Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Endlich amol wieder im Woid

Tour mit Edith, T2, 12,46 km, 663 hm, 8 1/4 h, Ausgangspunkt Zwieslerwaldhaus (REG)

Hurra, ein Tourenbericht! Und dann gleich wieder aus dem Bayerischen Wald, wo ich schon viel zu lange nicht mehr unterwegs war. Das habe ich auch unterwegs gemerkt, nicht nur, weil es bergauf noch zäher ging als vor den Lockdowns. Aber alles, wie ich es ja sehr gerne sage und schreibe, der Reihe nach.

Alles begann letzten Sonntag bei der Monatswanderung des OWV, als mich Edith fragte, ob ich auch Bergtouren führe. Tu ich ja, soweit man Runden im Bayerischen Wald als Bergtour bezeichnen kann. Also wurde flugs für Fronleichnam eine Runde zum Großen Falkenstein vereinbart und am Mittwoch wegen der Wetterprognose auf Samstag verschoben. Zu zweit natürlich nicht wirklich als Führung, sondern als gemeinsame Wanderung, auch wenn ich die Strecke ausgewählt und Edith dirigiert habe. Aber das ist ja bei Gemeinschaftswanderungen normal, dass eine Person das macht, läuft ja auch mit Gudrun so. Bei der Anreise durfte ich Edith dann auch noch durch eine Umleitung bei Viechtach dirigieren, so dass es doch schon nach 10 Uhr war, bis wir in Zwieslerwaldhaus auf die Strecke kamen. Gleich unten an der Infotafel stand ein Nationalparkranger, was ich dazu nutzte, mich über den Wegezustand zu vergewissern. Anschließend ging es gemütlich mit viel Konversation Richtung Höllbachgespreng, aber bei der Kreuzung mit dem Weg von Kreuzstraßl herauf, den ich ja schonmal abgestiegen bin, bogen wir direkt ab zum Gipfel. Wir wollten ja genießen und nicht auf dem Zahnfleisch im Schutzhaus ankommen. Zwei andere Mädels in unserer derzeitigen Fitnessklasse, die über das Gespreng hinaufgegangen sind, waren später der Beweis für die Richtigkeit dieser Entscheidung. Oben fanden wir zwei Neuheiten: Erwarteterweise den richtig gut gelungenen Neubau des Schutzhauses und unerwarteterweise freien Blick auf den Gipfelfelsen. Da hat ein Sturm seit dem letzten Mal richtig gute Arbeit geleistet. Vom Aussichtsfelsen mit Gipfelkreuz aus war der Blick auf Zwiesel und die Arberregion ganz ordentlich, in die Ferne weniger, weil sehr diesig. Immer das gleiche Problem, wenn es richtig warm ist, wobei die Wärme noch nicht einmal unangenehm war. Immer die gleiche Freude ist hingegen das Pichelsteiner und das Zwieseler Dunkel, welches im Schutzhaus serviert wurde. Das Rindergulasch vom Ruckowitzochsen klang zwar auch ganz lecker und sah am Nebentisch noch besser aus, aber im Pichelsteiner-Stammland…vielleicht werde ich nächstes Mal doch untreu… Die nächste Veränderung, die eigentlich keine Überraschung sein durfte, ist der farbliche Zustand von Lackenberg, Polom und den anderen Bergen jenseits der Grenze. Die Vegetation nutzt den Nährstoff und das Licht, das durch die Sturmschäden von Kyrill mehr als reichlich vorhanden ist und breitet sich aus. Folglich sind die Hänge mittlerweile nicht mehr grau, sondern grün. Siehe Fotos. Sehr gefreut hat mich, dass es im Windwurf-Erlebnispfad zwei Stellen gibt, an denen ich vier meiner Lieblingsgipfel nebeneinander sehen konnte: Poledník, Lusen, Plattenhausriegel und Rachel, letzteren sogar doppelt. Wird Zeit, dass ich die auch mal wieder besuche, wobei der Lusen für Ende Juli oder Anfang August mit Gudrun fest eingeplant ist. Edith hat ebenfalls Interesse bekundet, sofern sie frei hat. Wäre schön, wenn es klappt. Am Ruckowitzschachten waren zwar Weidezäune, aber keine Weiderinder, die sind wohl derzeit auf einem anderen Schachten. Auch nicht mehr ganz existent ist der markante Baum unten, wo der Weg von der Mittersteighütte heraufkommt. Er ist wohl schon vor einigen Jahren etwa zwei Meter über dem Boden abgebrochen und aufgeräumt worden. Allerdings sprießen aus dem Rumpf bereits wieder jede Menge neuer Äste und Zweige, so dass er in hundert Jahren wieder so imposant sein wird wie bei meinen ersten Begegnungen mit ihm. Beim folgenden Abstieg ärgerten wir uns über die Schmierereien in der Unterstandshütte an der Forststraßenüberquerung und entschieden uns für einen Ausklang im ortsnamensgebenden Wirtshaus, was für mich noch ein Zwieseler Dunkles sowie ein Waidlerbrot bedeutete, das zwar doch sehr touristisch bepreist, aber geschmacklich sehr empfehlenswert war. Wirtshaushündin Sally strich zwar immer wieder an uns vorbei, ließ sich aber leider nicht fotografieren. Was solls. Jedenfalls sind wir am Ende locker und zufrieden zu Ediths Auto zurückgekehrt und heimgefahren, dieses Mal über Lam und damit ohne Umleitung. Von der Gehzeit entfielen fast drei Stunden auf die beiden Einkehrschwünge und noch einige Zeit auf Aussichtsgenüsse, also ganz so langsam wie es sich liest waren wir doch nicht unterwegs. Wir sind aber zugegebenermaßen definitiv nicht gerannt.