Im Wohnzimmer eines Junghikrs – die 3 Höchsten im Fichtelgebirge
Tour solo, T2, 19 km, 680 hm, 7h, Ausgangspunkt Abzweig Fichtelsee (WUN)
Einzeln sind die beiden höchsten Fichtelgebirgserhebungen auf vielen Bergsteiger- und Wanderportalen beschrieben. Warum die Runde über Schneeberg mit Nußhardt und Ochsenkopf in ihrer Gesamtheit nirgends zu finden ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist sie für Flachlandwanderer zu lang und für echte Alpinisten mangels erreichter Höhe (maximal 1053 m) nicht reizvoll genug. Dabei hat sie neben bis zu 7 Gipfeln auch noch mindestens 2 bedeutende Quellen und die mehrfache Überschreitung der europäischen Hauptwasserscheide (Nordsee / Schwarzes Meer) zu bieten. Auch sind die Einkehrmöglichkeiten durchaus empfehlenswert.
Als Startpunkt bietet sich der Wanderparkplatz des Seehauses an, der von Wunsiedel aus kommend etwa 400 m hinter dem Scheitelpunkt der Fichtelgebirgsstraße auf der rechten Seite liegt. Unmittelbar danach ist die Landkreisgrenze nach Bayreuth. Auch hier gibt es eine Imbissbude, die aber eher für die Fernfahrer gedacht ist als für Wanderer, denn zum schmucken Seehaus sind es gerade mal 1,4 km und 160 Höhenmeter auf bestens markiertem und ausgebautem Weg. Von hier aus kann man, sofern man den Weg findet, gleich den Seehügel mitnehmen. Ich habe den Weg nicht gefunden. Wahrscheinlich bin ich einen Pfad zu früh nach rechts abgebogen. Also ging es zurück zum Seehaus, in dem auch Goethe mal Station gemacht hatte, und von dort auf einem klar markierten Pfad Richtung Nußhardt. Vorbei am unscheinbaren Hinteren Nosser, den man wohl ohne größere Schwierigkeiten erklettern könnte, wenn man ihn denn als Gipfel erkennt, geht es zu dieser für das Fichtelgebirge typischen Felsgruppe. Den flächenmäßig größten der Felsen kann man über eine Treppe erklimmen, allerdings ist schon etwas Schwindelfreiheit gefordert. Den höchsten Punkt des Nußhardt zu ersteigen, ist hingegen aus Naturschutzgründen verboten und würde auch Kletterfertigkeiten im VII. oder VIII. Grad erfordern. Die von Jonas* auf Hikr.org beschriebene Nußhardthöhle habe ich hingegen übersehen, da hätte ich doch besser am Vortag noch einmal seinen Bericht gelesen. Nach einer Brotzeit auf einem ziemlich mitgenommenen Bankerl am Fuße des Nußhardt ging es zurück zum Kammpfad und dort nach links weiter zum Schneeberg. Bald mündet der Pfad in eine Forststraße, die vom Rudolfsattel heraufzieht. Dieser folgt man für einige Meter nach links, bis rechts der Abkürzerpfad zum Schneeberggipfel anzweigt. Nach einer weiteren Abzweigung nach links tritt man unvermittelt aus dem Wald und steht vor einem Schild, dass man bitte den Weg auf dem Gipfelplateau nicht verlassen möge, weil dort eine Urwiese entstehen soll. Welche Hintergedanken hier eine Rolle spielen, weiß ich nicht, sicher ist jedoch, dass es sich bei dem „abgesperrten“ Gelände um den Bereich der abgerissenen Militärgebäude handelt. Auf dem höchsten Punkt gibt es einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man in 3 Richtungen ganz ordentlich sieht, hinüber zum Ochsenkopf wird der Blick jedoch vom immer noch stehenden Radarturm verschandelt. Die Anbauten machten einen ziemlich verlassenen Eindruck, es kann sein, dass der Turm nicht mehr genutzt wird. Es dürfte nicht übertrieben sein, wenn man den Schneeberg als den hässlichsten Gipfel des Fichtelgebirges bezeichnet. Folglich bleib ich nicht länger als nötig und begann meinen Abstieg zum Haberstein. Dieser führt vorbei am Tausendmeterstein, einer etwas unsinnig am Wegesrand herumstehenden Säule, über wenig fordernde Forststraßen. Nur die letzen 10 Meter sind wieder ein kleiner Waldpfad. Auch der Haberstein ist eine Felsgruppe, die sich aus der Flanke des Schneebergs heraushebt, er unterscheidet sich jedoch vom Nußhardt durch das Blockfeld, das sich markant nach Westen hin anschließt. Nette Abwechslung auf einem ansonsten recht eintönigen Abstieg. Nach 4 km und einigen Abzweigen errreichte ich dann endlich die Bundesstraße etwa 100 m unterhalb des Waldrasthauses Karches, wo ich meine etwas verspätete Mittagseinkehr hielt. Das Aufgetischte hielt durchaus das, was ein Bericht von Jonas versprochen hatte. Nach etwa 45 Minuten startete ich wieder, das nächste Ziel hieß Weißmainquelle, die ich nach etwa 45 Minuten über einen breiten, aber immerhin naturbelassenen Waldweg erreichte. Kurz nach ihr kreuzt sich der Pfad mit dem alternativen Weg von Karches zum Ochsenkopf. Hier gilt es zweimal richtig abzubiegen, was allerdings nur genug Aufmerksamkeit bezüglich der Markierung und Beschilderung erfordert. Nach einer weiteren halben Stunde durch den Wald stand ich vor der Rückseite des Asenturms und Gipfelfelsens. Während ich ersteren bestieg, um die Aussicht zu testen (sie war zumindest weniger verschandelt als drüben auf dem Schneeberg), sparte ich mir die Kletterei auf den Gipfelfelsen und nahm lieber auf den Bänken vor dem Restaurant meine letzte Brotzeit zu mir. Auf dem Rückweg stellte ich noch fest, dass ich beim Aufstieg am Abzweig zum Goethefelsen vorbeigerannt war, auch, weil das Hinweisschild nur von oben kommend lesbar ist. Für diese 200 Meter Umweg hatte ich noch Zeit, sparte mir aber erneut irgendwelche Klettereinlagen. Diese hob ich mir für den Weißmainfelsen auf, zu dem man kommt, wenn man an der Kreuzung bei der Weißmainquelle nicht zurück Richtung Karches, sondern in die andere Richtung abbiegt. Der Weißmainfelsen ist von der Höhe gegenüber dem Waldboden sicher die beeindruckendste Felsformation der Gegend. Man kann den höchsten Punkt bequem über Leitern und Treppen erreichen, oben ist auch ein Tischlein, auf dem früher wohl einmal das Panorama abgebildet war. Nach ein paar Fotos zog ich weiter, ich wollte ja noch die Fichtelnaabquelle besuchen und außerdem um 18.20 Uhr wieder am Auto sein. Die beiden Quellen sind schon ziemlich unterschiedlich, während der Weißmain von einer schmucklosen Fassung mitten im Wald umgeben ist, findet man bei der Fichtelnaab eine kleine Lichtung mit Bankerl und einer kleinen Brücke über den ganz jungen Bach. Von hier aus ging ich zurück zur Kreuzung kurz vor dem Weißmainfelsen und folgte der Forststraße nach unten, bis diese in die Zubringerstraße von Fichtelberg zur Bundesstraße mündet. Dieser folgt man dann bis 20 m vor der Einmündung, wo ein kleiner Forstpfad gut markiert parallel zur Bundesstraße zum Wanderparkplatz führt. Somit erreichte ich mein Auto auf die Minute genau zur geplanten Zeit und konnte noch einen netten Abend mit dem Stammtisch für alternative Heilweisen in Fuchsmühl genießen, den ich an diesem Abend erstmals besucht und somit das angenehme mit dem nützlichen verbunden hatte.
Ein besonderes Erlebnis gab es noch: Auf dem kurzen Stück entlang der Verbindungsstraße entdeckte ich auf der Straße liegend ein lebloses, aber noch nicht überfahrenes Eichhörnchen. Um eben das zu verhindern, schleuderte ich es mit der Schuhspitze vorsichtig auf das Bankett. Als es dort aufschlug, gab es noch einen Ruck und das Eichhörnchen hatte sich um 90 Grad gedreht, Kopf Richtung Fahrbahn und sah mich mit leeren, also toten Augen an. Ich weiß heute noch nicht, was das zu bedeuten hatte.
Und was bedeutet der erste Teil des Titels? Der im Text erwähnte Jonas* lebt irgendwo in dieser Gegend und ist mehrere Male im Jahr auf diesen Hügeln unterwegs. Außerdem dürfte er der derzeit jüngste regelmäßige Autor auf Hikr.org sein…
Schlagwörter: asenturm, fichtelgebirge, fichtelnaab, fichtelsee, goethefelsen, haberstein, karches, main, naab, nusshardt, ochsenkopf, quelle, schneeberg, seehaus, weissmain