Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Verlassenes um Plöss und Friedrichshäng

Tour solo, T1, 13,5 km, 428 hm, 5 h, Ausgangspunkt Friedrichshäng (SAD)

Im Mai meinte mein Vater, dass ihn diese Tour im Grenzland zwischen Bayern und Böhmen interessieren würde. Allerdings sind wir nicht dazugekommen, sie gemeinsam zu gehen, so dass sie eine offene Pendenz blieb. Da ich aber unbedingt noch vor dem Winter eine Runde mit nicht zu langer Anfahrt und Einkehrmöglichkeit in Tschechien gehen wollte, unter anderem um zumindest einen Teil der von Prašily übriggebliebenen Kronen zu verbrauchen, nutzte ich die Tatsache, dass sich der Nebel ab elf Uhr lichtete, obwohl er immer noch schwer beschäftigt ist.

Vom Wanderparkplatz in Friedrichshäng ging ich gegen zwölf Uhr mittags auf genau dem gleichen Weg los wie vor zweieinhalb Jahren bei der Tour auf Eulenberg und Velký Zvon, bog dann aber nicht links ab hinauf zum Eulenberg, sondern ging weiter bis zum Grenzübergang. Dort führt ein Wirtschaftsweg nach rechts, der als Nurtschweg markiert ist. Allerdings heißt es gleich bei der nächsten Gabelung aufpassen, denn der richtige Weiterweg ist nicht an der Grenze entlang, sondern nach rechts, was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Typischerweise habe ich das nicht gleich bemerkt und bin etwa 150 Meter auf dem falschen Weg gegangen. Normalerweise kann man zwar über die Wiese zum richtigen Weg queren, aber erstens war frische Jauche ausgeahren und zweitens der Bauer nebenan mit Pflügen beschäftigt. Also musste ich zurück zum Abzweig und den gesamten Umweg gehen. Der Weiterweg ist nicht immer klar erkennbar und auch die Markierungen könnten hier besser sein, aber mit erhöhter Aufmerksamkeit fand ich zur richtigen Stelle am Waldrand, einer kleinen Brücke über den Weißbach, der zwei Kilometer weiter unten in Dietersdorf auf einmal in Ascha umbenannt wird. Im Wald wurde es dann besser mit den Markierungen und auch ein bisserl ansteigend, der erste Hügel des Tages wurde mit dem Schillerberg überschritten. Ich schreibe nicht Gipfel, weil der Weg etwa 100 Meter östlich des wenig ausgeprägten höchsten Punktes vorbeigeht und ich nicht das ganz große Bedürfnis verspürte, für nicht viel irgendwelche Abenteuer einzugehen. Dafür verließ ich den Pfad kurz in östlicher Richtung zu einer Lichtung, um ein Foto zu machen. Kurze Zeit später kam ich zu einer Wegkreuzung, bei der sich herausstellte, dass die Gemeinde Stadlern etwas an der Wanderwegen herumgebastelt hat. Denn hier bog der Nurtschweg links ab, um entgegen der Karte nicht über den Reichenstein zum Böhmerwaldturm zu führen, sondern umgekehrt über Bügellohe und den Böhmerwaldturm zum Reichenstein und weiter hinein nach Stadlern. Das war mir aber egal, ich ging auf dem jetzt nicht mehr markierten Waldweg, der aber trotzdem gut erkennbar war, geradeaus weiter und erreichte jeweils eine Gabelung und Forststraßenquerung später den Wanderparkplatz an der Staatsstraße von Schönsee nach Stadlern. Diese musste ich überqueren, um westlich von ihr auf der alten Straße bis zum Parkplatz des früheren Skizentrums zu gehen. Laut Karte hätte ich auf halbem Weg dorthin wieder auf die östliche Straßenseite und dort in den Wald hinein gehen müssen, allerdings hat es den Anschein, als ob der unten noch klare Forstweg sich irgendwo im Hang im Nichts verliert. Meine Variante, es von der Parkplatzausfahrt aus auf einer Forstspur zu versuchen, brachte auch kein viel besseres Ergebnis, aber immerhin erreichte ich irgendwann die Skipiste mit den Überresten der Sommerrodelbahn und damit markiertes Gebiet. Besser wäre es gewesen, dem Parkplatz bis zur Einfahrt zu folgen und dann entlang der Sommerrodelbahn hochzusteigen. Der markierte Weg von der Sommerrodelbahn zum Reichenstein ist wieder ziemlich undeutlich und auch nicht übermäßig gut markiert, was aber fast nichts macht, weil der Gipfelfelsen mit der Burgruine bald in Sichtweite kommt. Bis dahin ist man richtig, solange es bergauf geht. Der Gipfelfelsen ist offiziell wegen Steinschlaggefahr vom Bergfried gesperrt und ehrlich gesagt sieht das Teil auch nicht sonderlich vertrauenserweckend aus. Ich habe aber kurz mit meinem Schutzengel gesprochen und ihn gebeten, mit dem nächsten Stein zu warten, bis ich wieder unten bin und konnte deshalb hinaufsteigen. Und ich muss sagen, es lohnt sich nicht, weil die frühere Aussicht nach Stadlern inzwischen durch hochgewachsene Buchen blockiert ist. Nach einer Mandarine stieg ich wieder ab, ließ die Militärkletterwand links liegen und folgte dem Nurtschweg jetzt in entgegengesetzter Richtung. Zunächst geht es etwas bergab, bis der Pfad in die Fortsetzung der Liftschneise einmündet. Hier ging ich rechts und gleich darauf geradeaus weiter, vorbei an der Stelle, die bei meinem Besuch mit Coco vor vier Jahren total mit Baumstämmen und Harvestern verschandelt war. Dieses mal war alles sauber aufgeräumt. Oben an der Piste nach Waldhäuser kam mir ein Jagdhund entgegengesprungen und begrüßte mich freudig, ein paar Sekunden später tauchte sein Frauchen hinter der Kuppe auf und ließ sich auf einen kurzen Ratsch ein, während dem der Hund die Sonne und das Leben genoss. Vier Minuten später war ich am Böhmerwaldturm angekommen und stieg in der Hoffnung auf saubere Fensterscheiben hinauf zur Aussichtsplattform. Die Scheiben waren auch relativ sauber, aber leider total beschlagen, so dass es wieder nichts mit Panoramafotos wurde. Auch den Vogel, der sich in den Aussichtsraum verirrt hatte, konnte ich nicht vor die Linse bringen, so dass ich meinen Aufenthalt kurz hielt und wieder auf den Boden hinunterstieg. Dort versuchte ich mich an der Festlegung, ob denn jetzt der östliche oder der westliche Gipfelfelsen höher ist und an der Besteigung des letzteren, für den aber Kletterkünste mindestens im II. Grad nötig sind. Auf dem anderen war ich schon mit Coco, also ging ich ohne Felserklimmung hinunter Richtung Bügellohe. An der nächsten Einmündung wählte ich den Weg nach links und traf sehr schnell auf die Grenze, die an dieser Stelle einen Knick macht. An dieser Stelle ist auch der Hinweis auf die Dorfruinen von Bügellohe angebracht, zusammen mit einer Wegmarkierung BB2. Von Bügellohe ist ein Haus noch ganz ordentlich erhalten, von einem weiteren nur noch die Grundmauern. Da ich die Geschichte des Ortes bereits kenne, hielt ich mich nicht mit den Infotafeln auf, sondern folgte BB2 entlang dem Waldrand, da mein Ziel war, irgendwie die Grenze zu überqueren und den Pfad zu finden, der hinunter nach Vacláv (Wenzelsdorf) führt. Dabei kam ich noch an der Weißbachquelle vorbei und stellte ein paar Meter weiter überraschenderweise fest, dass der gesuchte Pfad nicht unmarkiert, sondern BB2 ist. Diese Orientierungserleichterung nutzte ich sofort zu verstärkter Fotografiertätigkeit, was letztendlich die Auswahl für den Bericht etwas erschwerte. Unten in Vacláv, von dem neben einigen Ruinen und einem Gedenkmarterl noch ein Militärhof übrig ist, genoss ich die zweite Mandarine und folgte dem jetzt asphaltierten Weg hinüber nach Pleš. Unterwegs kam ich noch an den Überresten des Weilers Rabov (Rappauf) vorbei, der früher ebenso wie Wenzelsdorf zur Gemeinde Plöss gehörte. Nach etwas mehr als einem Kilometer erreichte ich die Fahrstraße, die aus der Richtung des Velký Zvon nach Pleš führt. Auf jetzt wieder bekanntem Terrain wuchs die Vorfreude und Hoffnung auf einen Einkehrschwung im Restaurace Pleš, die sich herrlicherweise auch erfüllte. Nach einer Stärkung durch eine Halbe Bier und einem Hähnchenschnitzel, das wieder einmal so gut schmeckte, wie es aussah, und etwas Interaktion mit den Restaurantkatzen und einer in der Nachbarschaft von Plöss geborenen und nach dem Krieg aus ihrer Heimat vertriebenen älteren Dame sowie ihrer Enkelin, machte ich mich auf die letzten zweieinhalb Kilometer zurück nach Friedrichshäng. Dieses Mal war ich allerdings nicht unter Zeitdruck wegen einer Nachhilfestunde und konnte noch den sehr lohnenden Abstecher zum alten Friedhof machen. Neben der wirklich beeindruckenden Energie des Ortes gelangen mir zwei wunderbare Fotos vom Sonnenuntergang hinter dem Eulenberg. Außerdem fand ich heraus, dass die vor zweieinhalb Jahren im Bau befindlichen Häuser unweit des Restaurace nicht der Wiederbesiedlung von Pleš dienten, sondern als Ferienhäuser genutzt werden. Nach diesem Abstecher hielt mich aber nichts mehr davon ab, immer noch auf BB2 die Runde zu Ende zu bringen und ich erreichte kurz vor 17 Uhr wieder das Auto.

Hausmarterl in Friedrichshäng Gedenkstein an die Gemeinde Plöss Restwolken über dem Reichenstein Bankerl mit Naturtisch Die Sonne löst gerade den letzten Dunst über dem Drechselberg auf Frisch gedüngt Die Brücke über den Weißbach Ausblick über die kleine Lichtung Lichtspiel am Abzweig Goldene Oktobersonne Mal sehen, ob die Sommerrrodelbahn zuerst überwachsen oder abgebaut wird Ehemalige Skipiste nach Stadlern Verfall Ruine Reichenstein Ausblick nach Stadlern Nebengipfel Gasse Noch ein ehemaliges Lifthäusl Stary herstejn im Dunst Zapfenwipfel Gelbtöne Bei klarer Sicht könnte man hier Čerchov und Arber erkennen Trockensteinmauer Der unwegsame Gipfel des Weingartnerfelsen Ebenfalls abgebrochen Bügellohe Überreste eines zweiten Hauses Flur um Bügellohe Weißbachquelle Auf dem Weg nach Vacláv Knorrig Überreste von Wenzelsdorf Aussicht nach Westen Militärbaracke in Vacláv Grabstein für ein Dorf Zwischen Licht und Schatten Velký Zvon Liegengelassen Überwachsene Ruine Indian Summer Gekippt aber nicht gefallen Rückblick zum Böhmerwaldturm 200-Ender Rabov Eulenberg Pleš lebt und der Böhmerwaldturm freut sich im Hintergrund Das Restaurace liegt in dieser Richtung Hier dürfte jeder Baum seine kleine Geschichte haben Einkehrschwung! Diese Katze war brav Guten Appetit! Ferienhäuser Nicht ganz kaputtzukriegen Überreste der Friedhofskirche im Abendlicht Überwucherte Friedhofsmauer Sonnenuntergang hinter dem Eulenberg Alles (fast) im Lot Letzte Sonnenstrahlen