Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Wenn der Gutschein bei Heinz eingelöst werden muss…

Tour solo, T2, 21,17 km, 1039 m Aufstieg, 797 m Abstieg, 9 h, Ausgangspunkt Gfäll (FRG)

…ist das ein zusätzlicher Grund, mal wieder auf den Lusen zu gehen. Nicht mehr und nicht weniger. Da ich mindestens genauso lange nicht mehr auf dem Rachel war, wurde es wieder einmal etwas länger. Nicht ganz so lange wie beim letzten Mal, weil ich den Goldsteig durch zwei Igelbusse ersetzte, aber lange genug. Aber alles der Reihe (meiner Gedanken) nach.

Ich weiß zwar nicht, wie lange es den Igelbus um halb neun ins Gfäll schon gibt, er ist jedenfalls eine sehr gute Sache, weil er den Zeitplan doch deutlich entspannte. Einen kleinen Nebeneffekt werde ich später in diesem Bericht ansprechen. Ebenfalls eine gute Idee war es, erst einmal auf der Forststraße zum Klingenbrunner Rachelsteig hinüberzulaufen, weil dieser um nicht nur einiges schöner ist als der direkte Aufstieg vom Gfäll. Zwar über einen Kilometer länger, aber das ist es mehr als wert. Der entspannte Zeitplan erlaubte mir eine Brotzeiteinkehr im Waldschmidthaus mit einem exzellenten Schwarzbeerkuchen. Siehe Foto. Hoffentlich bleiben die Wirte mehr als nur ein paar Jahre dort oben. Natürlich durfte bei dieser Variante der Kleine Rachel nicht fehlen, hier gab es sowohl die ersten kleinen Probleme als auch den angedeuteten Nebeneffekt. Die Probleme bestanden darin, dass ich mich ohne Stöcke, die ich verblödeterweise daheim stehengelassen hatte, und mit etwas zu großen Schuhen (das gnädige Herrchen hatte mir seine Wanderstiefel geliehen, weil meine ziemlich kaputt sind) wieder nicht zum Kreuz hinuntertraute. Vielleicht suche ich beim übernächsten Mal doch die Verbindung zum Frauenauer Steig (oder gehe gleich in Frauenau los) und dann einen Pfad von unten her. Aber dieses Mal kehrte ich an der gleichen Stelle um wie vor vier Jahren. Ja, so lange ist das schon wieder her… Aber jetzt zum Nebeneffekt: Auf dem höchsten Punkt waren drei Männer mit Filmkamera. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Projekt zur Fünfzigjahrfeier des Nationalparks nächstes Jahr handelte, bei dem einer der Männer fünf Tage lang den Nationalpark durchquerte und die beiden anderen ihn dabei filmten. Ich wurde gefragt, ob es ok wäre, wenn mein Ratsch mit ihm vielleicht im Film landen würde, nachdem das Werbung für mich ist, sagte ich zu. Mal sehen, was dabei herauskommt. Auf dem Rückweg kam mir noch Nationalparkleiter Dr. Leibl mit Begleitung entgegen, da ich Anstand habe, habe ich ihn trotz seiner unerträglichen Figur bei der Wolfsausbruchaffäre im vergangenen Jahr gegrüßt. Weiter ging es hintenrum auf den Großen Rachel, im Bericht von vor vier Jahren steht ja, dass der Pfad von der Rachelwiese hinauf ganzjährig gesperrt wäre, ein Ranger hat mir aber versichert, dass sich das Verbotsschild nur an Skitourengeher richtet und für das Steiglein die gleichen Regeln gelten wie für fast alle anderen Nationalparkwege. Also war ich aufgrund des Datums ganz legal unterwegs. Oben hatte ich den Gipfel für etwa zehn Minuten alleine, dann kam allerdings eine riesige Jugendgruppe aus NRW an, für die ich gerne Platz machte. Zum Zustand des Gipfels muss ich sagen, dass ich nichts gegen ein erneutes Stürmchen hätte, das ein paar Bäume wegknickt, denn die Aussicht wächst langsam wieder ziemlich zu. Also weiter, zunächst mit jeder Menge Gegenverkehr auf dem Anstieg vom Rachelsee, ab dem Abzweig zum Grenzsteig wieder alleine. Dies blieb auch bis zum Markfleckl so, insgesamt traf ich auf dem Grenzsteig dieses Mal vier Tschechen an. Die Fernsicht vom Plattenhausriegel litt wieder einmal unter den Wolken und der schwülen Luft, aber irgendwann werde ich schon an einem aussichtsreichen Tag auf diesem herrlichen Aussichtsgipfel kommen. Vor allem habe ich beim Verlassen des Gipfelfelsens eine kleine Spur links davon entdeckt, die wohl zu Racheldiensthütte hinunterführt, so dass diese doch wesentlich kürzere Streckenvariante beim nächsten Mal ebenfalls machbar sein dürfte. Keine Spur gibt es hingegen zum höchsten Punkt des Spitzbergs, was solls. Dafür ist mir bei der dritten Begehung zum ersten Mal aufgefallen, dass der unmarkierte Grenzsteig einen mehrere hundert Meter langen Abschnitt Bohlensteig aufweist. Interessant und dürfte daher kommen, dass der tschechische Aufstieg zum Lusen ja immer noch auf dem Umweg durch den Spitzberghang verläuft, wobei an den Blauen Säulen mittlerweile keine Schranke mehr der Weg ins Lusental versperrt. Dank der zu großen Schuhe war der letzte Aufstieg zum Lusen reine Qual und der kurze Abstieg zum Schutzhaus richtig problematisch, weil ich einfach auf den Blöcken keinen richtigen Halt fand. Aber ich habe es überstanden und konnte in Ruhe ein Wammerl und ein Dunkles genießen. Das zweite Dunkle fiel dem Tankstopp auf der Rückfahrt in Havlovice zum Opfer, der tschechischen Promilleregelung sei Dank. Schön war die Begrüßung von Heinz, „auch mal wieder im Lande?“. Recht hatte er ja irgendwie… Hinunter zur Waldhausreibe ging ich sicherheitshalber viel zu früh los und konnte mich auf dem gesamten Weg ganz nett mit einer Familie aus der Leipziger Ecke unterhalten, die vielleicht auch diesen Bericht liest. Mit meinen eigenen Schuhen hätte ich mir vielleicht noch zur Krönung das Sagwassertal gegeben, wo der letzte Igelbus erst um 18.42 Uhr vorbeifährt, aber auch so war es am Ende ganz ok. Das Sagwassertal läuft mir eh nicht davon, da ist beispielsweise noch die Überschreitung von Finsterau aus fällig.