Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Verlassen, aber nicht vergessen

Tour solo, T1, 17,26 km, 464 hm, 4 1/2 h, Ausgangspunkt Schwarzach (SAD)

Auch wenn ich eigentlich nicht viel gegen Schnee und Wanderungen darin habe, stört mich der verlängerte Herbst relativ wenig. Klar wäre etwas mehr Sonne gar nicht verkehrt, aber auch der Nebel kann wunderbare Stimmungsfotos ermöglichen, wie beim letzten Mal auf der Rabenleite deutlich wurde. Hatte es bei der Tea time im November noch gepisst ohne Ende, war es dieses Mal trocken, so dass ich mich früh morgens auf den Weg in die Gemeinde Stadlern machte, um diese eigentlich für Anfang November geplante Runde nachzuholen. Ich stellte das Auto an der gleichen Stelle in Schwarzach ab wie im Mai bei der Runde nach Steinlohe, ging aber nicht nach Süden, sondern nach Norden.

Zunächst ging es auf der Fahrstraße Richtung Waldhäuser, die ich aber nach etwa einem Kilometer verlassen und über eine Wiese nahe der Grenze aufsteigen konnte. Dort traf ich einen jungen Mann, der ein paar Leckereien für Rehe und Hirschen auslegte und mir erklärte, dass der Grenzsteig bis zur Schwarzachquelle recht moorig ist und es besser wäre, nach Waldhäuser hinaufzuqueren und von dort aus auf dem markierten Wanderweg weiterzugehen. Diesem Rat folgte ich und stand nach einer kurzen Unterbrechung unterhalb des ehemaligen Skilifts zum Auspacken der Stöcke relativ bald an besagter Quelle, die auch Goldbrunnen genannt wird. Ganz nebenbei stellte ich fest, dass ich auf dem BB1 (Bayerisch-böhmischer Wanderweg) unterwegs war, der mich auch ohne Probleme nach Bügellohe brachte. Voriges Jahr hatte ich mich ja auf das besterhaltene Haus am westlichen Rand der Wüstung beschränkt, heute kam ich von Osten und überquerte deshalb die gesamte temporäre Siedlung. Auch nahm ich mir die paar Minuten, um die Dokumentation im Schuppen jenes Hauses anzuschauen. Anschließend folgte ich dem bereits bekannten Weg hinunter nach Vacláv, wo ich endlich die erste Wurstsemmel zu mir nahm. Allerdings folgte ich hier der roten tschechischen Markierung, die mich zwar nicht in die Irre führte, aber dazu führte, dass ich nicht wieder an der Gedenkstätte für das frühere Wenzelsdorf vorbeikam, sondern die ebenfalls bereits verfallenden Militärgebäude oberhalb passierte. Hier war bereits Endstation für die Stöcke, da erwartungsgemäß der böhmische Teil der Tour auf Asphalt oder einem ihm ähnelnden Schotterbelag stattfand. Ich merkte hier bereits, dass meine Längenschätzung etwas zu kurz ausgefallen war, machte mir aber keine Sorgen wegen der Tea time, ich war überraschend gut in der Zeit und hatte außerdem noch eine Einkehr in Rybník eingeplant, die ich zur Not auch verkürzen konnte. Dort kam ich kurz vor ein Uhr an, ich war zwar zügig unterwegs, weil es durchgehend bergab ging, hatte aber genug Zeit gefunden, das eine oder andere Bild von der Umgebung und den Wüstungen zwischen Pleš und Rybník zu machen. In Rybník hatte das erste Restaurace geschlossen, was aber letztendlich gut war, weil das, welches mir empfohlen worden war, erst 200 Meter später kommt. Eine halbe Stunde reicht für eine Suppe und ein Bier, also kehrte ich ein. Das Bier war ein Kostel, also gehobene böhmische Dunkelqualität, und die Hühnersuppe richtig lecker. Ich kann also wie geplant nächstes oder übernächstes Jahr mit dem OWV hier losmarschieren und einkehren, denn man akzeptiert Euro zu einem halbwegs ehrlichen Kurs, und Parkplätze gibt es auch auf der anderen Straßenseite. Auch spricht der Wirt deutsch, was mir aber heute egal war, denn ich schaffte es, alles auf tschechisch zu erledigen. Begrüßung, Bestellung, Bezahlen, Frage nach den Euro (die nur für den OWV, denn ich hatte noch ausreichend Kronen von Srní her übrig) und Verabschiedung. Lediglich bei seiner Antwort zum Wechselkurs stand ich kurz auf dem Schlauch, weil er nicht Dvacet pět, sondern Pětdvacet sagte. Aber das war auch egal. Auf den letzten dreieinhalb Kilometern zurück nach Schwarzach kam mir noch ein deutscher Spaziergänger entgegen, den ich trotzdem mit Dobrý den grüßte, denn ich war ja noch in Tschechien. Den Gedenkstein für einen 1938 ermordeten Grenzbeamten nahm ich dieses Mal mit, ich hatte ja noch genug Zeit.

So schaffte ich es, pünktlich um 20 nach zwei wieder loszufahren und trotz geschlossener Bahnschranke in Nabburg rechtzeitig zur vorweihnachtlichen Tea time im Schmidthaus einzutreffen. Am Ende waren es fast vier Kilometer mehr als ursprünglich gedacht, aber das war schon ganz ok so, es gibt ja noch eine kleine Schallmauer, die auf einmal ganz realistisch erscheint.

Kein Blick auf den Reichenstein Schwarzachquelle Mystik Nebelstimmung auf den obersten Bachmetern Die östlichste Ruine von Bügellohe Verfallen, aber nicht vergessen Lag der letztes Jahr auch schon im Weg? Sonne in Vacláv Böhmisches Hinterland Im Radbuzatal Spätestherbstliches Schilfgras Wüstung Althütten (Stará hut') Gedenkkreuz, von einer ehemaligen Bewohnerin aufgestellt Železný vrch (Eisenberg) Moor? Mahlzeit! Das Restaurace von außen Gedenkstätte im schlechten Blitz Das sah im Mai etwas anders aus