Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Endlich ein Hund!

Dieser Bericht unterscheidet sich deutlich von dem, was man normalerweise unter einer Bergtour versteht. Schließlich stand im Vordergrund, dass ich an diesem Tag Coco von den Qualen der Vernachlässigung bei ihrem Vorbesitzer erlöst und in mein liebevolles Heim geholt habe.

Im August 2007 wurde unsere Cora plötzlich schwer krank und verstarb nach etwa sechs Wochen Kampf am 27. September, ohne dass ich eine Chance hatte, mich von ihr zu verabschieden. Ich habe erst viel später erfahren, dass sie nicht, wie zuerst angenommen, vergiftet wurde, sondern ein Pankreaskarzinom die Todesursache war.

Im Frühjahr 2008 lernte ich dann Birgitta kennen, eine Tierschützerin und vor allem Hundeliebhaberin mit Leib und Seele. Nach ein paar Wochen bat ich sie, mich doch bitte zu informieren, wenn ein Boxer zu vermitteln wäre. Dieser Anruf kam dann Mitte Juli. Zunächst hieß es, der Hund sei in Niederösterreich beheimatet, zwei Anrufe meinerseits mit Damen vom Internationalen Tierschutz später wusste ich, dass Villach mein Ziel sein würde. 100 Kilometer weniger Anfahrt waren mir durchaus genehm. Meine erste Frage war allerdings, ob der Hund denn auch bergtauglich wäre, was die Villacher Dame bejahte und sich auch später als zutreffend erweisen sollte.

Nachdem alle Kleinigkeiten geklärt waren, fuhr ich dann am 23. Juli gegen 9 Uhr in Piding los, um am frühen Nachmittag in Villach zu sein. Die mautpflichtigen Tunnels wurden selbstredend obenrum über Radstädter Tauernpass und Katschberg umfahren. Da ich viel schneller vorankam als befürchtet, konnte ich mir noch einen Abstecher von St. Michael ins hinterste Murtal bis zur bis zum Arsenhaus leisten. Aufgrund des wenig einladenden Wetters verzichtete ich allerdings auf einen Spaziergang und kam lieber eine halbe Stunde zu früh in Villach an. Coco kam dann sehr verunsichert wirkend und ziemlich abgemagert aus dem Haus, wurde aber sofort mittels eines Wiener (in Österreich Frankfurter) Würstchens dazu bestochen, mich ganz lieb zu haben. Nach einem kleinen Probespaziergang an der Leine durch das Wohnviertel, in dem ihr Ex-Frauchen lebte, sprang sie dann auch ohne großes Zögern auf meine Rücksitzbank. Da das Wetter in Villach etwas besser war als nördlich des Katschbergs, fuhr ich nicht direkt zurück, sondern nahm die hübsche Route über Bad Bleiberg ins Gailtal und von dort über die Windische Höhe, wo wir noch einen kleinen Spaziergang in der Natur unternahmen. Coco war an der Leine kaum zu halten und führte mich in eine Lichtung, die sich als kleiner Kraftplatz entpuppte. Anschließend ging es zurück zur Tauernautobahn und wieder obenrum nach Piding, wo bereits das am Morgen von mir vorbereitete Fleisch mit Nudeln auf sie wartete. Coco war richtig erstaunt, dass sie etwas so Gutes und vor allem gleich einen ganzen Napf voll bekam und fraß nur ganz zögerlich, bis ich ihr die Portion für den nächsten Tag unter die Nase hielt und ihr sagte, dass das ab jetzt ihre normale Ration sein würde.

Das Billigstfutter, das mir die Vorbesitzerin mitgegeben und von dem Coco nur eine Dritteldose pro Tag erhalten hatte, habe ich am nächsten Tag an das Tierheim Freilassing gespendet.

Bevor allerdings ein falscher Eindruck entstehen könnte: Coco war seit der Trennung, also die letzten eineinhalb Jahre, nicht bei ihrer Vorbesitzerin, sondern bei deren Ex-Mann. Dieser turnte aber lieber beruflich in der Türkei herum und überließ Coco teilweise sich selbst, meistens einer Bekannten, die sich mehr schlecht als recht um sie kümmerte. Irgendwann konnte Frauchen das nicht mehr mit ansehen und sorgte hintenrum dafür, dass Coco vermittelt wurde. Sie hätte sie gern behalten, was aber nicht möglich war, weil neben einem zweiten Hund ein kleines Kind da war und die Mama dank der verbesserungsfähigen Zahlungsmoral des Ex halbtags arbeiten gehen musste. Wir haben nach wie vor gelegentlich Mailkontakt, es war auch bereits zu lesen, dass sie Coco jederzeit zurücknehmen würde, wenn es denn nur möglich wäre. Nachvollziehbar, aber definitiv unmöglich. Ich gebe Coco nicht mehr her und sie will auch bei niemand anderem mehr sein als bei mir.

Im Murtal Großer Hafner Beim Arsenhaus Vorderer Schober und Trabanten An der Windischen Höhe