Losgehen hatte es stramme minus zehn Grad, späten am Nachmittag immer noch minus fünf, ich konnte mir also am Abend in der Sauna die Eiskammer sparen. Erfreulich war die gute Markierung und Beschilderung aller Wanderwege, hat die Orientierung sehr erleichtert. Obwohl, mit Garmin und Kartenausschnitt konnte auch so nicht viel schiefgehen. Natürlich luden die Verhältnisse dazu ein, es beim Fotografieren mal wieder richtig zu übertreiben, war aber ok so, denn so schaffte ich es, mit dem 208. Foto etwa einen Kilometer vor dem Ziel den Akku leerzuknipsen, womit ich ihn am Abend aufladen und am nächsten Tag mit vollem Akku auf den Kreuzberg zu gehen. Siehe nächster Bericht. Die knapp zehn verpassten Bilder ließen sich da locker verkraften. Andere hätten sicher den Rettungshubschraubereinsatz auf der Piste bei meiner Rückkehr ohne Ende paparazzt, aber da stehe ich drüber. Ich bin ja keine Sensationsreporterin, sondern Wanderbloggerin. Verzichtet habe ich auf den Pferdskopf. Wäre machbar gewesen, aber mir erschein der Abstieg zum Guckaisee bei diesen winterlichen Verhältnissen etwas grenzwertig. Schließlich wollte ich ja zu Fuß zum Auto und mit dem zurück nach Bad Bocklet kommen und nicht mit dem Hubschrauber nach Fulda geflogen werden. Aber es gibt ja vom Hochplateau einen schönen und einfacheren Weg hinunter zum See mit Wirtshaus. Das ist zwar ein Touristenfalle, aber immerhin mit guter Essensqualität und ordentlichen Portionen. Zum Preisunterschied nur eins: Die Halbe Kreuzberger Klosterbier kostet in der Guckaistuben fünf Euro, im Kloster Kreuzberg 3,50. Distanz: etwa neun Kilometer Luftlinie. Aber es ist wenigstens dunkel und man kann es trinken. Auf dem Weiterweg über die Eube ging es dann noch über einen feinen Grat (siehe Foto), der mich dann doch sehr an den Rand einer Caldera erinnerte. Leider ist im Internet nichts darüber zu finden, wie der Kessel um den Guckaisee entstanden ist, es heißt nur, dass der See durch einen Erdrutsch aufgestaut wurde. Aber der größte Teil der Rhön und auch die Wasserkuppe sind vulkanisch, also würde das durchaus Sinn machen…

Nett waren auch noch die Begegnungen mit einem Pärchen mit Spiegelreflexkameras, die noch mehr Bilder pro Minute machten als ich und mit ein paar Hunden auf der Eube. Ich glaube, dass es meinem Hooligan gut gefallen hätte, sofern er nicht vor der Kälte gekniffen hätte. Aber die Frage hat sich nicht gestellt, er durfte ja nicht mit zur Kur und hat brav auf die Herrschaften aufgepasst. Die Strecke hätte ich ihm jedenfalls noch zugetraut. Aber jetzt zum gemütlichen Teil, den Fotos.