Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Konditionstest vor dem Auftritt – Großer Beerberg und Schneekopf

Tour solo, T1, 18 km, 750 hm, 5 3/4h, Ausgangspunkt Zella-Mehlis (SM)

 

Normalerweise fahre ich nicht mehr für einen siebenminütigen Auftritt 320 Kilometer einfache Strecke. Da ich aber mit dem Organisator des Eisenacher Poetry Slams gut befreundet bin, habe ich am Pfingstsamstag eine Ausnahme gemacht. Schließlich war ich noch nie in Thüringen unterwegs, außerdem liegt Suhl direkt auf dem Weg und somit Zella-Mehlis auch nur ein paar Kilometer abseits. Drittens war es ein guter Konditionstest für die bevorstehenden Wochenendtouren in den Alpen. Der größte Nachteil dieser Kombination ist allerdings für mich, dass ich Coco nicht mitnehmen kann, die sich gerade auf dieser Tour richtig gefreut hätte.

Vom Parkplatz zwischen Sportplatz und Kleingartenanlage auf einen Waldpfad. Dieser mündet nach 300 Metern in eine ashaltierte Straße, von der aus man (leider) Blick auf die Autobahn hat. Hier links bis zum Ende der Straße, anschließend über einen breiten Forstweg der Beschilderung „Schneidergrund“ folgen bis zu einer Kreuzung. Hier hat man zwei Möglichkeiten: Entweder geradeaus Richtung „Wills-Grab“, „Suhler Ausspanne“ oder rechts einen kleineren Weg Richtung „Pirschhaus Sommerbach“. Ich entschied mich für die erste Variante und ging in einem Bogen über eine Aussichtsstelle Richtung Suhl den Waldweg hinauf. Nach einem Steilstück (für regionale Verhältnisse, in den Alpen wäre es nicht der Rede wert gewesen) vorbei am Grabmal für die Gebrüder Will, im ersten Weltkrieg gefallene Söhne eines ortsansässigen Waffenfabrikanten und dem Pirschhaus erreichte ich nach dank eines kleinen Verlaufers etwas mehr als eineinhalb Stunden die Suhler Ausspanne, eine kleine Hütte mit Sitzgelegenheit an der Einmündung des Weges in den Rennsteig. Diesem folgte ich nach rechts, bis ich nach 20 weiteren Minuten vor einem Aussichtstürmchen stand, das mit „Großer Beerberg“ bezeichnet war. Der Gipfel selbst liegt im Naturschutzgebiet (Hochmoor) und ist nicht zugänglich. Da ich noch lange nicht ausgelastet war, beschloss ich auf Anregung eines Einheimischen, noch zum Schneekopf hinüberzuwandern, wo es einen Aussichtsturm und eine neue Hütte gibt. Dazu folgte ich dem Rennsteig zwei weitere Kilometer bis zum „Rosenberg“, wo der Gipfelweg nach links abzweigt, die Landesstraße kreuzt und dem Fahrweg zum Schneekopf folgt (eine halbe Stunde ab Beerberg). Dort war früher eine Funkstation der sowjetischen Armee, weshalb der Gipfel frei ist und gute Rundumsicht bietet. Der Aufstieg auf den Aussichtsturm hätte zwei Euro gekostet, weshalb ich angesichts des suboptimalen Wetters darauf verzichetete. Man kann übrigens auch außen auf den Turm klettern. Nix für mich, aber sicher eine interessante Variante. Die Neue Gehlberger Hütte übertraf dann noch, was der Einheimische versprochen hatte. Grandiose Thüringer Küche und leckeres Köstritzer bewegten mich zu einem lyrischen Eintrag in das Gästebuch. Nach der Einkehr folgte ich zunächst dem Weg einige Meter zurück bis zu einer großen Wandertafel, auf der ich eine in die Kompass-Wanderkarte nicht eingezeichnete Route zur Ausspanne entdeckte und ihr folgte. Dem Wanderweg 3 folgend hinab zu einer nicht beschilderten, aber zumindest mit Markierungen versehenen Abzweigung, dort links, bis man bei der Dürrenberger Hütte wieder auf eine Fortstraße trifft. An der Hütte vorbei bis zu einer Kreuzung, an der allerdings nur nach links zum „Adler“ und rechts zum „Kamerun“ beschildert ist. Die Markierung zeigt aber, dass es zur Ausspanne geradeaus weitergeht. Also folgte ich einem mäßig bergauf verlaufenden Forstweg, der an einigen Stellen überflutet war und auf den letzten 800 Metern parallel zur in diesem Bereich noch höher liegenden Landesstraße verläuft. Diese wird dann an einem größeren Parkplatz mit Bushaltestelle überquert, von wo eine Forststraße wieder zur Suhler Ausspanne führt. Von dort ging es auf dem Anstiegsweg zurück zum Pirschhaus, wo ich die Abkürzung über den Pirschweg wählte, welche etwas steiler an einem durchaus kletterbar aussehenden Felsen vorbei zur Kreuzung beim Schneidergrund führt. Von dort aus ging es ebenfalls auf dem Anstiegsweg zurück zum Auto.
Ein Wort noch zu Karte, Beschilderung und Markierungen: Alle haben noch Luft nach oben bezüglich Präzision und Übersichtlichkeit, insbesondere aber was die Übereinstimmung betrifft!

Suhl vom Beerbergturm aus Der Turm am Rennsteig, der den Gipfel simulieren soll. Rechts dahinter ginge es zum tatsächlich höchsten Punkt, der aber offiziell nicht betreten werden darf Aussichtsturm am Schneekopf, beworben als der höchste Punkt Thüringens - inclusive Kletterwand Nordpanorama vom Schneekopf Panorama nach Osten Oberhof Der Große Beerberg