Karlies erster Ausflug nach Böhmen
Tour mit Karlie, T2, 19,50 km, 564 hm, 6 3/4 h, Ausgangspunkt St. Ötzen (NEW)
Als Karlie im vergangenen Oktober zu uns kam, war mein Ziel, ihn bis Frühjahr so weit zu haben, dass ich ihn auf meine Tagestouren mitnehmen kann. Als größtes Problem stellte sich nicht etwa Ungehorsam oder nicht zu bändigender Jagd- und Spieltrieb heraus, sondern die ewige Bettelei, die durch das Verhalten des Reservefrauchens nicht wirklich eingedämmt wurde. Da bei der heutigen Tour die Einkehr am Schluss lag und ich somit die Möglichkeit hatte, ihn nötigenfalls ins Auto zu sperren, konnte ich den Versuch wagen, ihn mitzunehmen.
Frau Schwanitz erlaubte mir netterweise, auch bereits während der Wanderung vor ihrem Stüberl zu parken, so dass wir kurz vor zehn Uhr in St. Ötzen losgehen konnten. Karlie durfte erst einmal ohne Leine laufen, da wir aber den kurzen Abstecher zu Eva’s Bankerl machten und rechts vom Weg Privatgrund mit „Bitte nicht drauf rumlaufen“ ist, nahm ich ihn für dieses kleine Stück an die Leine. Das Bankerl, das sich die Autorin des Rother-Führers Oberpfälzer Wald zum Denkmal gemacht hat, erwies sich als entbehrlich. Die Aussicht an der Ruine Flossenbürg vorbei ins Flachland ist zwar ok, aber nicht so, dass sie weiter oben nicht wiederholbar wäre. Bei der Rückkehr zum Wanderparkplatz, den ich als Alternativstart in der Hinterhand gehabt hatte, stiegen dort ein paar Spaziergänger mit drei anderen Hunden aus einem Auto, die leider kein Interesse an Karlie zeigten. Er nahm es aber locker und zog mich hinauf nach Hildweinsreuth. Dort ließ ich ihn wieder los und nahm ihn erst wieder auf dem Buchnerweg an die Leine, weil dieser doch ein etwas schmaler Waldweg ist und leider immer mehr zuwächst. Beim Teufelsfelsen ließ ich die Leine einfach fallen, weil ich den Felsen erklimmen wollte, während Karlie unten auf mich warten sollte, aber denkste. Er ist zwar (noch) keine Gams wie Coco, aber neugierig und kletterte mir tapfer nach. Beim Abstieg war ihm zwar nicht ganz geheuer, aber er hat auch das geschafft. 20 Minuten später an der wieder einmal geschlossenen Silberhütte war die erste Pause angesagt und Karlie bekam ein halbes Schüsserl Wasser. Kurze Zeit später standen wir auf dem Entenbühl und mein kleiner (oder großer) Hooligan hatte seinen ersten Landkreishöhepunkt erreicht. Wir hielten uns aber überhaupt nicht auf, sondern gingen weiter zum Grenzsteig und hinauf zum Havran, wo größere Brotzeit für mich und eine Schüssel Brockerln (schriftdeutsch Trockenfutter) für Karlie angesagt waren. Da es wieder einmal bewölkt und somit die Aussicht auch etwas eingeschränkt war, steig ich nur bis zur mittleren Plattform und drehte dort gleich wieder um. Karlie wurde unten angehängt und war davon wenig begeistert, er wäre trotz Gitterplattformen lieber mitgehen, ganz im Gegensatz zu Coco. Das war mir schon bekannt, aber ich wollte keine eingerissene Kralle riskieren. Nach einem kurzen Gespräch mit einem Ehepaar, das noch zur Goldbachhütte wollte, gingen wir auf dem gleichen Weg wie im September mit Meta hinunter zum Grenzsteig, dort aber nicht zurück zum Kreuzstein, sondern auf dem Nurtschweg links hinunter zur Forststraße und vorbei am Brotfelsen zur Ruine Schellenberg. Diese ist seit Herbst wieder offen und auch lohnend, vor allem, wenn man vorher nicht auf dem Havran war. Karlie ließ sich wieder nicht davon abhalten, bis ganz oben mitzugehen, erst recht nicht von einem anderen Hund, der unten am Brotzeittisch lag und ihn anknurrte. Nur beim Abstieg über die Stelle, die mit Eisentritten und Geländer entschärft ist, hatte er etwas Angst und wich erst einmal zurück. Als ich ihn dann herunterheben wollte, nutzte er den Tunnel, den mein Körper über dem Felsen bildete, hüpfte durch ihn hindurch und wartete ganz unten auf mich. Dafür gab es natürlich eine Belohnung. Auf dem Weiterweg zur Planerhöhe durfte natürlich der Abstecher zum Bärenfels mit seiner keltischen Dolme nicht fehlen, dort brach Karlies Neugier etwas durch und er betätigte sich als Höhlenforscher. Aber, feiner Bub wie er ist, genügte es, dass ich mich umdrehte und ein paar Meter auf dem Weg zurückging, um mir sofort nachzustürmen. Beim Brunnen an der Planerhöhe stellte er sich erst ein bisserl deppert an, schaffte es aber dann doch, daraus zu trinken, was ihn nicht daran hinderte, 500 Meter weiter auf der Forststraße aus einer schlammigen Pfütze nicht nur zu trinken, sondern sich gleich darin zu baden. Überraschenderweise waren die noch folgenden sechs Kilometer ausreichend, ihn wieder so sauber zu bekommen, dass er auf der Schwanitz-Terrasse keine Spuren hinterließ. Noch überraschender war, dass er auf ein Reh, das vielleicht 30 Meter vor uns die Forststraße querte, nicht einmal ansatzweise reagierte. Das kenne ich von Naabeck her noch anders, bin aber sehr froh darüber. Richtig feiner Bub! Die beiden letzten Höhepunkte waren neben dem Brückelberg, dessen Gipfelfels wohl nur mit Kletterei erreichbar ist, aber nicht nach Aussicht aussieht, der Seefelsen, von dem aus ein bisserl Aussicht Richtung Entenbühl besteht, und eine kleine Quelle kurz vor Rumpelbach. Hier wurde mir klar, warum es besser gewesen wäre, die Runde andersrum zu gehen, denn der Schlussaufstieg nach St. Ötzen ist mit 18 Kilometern in den Beinen etwas schlauchend. Dafür war Frau Schwanitz zu Hause und servierte mir neben einem Zoigl einen Teller Leberkäs mit Ei, der fast noch besser schmeckte als er schon aussah. Karlie blieb brav unter dem Tisch und durfte folglich bis zum Ende der Einkehr bei mir bleiben. Er war trotzdem etwas enttäuscht, dass wir ins Auto einstiegen und nicht die gesamte Strecke noch einmal zurückgingen.
Damit sind zwei der jährlich lohnenden Ziele für 2016 abgehakt und ich weiß, dass sich Karlie bei einer Einkehr benehmen kann. Somit spricht nichts mehr dagegen, dass ich ihn in Zukunft zumindest bei meinen Solotouren jedes Mal mitnehme. Bei Gruppentouren bin ich noch etwas skeptischer, weil er bei größeren Gruppen noch etwas verschreckt wirkt und ich ja keinen Kombi habe, ihn also auf die Rückbank setzen muss und es somit etwas umständlich bei der Anfahrt werden dürfte. Denn anderen Fahrern möchte ich es nicht zumuten, dass sie ihn mitnehmen müssen, speziell, wenn sie selbst keinen Hund haben.
Schlagwörter: bärenfels, brotfels, brückelberg, buchnerweg, entenbühl, flossenbürg, havran, hildweinsreuth, kopfstein, nurtschweg, planerhöhe, rumpelbach, schellenberg, seefelsen, silberhütte, st. ötzen, tachov, teufelsfelsen