Mal wieder auf den Arbern
Tour mit Vera, Manu, Helga, Sandra und Eva, T3, 14,61 km, 802 hm, 7 1/2 h, Ausgangspunkt Arberseehaus (REG)
Ja, ich bin den Seewandsteig schon mal gegangen. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, warum ich ihn damals mit T2 bewertet habe. Vielleicht hatte es Coco mir eingeflüstert. Und ja, ich war auch schon auf dem Kleinen Arber und bin über die Chamer Hütte rüber zum Großen gegangen. Mit Karl vor ziemlich genau zwei Jahren. Da war es aber so stürmisch, dass wir die Gipfelriegel auslassen mussten, außerdem war die Seilbahn da noch in Revision und deswegen auch das Schutzhaus geschlossen. Aber das hatte alles keinen Einfluss darauf, dass ich das alles nochmal gemacht habe. Denn ich hatte bisher weder den Großen Arbersee umrundet noch war ich die Querung vom Ende des Seewandsteigs zur Chamer Hütte über den Arberschachten gegangen.
Netterweise war die Reaktion auf meine Frage in einem Frauenportal, ob denn jemand von den Berggeherinnen auch mal Lust auf den Bayerwald hätte, sehr positiv, so dass es nicht lange dauerte, bis die Tour für Samstag ausgeschrieben war. Petrus zwang uns noch zur Verschiebung um einen Tag, dafür hatte es am Ende aber AKW und sechs wanderfreudige Frauen starteten fast pünktlich kurz nach zehn Uhr am Arberseehaus zu dieser Runde. Für die meisten war der Bayerwald Neuland, also durfte ich neben dem Fotografieren auch noch dirigieren. Kein Problem, denn ich hatte ja auch zur Sicherheit meine Karte dabei. Zunächst wurde die allerdings nicht gebraucht, denn wir umrundeten zum Aufwärmen erst einmal den See. Dies geschah auf einem gut ausgebauten und sandalentauglichen Touristenpfad und erleichterte die Gewöhnung an die unterschiedlichen Gehgeschwindigkeiten und Fotofrequenzen. Denn Motive gibt es auf dieser Runde auch schon genug. Kurz vor dem Arberseehaus zweigen dann zwei Wege nach rechts ab, eine Fahrstraße und ein breiter, markierter Pfad. Dieser wird bald schmäler, bleibt aber markiert und geht länger nach oben als ich mich erinnern konnte. Die erste Forststraße wird noch überquert, bei der zweiten heißt es dann rechts abbiegen. Ab hier sind keine Markierungsschilder mehr an den Bäumen, nur noch teilweise abgewaschene Bemalungen der Wegnummer 5. Kann es sein, dass der Seewandsteig aus den offiziellen Wanderwegen rausgeflogen ist, weil er für Sandalentouristen zwei Nummern zu anspruchsvoll ist? Normalerweise würde ich ja Turnschuhtouristen sagen, aber Manu war mit eben diesem Schuhwerk unterwegs und kam ziemlich gut zurecht. Der Forststraße folgten wir nur ein paar Meter bis zu einer Linkskurve, in der ein Weg geradeaus in den Wald hineinführt. Dieser geht nach ebenfalls nicht vielen Metern in den wirklichen Seewandsteig über, und hier beginnt der Genuss. Der Seewandsteig windet sich in vielen Miniserpentinen über kleine Felsen und Wurzeln durch die Seewand. Mal wird ein Bacherl überquert, dann geht es wieder drei Meter bergab, umgestürzte Bäume rechts wechseln sich mit richtigen Felswänden links ab, aber im Prinzip geht es immer in angenehmer Steigung schräg nach oben. Nach etwa einer Stunde dreht der Pfad nach links und das Gehölz wird jünger. Dann ist es nicht mehr weit bis zur Einmündung in den Steig, der vom Mittagsplatzl herunterkommt und schnürlgerade in der Bodenmaiser Senke endet. Diesen Weg bin ich damals mit Coco gegangen, heute bogen wir in die andere Richtung ab, blieben aber nur 20 Meter auf dem Steig, weil dann von rechts mit Weg 2b einer der Hauptzustiege von Bodenmais über die Reischbachfälle heraufkommt. Diesem Weg folgten wir etwa eine Viertelstunde bergab, wobei es eigentlich zwei Möglichkeiten gibt: Während sich der markierte Wanderweg ein bisserl durch den Wald windet, führt wenige Meter links davon ein gut verwachsener Harvestertrack hinunter. An der ersten Forststraße verließen wir diesen Weg wieder und bogen rechts ab. Hier gibt es keine Wandermarkierungen oder Zielhinweise, lediglich eine Markierung für Mountainbikes ist vorhanden. Nach 20 Minuten waren wir am Arberschachten angekommen, wo es ein kleines Unterstellhütterl gibt und der Arbersteig rechts hinauf zur Bodenmaiser Senke führt. Wie ich am Mittwoch am Hüttlschachten lesen durfte, ist der Arberschachten eine von lediglich zwei Bergweiden im Bayerischen Wald, die noch für ihren ursprünglichen Zweck genutzt werden. Wir konnten auch schon die Elektrozäune im Aufbau sehen, es wird also bald losgehen. Weiter ging es auf der Forstautobahn, bis Sandra für ein Foto zu einem etwas oberhalb des Weges stehenden Baumstumpf abbog und dort ein Geocache entdeckte. Eine weitere Forststraßenabzweigung ließen wir rechts liegen, bevor wir nach etwa drei Forststraßenkilometern am Waldsteiglein ankamen, das von hier aus zur Chamer Hütte und dem Kleinen Arber führt. Als kleine Fortsetzung des Themas von Mittwoch sind die Hinweise nur von der anderen Seite erkennbar. Scheinbar gibt es nicht viele Wanderer, die über den Seewandsteig oder das Mittagsplatzl zum Kleinen Arber gehen. Wir sind auch nur von zwei Mountainbikern überholt worden. Nach fünf Minuten waren wir an der geschlossenen Hütte und beschlossen, die Bänke Bänke sein zu lassen und erst mal auf den Gipfel zu gehen. Sollte dieser zu voll oder nicht schön genug sein, könnten wir ja bei der Rückkehr immer noch an der Hütte Rast machen. War es aber nicht, wir verblieben etwa eine halbe Stunde am Gipfel. Der Weg dorthin hat sich in den letzten zwei Jahren nur marginal verändert, so dass ich mir eine detailliertere Beschreibung spare. Ein leicht angegrauter Herr mit Sepplhut und niederbayerischem Dialekt ignorierte jedoch beim Aufstieg die Wildruhezone und machte einen Ausflug auf einen der kleinen Felsen neben dem Weg. Meinen freundlichen Hinweis darauf quittierte er mit Überraschung und fotografierte seelenruhig weiter. Wenn er meint. Seine beiden Begleiterinnen sorgten am Gipfel noch für etwas Heiterkeit, waren aber nach ein paar Erinnerungsfotos am Gipfelkreuz schnell wieder verschwunden. Zurück an der Chamer Hütte gab es trotzdem noch eine kleine Unterbrechung, da die Mehrzahl der Gruppe nach einer geöffneten Toilette suchte. Leider erfolglos. Also gingen wir weiter auf dem jetzt als Goldsteig markierten Pfad durch den Wald, zunächst hinab zum tiefsten Punkt des Sattels, dann wieder ansteigend. Abzweigungen Richtung Kleiner Arbersee wurden ebenso ignoriert wie die erste Anbindung an die Forstraße, die wir vorhin rechts liegenlassen hatten. Erst als der Pfad ohne weitere Alternative in sie mündete, fügten wir uns diesem Schicksal und stiegen etwa 800 Meter auf ihr auf, bis (mal wieder in einer Linkskehre) der Verbindungspfad zur Bodenmaiser Senke geradeaus weiterging. Von der Senke aus führt der steile Treppenweg hinauf zum Gipfelplateau und mündet am Fuß des Wagnerfelsen in den Gipfelrundweg. Ursprünglich waren Besuche auf allen zugänglichen Gipfelriegeln geplant, wir beschlossen jedoch in demokratischer Abstimmung einmütig, uns auf den Wagnerfelsen, Kleinen Seeriegel (wegen des Tiefblicks zum Kleinen Arbersee) und Hauptgipfel (an dem wir sowieso direkt vorbei mussten) zu beschränken und dann zum Kaiserschmarrn hinunterzuhetzen. Naja, hetzen ist leicht übertrieben, denn wir ließen uns an jedem der Gipfelchen ausgiebig Zeit für Fotos und ich durfte auch den einen oder anderen Nachbarberg benennen und erklären. Auch auf einer der beiden Radarkuppeln war Betrieb, zwei Männer hissten eine Deutschlandfahne. Jetzt schon Einstimmung zur Fußball-WM? Uns war es egal, wir machten uns auf den Weg zum Schutzhaus. Das heißt, ich ging zum Schutzhaus, während die anderen wie alle Touristen zum Aufzug rannten, der seit Neuestem von der Seilbahnstation zur Eisensteiner Hüttn fährt, und dann von dort die paar Höhenmeter zur Hüttenterrasse aufsteigen durften. Wäre ich mit ihnen mitgefahren, hätten wir keinen Platz bekommen und unsere Einkehr bei diesem Wetter drinnen verbringen müssen. Obwohl eigentlich klar war, dass wir alle Kaiserschmarrn wollten, haben wir auf die Speisekarte geschaut und uns dann eigentlich fürs G’röstl entschieden. Eigentlich, denn die Bedienung teilte uns mit, dass es nur noch Kaiserschmarrn, Currywurst, Wienerln und Germknödel gab. Da ich bereits ein Dampfbier vor mir stehen hatte, wurde es dann halt statt Kaiserschmarrn ein Germknödel. Eva, Helga und Manu bestellten ebenfalls etwas anderes, aber zumindest Vera und Sandra besannen sich auf die ursprüngliche Absicht zurück und bereuten ihre Auswahl ebenso wenig wie ich. Nach einer gemütlichen Stunde brachen wir dann wieder auf, um den kürzesten Abstieg zum See zu nehmen. Dieser kreuzt zunächst die Weltcuppiste und führt dann holpriger als in meiner Erinnerung hinab zur Brennesfichte. Dieses Mal haben wir den richtigen Weg zu diesem markanten Baum gefunden, dummerweise ist das Foto davon nix geworden. Ab hier geht es noch etwa 500 Meter holprig hinunter, dann mündet der Pfad aber in eine wieder sandalentaugliche Forststraße, auf der wir die letzten 1,8 Kilometer entspannt zum Arberseehaus abstiegen. Dort gab es noch ein letztes Foto vom See im Gegenlicht und eine kleine Erfrischung, nach der wir uns voneinander verabschiedeten und kurz vor 18 Uhr auf den Heimweg machten.
Update zum Seewandsteig: Laut Naturparkseite ist der Seewandsteig mittlerweile aufgegeben und gesperrt. Grund hierfür ist angeblich, dass man dem Forstamt die Wegsicherung nicht mehr zumuten will, weil ein paar Fichten umkippgefährdet sind. Ich vermute aber eher, dass es kommerzielle Interessen der Seilbahnbetreibergesellschaft von Hohenzollern sind, ist doch der Seewandsteig der einzige Arberzustieg, der in einer Halbtages- bis lockeren Tagestour machbar ist und die touristische Infrastruktur rund um die Bergbahnen komplett meidet.
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