Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Sommerspaziergang in einem Wintersportgebiet

Tour solo, T1, 12,5 km, 340 hm, 4 1/4 h, Ausgangspunkt Pláně (PT)

Lohnt es sich, für eine zwölf Kilometer lange Wanderung mit gerade mal 340 Höhenmetern 160 Kilometer einfache Strecke anzureisen? Was bekommt man im Restaurant eines Sporthotels für 7,50 Euro auf den Tisch? Was hat der Přílba, was der Arber nicht hat? Wie kann man eine Mountainbikeroute so gestalten, dass die Biker besser schieben? Diese vier Fragen waren der Text meines Appetitmacherberichts auf hikr, und sie werden natürlich im Verlaufe dieses Berichts beantwortet, wobei die Antwort auf die erste Frage etwas umfangreicher ist. Aber zunächst etwas zur Tour selbst:

Ich startete bei AKW und angenehmen 21 Grad kurz nach halb zwölf am Wanderparkplatz Pláně, an dem doch einige andere Autos und ein Wohnmobil standen. Allerdings war ich die einzige Ausländerin und auch das einzige Auto ohne Fahrradhalterung. Der Weg führt gut markiert und beschildert rechts an der Pension vorbei zunächst am Waldrand entlang, dann an einer verschlossenen Schranke vorbei in den Wald hinein und leicht bergauf. Nach ein paar Minuten hörte ich Urlaute, wohl das angedeutete Röhren eines Rehbocks, und prompt sprang wenige Meter links von mir ein Reh durchs Unterholz. Es blieb kurz stehen, witterte, guckte mich an und sprang auf dem gleichen Weg zurück, bevor meine Kamera fertig war. Ein bisserl schade, aber schön genug und gleich zu Beginn ein fetter Punkt für ein Ja! zur ersten Frage. An den Bäumen waren außerdem in der Gegenrichtung provisorische Schilder angebracht, die wohl Streckenweiser für einen Langstreckenlauf darstellen sollten. Ähnliches fand sich auch später auf dem Přílba-Gipfelweg, wo ich auch mehrmals von Läufern mit Startnummer überholt wurde. Der angenehme Waldweg mündet nach etwa einem Kilometer in eine Forststraße, die auch angenehm zu gehen ist. Ihr folgte ich nach links, dem ersten Zwischenziel (eher Wegkreuzung) U Starých hutí entgegen. Bis man dort ankommt, gibt es zwei Stellen, an denen die Wiesen von Nové Hutě fast bis zum Weg reichen. Hier hat man auch sehr schöne Aussicht nach Südosten und Osten. Die zweite Wiese ist ein sehr sanfter Skihang mit drei Liftanlagen, von hier aus war im Hintergrund Temelín zu erkennen, der einzige kleine Negativpunkt des Tages. U Starých hutí ist mit einem kleinen Unterstandshütterl ausgestattet, allerdings war ich noch nicht einmal eine Stunde unterwegs (2,5 Kilometer) und das Hütterl belegt, also bog ich rechts ab und ging auf der nächsten Forststraße nach Westen. Nach 150 Metern heißt es aufpassen, denn der markierte Weg verlässt die Forststraße und führt auf einem Waldpfad zur nächsten wichtigen Kreuzung Pod Přílbou, wo es auf einer schnurgeraden und leider auch asphaltierten Straße hinauf zum Přílba geht. Dieser Gipfel ist nach etwa einem Kilometer erreicht und leicht zu verfehlen, da er nur mit einem Schild am Wegesrand und einem Rastbankerl etwas abseits davon gekennzeichnet ist. Aber: Im Gegensatz zum Arber gibt es hier ein Gipfelbuch, womit Frage drei beantwortet wäre. Ich habe mich selbstverständlich eingetragen und außerdem ein Viertel vom Apfel gegessen. Tina und Gina waren zwar dabei, mussten aber den ganzen Tag im Rucksack bleiben. Ich hoffe, dass sie es mir verzeihen (doppeltes Plüschtierkopfnicken von links). 20 Minuten später war ich an der Schlüsselstelle angelangt: es galt wieder einmal eine mehr oder weniger Hauptstraße zu überqueren. Im Gegensatz zur Brennes-Staatsstraße war hier aber kein Verkehr und man kann auch nicht so schnell fahren, weil es deutlich schmäler zugeht, also bestand keinerlei Lebensgefahr. Der Weg ist jetzt nicht mehr asphaltiert, aber immer noch schnurgerade bis Na Hřebenovce, wo man zwar auch geradewegs nach Churáňov kommt, ich aber links abbog, um wenigstens auf eine zweistellige Kilometerzahl zu kommen. Jetzt ging es etwa einen Kilometer lang sanft bergab, ein älteres Ehepaar war zunächst vor mir unterwegs, sich dann aber unschlüssig, ob sie denn weitergehen wollten, drehten mehrmals um und endeten hinter mir. An der nächsten Forstwegkreuzung ist links der Hinweis auf I. Zona Narodního Parků, also Naturschutzgebiet, was in der Karte nicht verzeichnet ist. Der offizielle Abzweig U Mezilesní slatě ist derzeit noch 50 Meter westlich davon, dürfte aber bald verlegt werden, weil der kleine Verbindungspfad zur (neuen?) Forststraße gleichzeitig als Bett eines teilweise kanalisierten Baches dienen soll und wohl nicht mehr lange begehbar sein wird. Diese Forststraße ist die Antwort auf die vierte Frage: Sie ist auf geschätzten 1300 Metern mit derart grobem Kies aufgeschüttet, dass es fast unmöglich ist, mit dem Bike darüberzufahren. Wenn man es positiv formulieren will, kann man es auch erstklassigen Karwendelschutt im Šumava nennen. Dort, wo dieser Abschnitt endet, ist der gefühlt tiefste Punkt der Runde, denn an einem unbenannten Abzweig ging ich rechts etwas steiler hinauf Richtung Churáňov. Nach zehn Minuten verließ ich den Wald und blickte über eine Wiese und die Dächer von Churáňov auf die nordöstlichen Ausläufer des Böhmerwaldes. Diese Wiese spazierte ich entlang, vorbei an einem Sendemasten, bis eine Fahrstraße nach rechts zum Gipfel des Churáňov mit seiner Wetterstation führt. Diese 200 Meter nahm ich natürlich mit, den Rückweg wählte ich jedoch parallel dazu auf einem kleinen Waldsteig, der ebenfalls Markierungen für einen Berglauf aufwies. Den Grund hierfür sah ich im Dorf: Berglaufveranstaltung mit mehr Teilnehmern als Churáňov Einwohner hat. Aber die Aussicht ist hier sehr gut. Ich machte einen kleinen Abstecher zum Langlaufstadion, jetzt im Sommer ein besonders hässlicher Fleck, und versuchte, ohne die Läufer zu behindern ein Restaurant für den Einkehrschwung zu finden. Dies gelang mir nach wenigen Metern im Sporthotel Olympia, womit wir bei der Antwort zu Frage zwei wären: Ich genehmigte mir gefüllte Hähnchenbrust mit Reis und dazu ein Pilsner Urquell und durfte dann festhalten, dass die 7,50 Euro (193 Kronen) sehr gut angelegt waren. Die Portion war nicht übertrieben groß, aber locker sättigend, die Qualität so wie ich es in Tschechien gewohnt bin exzellent und die Bedienung sehr freundlich. Mir wurde sogar auf der Terrasse serviert, obwohl zwei Plakate eben diese als Selbstbedienungszone ausweisen. Nur das Urquell war halt ein Urquell – es gibt in Böhmen jede Menge bessere Biere. Aber egal. Zum Hotel gehört außerdem noch ein abenteuerlicher Baumwipfelpfad, den ich den Kindern überließ. Stattdessen machte ich mich kurz nach 15 Uhr auf den Weg zurück zum Auto. Um nach Pláně zu kommen, muss man gegenüber eines anderen Hotels nach rechts oben abzweigen und nicht der Fahrstraße folgen , diese führt hinunter nach Zadov. Ist aber alles beschildert und markiert. Nach etwa der Hälfte der 1,5 Kilometer geht ein unscheinbarer Weg schräg links in den Wald und führt zur Skipiste, an deren rechtem Rand die letzte Attraktion der Tour wartet, die Skisprungschanze. Zu ihr musste ich auf der Piste etwa 30 Höhenmeter absteigen, die mir aber durch ein schönes Panorama nach Norden versüßt wurden. Leider ist der Sprungturm verschlossen, aber der Abstecher hat sich für mich auch so gelohnt. Vom Turm aus kann man auf der Zufahrtsstraße nach Pláně gehen, muss also nicht mehr über die Piste zurück zum Hauptweg aufsteigen, auch wenn das an diesem Tag keine besondere Unannehmlichkeit gewesen wäre.

Zurück am Auto, ließ ich zunächst noch die Wandersocken an, weil ich auf der Anfahrt kurz vor der letzten Abzweigung noch den Parkplatz des Jezerní slat‘ erspäht hatte. Dabei handelt es sich um ein Hochmoor, das ebenfalls I. Zona NP ist. Da jedoch ein Steg etwa 100 Meter weit hineinführt und es auch einen Aussichtsturm gibt, habe ich es noch mitgenommen. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber die kleinen Bäume am Rand sehen aus wie Latschen.

Nach dieser Miniexkursion war es Zeit für die Rückfahrt. Am Vormittag hatte ich den „Normalweg“ von Železná Ruda über Hartmanice, Rejštejn und Horská Kvilda genommen, jetzt wollte ich gleich einmal Park- und Einkehrmöglichkeiten in Kvilda, Modrava, Srní und vor allem Prášily erkunden und nahm deswegen den etwa vier Kilometer längeren Weg durch diese Ortschaften. Die letzten vier Fotos entstanden während dieser Fahrt. Zur Abrundung des Tages blieb ich noch bei der Hindenburgkanzel zwischen Brennes und Scheiben stehen und schoss dort ein paar Foots vom Lamer Winkel, die allerdings nicht zu diesem Bericht gehören. So war ich kurz nach sechs im Kaufland in Cham und kurz vor sieben wieder zu Hause bei Coco.

Jetzt fehlt nur noch die Antwort auf Frage eins: Ja, es lohnt sich definitiv, für den Přílba 160 km durch die Gegend zu fahren, vor allem, wenn wie an diesem Pfingstsamstag die Autobahnen Richtung Alpen total verstopft sind und man länger im Stau steht als der Anstieg zur Hütte dauert. Wenn die Strecke zu kurz ist, kann man auch am Přílba-Gipfel umkehren, zurück zum Abzweig Pod Přílbou gehen und dort nach rechts Richtung Kvilda weitergehen. Wenn der Wanderweg nach drei Kilometern auf die Hauptstraße trifft, kann man rechts Richtung Horská Kvilda abbiegen, kommt auf dem Weg dorthin am Jezerní slat‘ vorbei und kann bei Vydrí Most auf den Wanderweg nach Churáňov abbiegen (blaue Markierung). Wenn man auf diesem bleibt, kommt man wieder am Wegpunkt U Mezilesní slatě an und kann ab hier die beschriebene Runde vollenden. Diese Variante dürfte etwa 22 Kilometer lang sein und 550 Höhenmeter bieten. Wer noch mehr Höhenmeter will, kann von Churáňov aus über den Pfad, auf dem der Berglauf stattfand, nach Zadov absteigen und auf der anderen Talseite nach Pláně wieder aufsteigen, was neben einem Blick auf den unteren Teil der Skischanze etwa 200 zusätzliche Höhenmeter bei einem Kilometer „Umweg“ bringen dürfte. Allerdings kommt man hier nicht am Sporthotel Olympia vorbei, wobei es unten in Zadov sicher auch gute und deutschsprachige Einkehrmöglichkeiten gibt.

Penzion Pláně Es gibt also auch in Böhmen Marterln Alternativer Lebensraum Bacherl mit Licht und Schatten Sitzplatz Umgebogen Baumschule So nah war ich noch nie bewusst am Boubín Feine böhmische Wiesen Panorama nach Osten mit Nové Hutĕ Skilift Gefangener Eichhörnchengeist Präsidium Gipfelbankerl Netter Einband fürs Gipfelbuch Was da wohl im Weg war... Alternativer Ausgangspunkt V Sedle Přílby Mini-Šumava Minimoor In Bayern sagt man dazu wohl Schachten Mezilesní slat' Heidelbeerknospen Interessanter Geländeeinschnitt Über den Dächern von Churáňov zeigt sich der Funkturm von Branišov Die Wiesen von Churáňov stehen in voller Blüte Trinwasserspeicher Wetterstation Sendemast Unterkunftsmöglichkeiten Langlaufstadion Einkeeeeeeeeeehrschwuuuuuuuuuung Nettes Hexenhäusl Javorník Mahd und Start Panorama Nord Sprungschanze

Jezerní slat‘

Sokol Im Aussichtsturm Wasser ist im Moor reichlich vorhanden Der Größte Latschen Jezerní slat Die jüngste Kiefer Zapfen Botanik mit Erklärung Aussichtsturm von außen

Heimfahrt

Filipova Hut' mit dem Rachel im Hintergrund Ždánov und Javorník Křemelná Einsam