Ein mehr als würdiger Jahresabschluss
Tour solo, T3, 16,35 km, 585 m Aufstieg, 1114 m Abstieg, 7 3/4 h, Ausgangspunkt Scheiben (CHA)
Ich war zwar im Dezember wesentlich mehr unterwegs als der Blog verrät, aber das waren eben alles nur kleinere Sachen bei meistens höchst durchschnittlichem Wetter. Am vorletzten Tag des Jahres war aber noch einmal Inversion, sprich AKW weiter oben, angesagt, dazu oben eben auch etwas Schnee, also machte ich mich auf den Weg nach Lam, um ein weiteres Projekt für den OWV Amberg zu erkunden. Ich war zwar bereits 2014 am Künischen Kamm unterwegs, aber damals mit Start und Ziel in Lohberg. Dieses Mal ging es hingegen mit dem Skibus zum Scheibensattel und zurück zum Bahnhof nach Lam.
Über die Route lasse ich wieder Fotos und GPS-Track sprechen, es gab wieder genug interessante Dinge am Rande. Zunächst das Negative: Ich war so blöd, eine meiner beiden Thermosflaschen (wenigstens war es die alte) bereits vor dem Einsteigen in den Bus in die Außenlasche des Rucksacks zu stecken, worauf sie mir prompt im Bus herausrutschte. Leider auf dem Sitz und deshalb geräuschlos, so dass ich es erst merkte, als der Bus bereits weggefahren war. Logischerweise wurde es gegen Ende der Tour etwas knapp mit dem Tee, aber ich habe es überstanden. Zur Qualität der Brotzeit im Osserschutzhaus sage ich nichts mehr, vor allem die Beilagenmenge war wieder einmal ein absoluter Witz. Zumindest war die Currywurst mehr als ordentlich gewürzt und das Weltenburger ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Nett waren die drei Damen aus Bad Kötzting, die ich immer mal wieder am Kamm traf, noch netter die Tischkollegen im Schutzhaus. Zwei junge Männer hatten größere Hunde dabei, von denen sich einer als zweitgrößte Schmusebacke aller Zeiten erwies (größte ist mein Hooligan – wer sonst). Und auch über den etwas weniger jungen Herrn, mit dem ich von der Osserwiese zum Parkplatz auf dem Sattel abstieg, kann ich nicht klagen. Sein Angebot, mich mit dem Auto zum Bahnhof zu bringen, schlug ich aus, weil ich ja die Strecke erkunden wollte. Allerdings wurde es am Ende arg knapp mit dem Tageslicht, ich denke, eine halbe Stunde später hätte ich es angenommen. Deshalb nimmt auch die Zahl der Fotos nach der Osserwiese radikal ab. Überhaupt das Licht: Man sieht ja schon vieles über dessen Qualität auf den Fotos, aber die Fernsicht kommt nicht wirklich richtig herüber, dazu ist meine Kamera leider doch nicht überragend genug. Nicht nur die Alpen waren sehr deutlich zu sehen, auch das Erzgebirge im Norden und vom Osser-Südostgrat aus das Fichtelgebirge waren mehr als nur zu erahnen. Die Berge im Osten konnte ich leider noch nicht identifizieren, hingegen schämten sich die Donauebene und die Großstädte, also München, Pilsen und Prag dermaßen, dass sie sich den ganzen Tag unter einer dicken Wolkendecke versteckten. Oder war das die Inversion? Die Gipfelkreuze der beiden Osser habe ich dieses Mal ausgelassen, da war mir zu viel Eis auf den Felsen. Andere Wanderer hatten da weniger Scheu, aber ich muss nicht alles nachmachen, vor allem, weil ich schon oft genug auf den beiden Gipfeln ganz oben war. Dafür erstieg ich zum ersten Mal den Svaroh, der zwar offiziell im Naturschutzgebiet liegt, aber ein Gipfelkreuz trägt und durch einen kurzen, viel benutzten Pfad erschlossen ist. Er ist zwar ebenso unspektakulär wie das Zwercheck einige hundert Meter weiter auf der bayerischen Kammseite, bietet aber eine wunderbare Aussicht ins Böhmische. Insgesamt war ich froh, in den Alpinstiefeln unterwegs gewesen zu sein, auch wenn sich mit denen jeder Kilometer wie drei anfühlt und ich deswegen am nächsten Tag die Silvesterwanderung in Neunburg ausfallen ließ.
Auf dem Heimweg machte ich noch den Schlenkerer nach Havlovice, um bei ONO zu tanken und in Lísková Oblaten zu kaufen. Dabei hatte ich kurz hinter dem Sattel zwischen Lam und Neukirchen beim Heiligen Blut noch eine spezielle Begegnung mit zwei Rehen, die ich meinen werten Lesern nicht vorenthalten möchte. Ich kam mit Tempo 60 um die Kurve, weil dort eben wegen Abzweigung und Gasthof dieses Limit gilt, und hatte plötzlich zwei Rehe im Fernlicht etwa 50 Meter vor mir, die genüsslich mitten auf der Straße ratschten. Als ich bremste und abblendete, sagten sie noch schnell servus zueinander, bevor das eine nach links und das andere nach rechts ins Holz stolzierte. Ja, stolzierte und nicht rannte. Unverständlich war dann aber vor allem, dass der Opelfahrer hinter mir sofort nach dem Ende des Tempolimits zum Überholen ansetzte und mir davonraste. Oder ist an dem alten Klischee doch etwas dran?
Ich wünsche allen Lesern und ihren Freunden und Familien (oder Familien und Freunden) ein gesundes Jahr 2017!
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