Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Von Teufeln, Irrungen und einem Naturschutzgebiet

Tour solo, T2, 15 km, 700 hm, 5 h, Ausgangspunkt Špičák (KT)

 

Auf meiner Projektliste steht das Künische Gebirge. Eigentlich wollte ich vom Dorf Špičák aus über den Čertovo jezero (Teufelssee) zur Jezerní hora (Seewand) hinaufsteigen, dem Kamm zum Svaroh (Zwercheck) folgen und von dort zum Černé jezero (Schwarzen See) absteigen. Von dort aus wollte ich noch den Gipfel des Špičák mitnehmen und knieschonend mit der Sesselbahn ins Dorf zurückschweben.

In der Realität marschierte ich um 9.45 Uhr vom Auto, das ich beim Bahnhof von Špičák abgestellt hatte (ich hätte noch 200 Meter und 15 Höhenmeter weiter zur Sesselbahn-Talstation fahren können), zu eben dieser Talstation und suchte nach dem Weg zum Čertovo jezero. Dieser ist etwas versteckt und beginnt wohl ein paar Meter oberhalb bei den beiden Restaurants. Ich ging zu weit unten los und stellte bald fest, dass ich auf dem Weg hinunter nach Železná Ruda war. Kein größeres Problem, weil ich eine kleine Skipiste hinaufsteigen konnte, bei der auf halber Höhe ein halbwegs erkennbarer Pfad kreuzte, den ich für den Weg hielt. Er war es wieder nicht, was gut so war, wie ich am See feststellte. Dieser Pfad führte nämlich zu einer Forststraße, die alsbald den Seebach überquerte und anschließend in einem größeren Bogen ebenfalls zum See hochführte. Entlang des Baches gab es allerdings erneut einen Waldpfad, den ich wählte und so nach knapp 45 Minuten in absoluter Einsamkeit hinaufkam.

Nach ein paar Fotos und dem nachgeholten Frühstück verließ ich den See Richtung Železná Ruda, weil in den Karten, die ich konsultiert hatte, dort nach etwa 500 Metern ein Pfad eingezeichnet war, der durch die Wand hinter dem See zu einer Abzweigung auf dem Weg vom Špičák zum Černé jezero führen sollte. Dieser Pfad existiert auch, allerdings ist er mit Hinweis auf das Naturschutzgebiet abgesperrt und ein Schild bittet die Gäste, dies zu respektieren. Dann eben anders, dachte ich und folgte dem Weg noch einen weiteren halben Kilometer, die Augen ständig zur Bergseite gerichtet, um eine Spur nach oben zu finden. Zu finden gab es allerdings nur noch mehr Hinweise auf das Naturschutzgebiet, so dass ich umkehrte und am Čertovo jezero vorbei brav dem Touristenpfad hinauf Richtung Malý Špičák und Černé jezero folgte. Hier wird auch dem letzten Wanderer klar, dass der Ausspruch „Über Stock und Stein“ seinen Ursprung in Böhmen haben muss. Nach etwas mehr als einem Kilometer mündet der fast schnurgerade Pfad auf den Kammweg, der vom Špičák herunterkommt und nach weiteren 200 Metern scharf rechts abbiegt. Hier führt eine Forststraße links hinauf zum Jezerní hora, aber auch die ist verbarrikadiert und nicht markiert. Schade, weil damit die Kammüberschreitung endgültig gestorben war, aber es ist andererseits auch gut, der Natur in dieser Touristenregion nachhaltig störungsfreien Raum zu geben. Nun ging der Weg scharf und steil hinunter zum Černé jezero, der auch vom Dorf aus per Asphaltstraße erreichbar ist. Diese Asphaltstraße führt in einem Bogen, den man am Seeufer abkürzen kann, weiter Richtung Osser. Da an einer Stelle etwa einen Kilometer vom Černé jezero noch ein Aussichtspunkt in der Kompasskarte eingezeichnet ist, bin ich diesem Seeuferpfad, der etwa auf halber Strecke wieder in die Asphaltstraße mündet, gefolgt und habe dabei festgestellt, dass sich die Tschechen relativ wenig um das Betretungsverbot am See scheren, sondern überall direkt am Ufer gepicknickt haben und teilweise auch im Wasser waren.

Den Aussichtspunkt kann man in den Bildern begutachten, einige Meter vorher ist ein kleiner Rastplatz, an dem ich meine Mittagsbrotzeit zu mir nahm und auf der Karte feststellte, dass ein paar Meter weiter ein Weg zum Svaroh hinaufgehen müsste, der außerhalb des Naturschutzgebiets liegt. Tatsächlich gabelte sich gleich hinter der Kurve der Weg, allerdings ging die obere Variante nicht steil Richtung Kamm, sondern eher parallel dazu, so dass ich bald wieder umkehrte und mich endgültig damit abfand, als einzigen Gipfel den Špičák zu erreichen.

Auf dem Rückweg machte ich es an einer Stelle, die allerdings kein Schild hatte, den Tschechen nach und setzte mich kurz ans Wasser. Beim Versuch, ein Foto von mir am See zu machen, machte sich meine gerade aus dem Rucksack genommene volle Wasserflasche selbstständig und rollte und sprang in den See, wo sie an einer kleinen Stelle aufplatzte und sich Mineralwasser in den See ergoss. Glücklicherweise hatte ich noch eine leere Flasche im Rucksack, so dass ich nach einer kleinen Umfüllaktion noch genug Wasser für den letzten Teil der Wanderung hatte. Seltsam war nur, dass es am Schwarzen See passierte und nicht, wie man eher vermuten würde, am Teufelssee. Oder ist der Teufel vorübergehend umgezogen?

Der weitere Rückweg erfolgte bis zur Abzweigung auf dem Weg, den ich hergekommen war, allerdings ging ich dann geradeaus weiter zum Gipfel des Špičák, wo ich für etwa zwei Euro mit der Sesselbahn zum Auto hinunterschwebte. Etwa deswegen, weil ich für den 10 Euro-Schein vier Euro in Münzen und eine 100 Kronen-Note zurückbekam. Da es gerade mal 14.45 Uhr war, suchte ich mir noch in Železná Ruda ein Restaurant, wo ich versuchte, einen böhmischen Schweinebraten zu genießen, für den ich inklusive Getränk die 100 Kronen plus drei Euro bezahlte, weil der 100 Euro-Schein, der noch in meinem Geldbeutel war, nicht gewechselt werden konnte. Versuchte deshalb, weil ich nur ein winziges Stück Fleisch am Teller hatte, dafür aber vier Scheiben böhmische Knödel. Mittlerweile passiert mir das nicht mehr, weil ich weiß, dass auf der Speisekarte die Fleischmenge angegeben ist und auch genug tschechisch spreche, um weniger ehrliche Wirte von dieser Praxis abzuschrecken. Das letzte Teufelsstück folgte dann auf der Rückfahrt in Bodenmais: Ich hatte extra den Abstecher gemacht, weil es dort laut Internet eine Filiale der Kerzenwelt gibt. Diese gibt es allerdings scheinbar schon seit Längerem nicht mehr.

Update Kerzenwelt: Es gibt sie schon noch, aber nicht außerhalb des Ortes, wohin mich die Verkäuferinnen eines Getränkemarktes geschickt hatten, sondern ziemlich im Ortszentrum, allerdings etwas abseits der Straße. Inzwischen war ich auch schon dort und habe die Sachen bekommen, die ich damals wollte.

Museumsstück am Bahnhof Skipiste, im Sommer Auslaufzone für Downhill-Biker Lebensraum Čertovo jezero mit Jezerní hora Thron für Tina und Gina Farnkolonie Über Stock und Stein Kein Durchgang zum Jezerní hora Nicht zufällig schnurgerade: Hier stand zu Zeiten des Eisernen Vorhangs der Stacheldrahtzaun Seeboden Untergetaucht Černé jezero mit Jezerní hora Eigentlich wollte ich da oben entlangwandern Großer Osser (Ostrý) Špičák Ruine Můstek