Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Es lebe der Grenzsteig!

Tour solo, T3, 20,45 km, 902 hm, 8 h, Ausgangspunkt Waffenschleife (CHA)

Ich hätte mal wieder auf der Goldenen Straße mitgehen können. Das kann ich aber auch bei schlechterem Wetter tun. Außerdem habe ich aktuell keine Kronen mehr. Hinzu kommt, dass ich nicht ganz so weit fahren wollte. Also bot es sich an, nach Waldmünchen zu fahren, zu schauen, ob die Aussicht vom Klammerfels immer noch so gut ist wie vor zwei Jahren, und nebenbei den Grenzsteig zwischen Drei Wappen und der Lehmgrube zu erkunden.

Ich hätte jetzt auch schreiben können, dass ich nur den Grenzsteig erkunden wollte und den Klammerfels nur dazunahm, dass die Streckenlänge passte, aber das stimmt nicht ganz. Ich hätte zwar auch bei einem Start in Althütte oder Gibacht eine schöne Einkehr gehabt, aber eben nicht mittags, sondern erst am Schluss. Aber genau das wollte ich nicht, denn dann hätte ich möglicherweise kochen müssen, und das wäre hektisch geworden. Aber ich komme total vom Thema ab. Zwei Drittel der Strecke bin ich schon mehrfach gegangen, also spare ich mir die Worte. Das andere Drittel teilt sich auf in den Weg von der Waffenschleife hinunter nach Ulrichsgrün und wieder hinauf nach Herzogau sowie eben den Grenzsteig. Hinunter nach Ulrichsgrün war ich auf dem Goldsteig-Zubringer unterwegs, der überraschend viel Siedlungsanteil hat. Wohl an dieser Stelle unvermeidlich. Auf der anderen Seite der Straße nach Althütte wird es dann richtig schön, erst ein Kilometer im Wald, dann über eine aussichtsreiche Wiese und zum Schluss auf dem Goldsteig selbst zur Kirche. Der Goldsteig ist hier ein sehr liebevoll gestalteter Kreuzweg und den Burgstall kann man von unten her auch wesentlich besser erkennen als von Herzogau aus. Das Schönste und Liebevollste waren aber die beiden Wuffis, die sich von mir hofieren und streicheln ließen, während ich mit Herrchen bzw. Frauchen ratschte. Die Kirche war dieses Mal offen, also schaute ich sie mir von innen an. Ab jetzt war ich wieder auf bekannten Pfaden unterwegs, ich vermisste nur den berühmten Korb mit den Äpfeln am Gartenzaun, vielleicht war er bereits leergemampft. Für die Einkehr wählte ich Althütte und dort ein Bergsteigerschnitzel, wie gewohnt eine gute Wahl. Nett war auch die Tischgesellschaft, eine Wanderführerkollegin aus dem Schwäbischen, die auf dem Goldsteig unterwegs war. Nach der Einkehr probierte ich den (nicht als Wanderweg markierten) Lifthang aus, kann man mal machen, wenn man keine Lust auf Fahrstraße hat. Da ich schon sehr lange nicht mehr am Leuchtturm der Menschlichkeit war, nahm ich ihn mit und bekam einen etwas dunstigen Blick in die Cham-Further Senke. Der Grenzsteig war dann wieder genau das, was ich erwartet hatte und noch ein bisserl mehr. Teilweise verläuft auf böhmischer Seite der grüne Wanderweg in gefühlt drei Metern Entfernung parallel, der ist aber Schotter und der Grenzsteig ein Naturpfad. Etwas unerwartet war das viele Auf und Ab, was aber nur daran lag, dass ich nicht genau auf die Wanderkarten geschaut hatte. Wozu auch, am Grenzsteig kann man sich nicht verlaufen. Es sei denn, er ist ein Stück weit unpassierbar wie im Nationalpark, aber selbst dann traute ich mir hier zu, auch mit großem Maßstab des Kartenausdrucks zur Lehmgrube zu finden. So schlimm war es dann doch nicht, aber der Tiefe Graben macht seinem Namen alle Ehre. Hier waren die Stöcke doch ziemlich hilfreich, aber ich bin in den Alpen schon heftigere Abschnitte gegangen, außerdem waren es doch nicht viel mehr als fünf Meter, die es zunächst runter und hinter dem Bach wieder hinauf ging.

Nach der Tour gab es noch den kurzen Abstecher nach Lísková, die Oblaten hatte ich mir in jedem Fall verdient. Außerdem weiß ich jetzt, dass ich dort zu einem richtig guten Kurs wechseln kann, und das im Gegensatz zu Havlovice zuverlässig. Und als der angekündigte Sturm Tressenried erreichte, lag ich bereits in meiner Badewanne.