Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Ein bisserl Chaos und ein Notfall auf der Goldenen Straße

Tour mit dem OWV-Hauptverein, T1, 20,72 km, 347 hm Aufsteig, 605 hm Abstieg, 7 1/4 h, Ausgangspunkt Grenzübergang Bärnau (TIR)

Vor 700 Jahren wurde in Praha der deutsche Kaiser Karl IV. geboren. Eine seiner nachhaltigsten Errungenschaften war die Einrichtung der Goldenen Straße zwischen seiner Heimatstadt und Nürnberg und deren Verlängerungen nach Breslau und Luxemburg. Zum Jubiläum haben OWV und Fränkischer Alb-Verein beschlossen, gemeinsam die Etappen des auf der alten Strecke eingerichteten Fernwanderweges zu begehen. Dabei war die vorbereitende Organisation unserer fränkischen Freunde um Lichtjahre besser als die des OWV, der wichtige Details wie Startzeiten und genaue Ausgangspunkte erst in der nächsten Arnika, die Mitte bis Ende Mai erscheint, veröffentlichen wird.. Deshalb war es auch wenig verwunderlich, dass statt der anvisierten 50 nur 19 Teilnehmer, davon mehr als die Hälfte vom FAV, den Bus von Wildenau zur Grenze nach Bärnau bestiegen.

Der nächste Punkt, der zur Improvisation zwang, war die Absage der geplanten Einkehrgaststätte in Hohenthan am Nachmittag zuvor, welche aber eigentlich ziemlich problemlos mit dem Gasthaus Waldnaabsee, in der Region bekannter als Deinzer, in Ödschönlind kompensiert werden konnte. Ebenfalls unter die Rubrik „nicht Schuld des OWV“ war die Verspätung der angekündigten Führerin für die Steinbergkirche, die erst erschien, als die Gruppe bereits fast unten in Bärnau angekommen war. Immerhin war eine andere Person in der Lage, uns die erhofften Informationen zu Kirche und Wallfahrt zu geben. Ebenfalls recht chaotisch war die Diskrepanz im Gehtempo, wobei speziell drei besonders fitte Frankendamen vorausrannten und die Fotografierwilligen und auch der Tourenleiter Mühe hatten, dranzubleiben. Besonders krass wurde es im doch recht hügeligen Bereich hinter Hohenthan, wo der Weg ein Stück lang neben der Straße hinauf zur Silberhütte verläuft. Denn unser geschätzter Tourenleiter hatte weder Nahrung noch ein Getränk und erst recht keine Kopfbedeckung dabei und wurde immer röter im Gesicht und immer langsamer mit immer mehr Rückenlage. Die Rennsemmeln rannten weiter voraus, weil der Weg ja klar und gut markiert war und bekamen von dem Drama erst mal überhaupt nichts mit, während ich dank meiner vielen Fotos zusammen mit zwei anderen OWV-lern hintendran war und somit die Probleme bemerkte. Leider ließ sich Heinz nicht dazu bewegen, doch ein Apfelvierterl von mir oder eine Banane von Meta anzunehmen und damit seinen Unterzucker auszugleichen, so dass ihm am Ende auch meine Stöcke nicht mehr halfen und er nach der Hälfte der Strecke endgültig umkippte. Jetzt war rasches und koordiniertes Handeln gefragt, also blieb Meta bei ihm, während wir beiden anderen unseren Schritt beschleunigten und zum Deinzer marschierten, wo wenig überraschend noch fast niemand angekommen war. Wenig überraschend deshalb, weil das Gasthaus nicht direkt am Weg liegt, sondern etwa 350 Meter nördlich und das Wegweiserschild doch stark zugewachsen und daher für Ortsunkundige nicht auf den flüchtigen Blick zu erkennen ist. Wir schickten den Juniorwirt im Auto los, um Meta und Heinz abzuholen, was auch prompt geschah. Nebenbei hatte er auch noch die Vorbeigelaufenen auf ihren Irrweg aufmerksam gemacht und zu seinem Gasthaus gelotst, so dass die Einkehr am Ende doch auch wunderbar klappte. Es gab zwar nur Schnitzel, Currywurst oder Leberkäse oder die Beilagen dazu, aber das reichte völlig aus, vor allem, weil die Qualität keine Wünsche übrig ließ. Nicht ganz verständlich war für mich, dass Heinz gerade mal ein Viertel seines Schnitzels vertilgte, aber wenigstens war er so einsichtig, dass die Wanderung für ihn beendet war und ließ sich vom Wirt zu seinem Auto fahren und paparazzte uns aus diesem noch ein paar Mal. Wesentlich reibungsloser lief dann die Kaffeepause in Plößberg ab, bei der Heinz natürlich auch wieder mit von der Partie war und erfreulicherweise deutlich besser aussah als eine Stunde zuvor. Meta hatte mittlerweile die formelle Leitung übernommen, was aber trotz meiner Appelle nicht viel am Geschwindigkeitsdrang der drei fränkischen Damen änderte, wobei dieser noch von zwei Motorradfahrern getoppt wurde, die kurz vor Plößberg mit deutlich über 150 km/h an uns vorbeidonnerten. Erst auf dem letzten Abschnitt hinunter nach Wildenau klappte es dann einigermaßen mit dem Zusammenbleiben. Es ist ja schön und gut, im gewohnten Schritt zu gehen, aber nicht auf einer geführten Tour, auf der an verschiedenen Stellen Erklärungen geplant sind. Leistungstempo kann man beim IVV oder in der Kleingruppe gehen. Damit wäre ich beim letzten Kritikpunkt an der Serie oder zumindest dem ersten Teil angekommen: Die Etappen sind größtenteils zu lang, um auch nur den wichtigsten und interessantesten Orte am Wegesrand ein bisserl Aufmerksamkeit schenken zu können. Damit meine ich nicht die Touristenattraktionen wie Knopfmuseum oder Geschichtspark, sondern das Hohlwegsystem hier, die verfallene Mühle dort und die Erdkeller dazwischen. Auch wenn die beiden letzten Attraktionen nicht unmittelbar zur Trasse der Goldenen Straße im 14. Jahrhundert gehören, haben sie mittelbar mit dem Handelsweg in späteren Jahrhunderten zu tun.

Natürlich hatte die Tour auch sehr viele sehr positive Seiten, die eigentlich überwogen, auch wenn sie nicht so viel Raum in diesem Bericht bekommen. Neben der wunderbaren Strecke, die von den zuständigen Wegewarten des OWV auch perfekt markiert wird, und dem vor allem am Vormittag Absolut Kaiserlichen Wetter (dafür muss Heinz auch ganz stark gelobt werden) und den damit verbundenen genialen Sichtverhältnissen gefiel mir wie so oft die nette Gemeinschaft. Keine Spur vor der Rivalität zwischen Oberpfälzern und Franken, der man sonst doch recht oft begegnet. Auch die Verpflegungsqualität ließ, wie bereits erwähnt, keinerlei Wünsche offen, und das zu absolut akzeptablen Preisen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächsten Etappen, und zwar sowohl beim OWV als auch im Frankenland. Ich hoffe lediglich, dass sich das absolut vermeidbare und selbstverschuldete Gesundheitsproblem von Heinz nicht wiederholt, denn die Geschichte hätte noch wesentlich dümmer ausgehen können.

Startpunkt Windräder am Ahornberg Steinbergkirche Innenraum Da hat der Blitz eingeschlagen Marterlbrunnen in Bärnau Marktplatz Bärenbrunnen Interessanter Gartenzaun Geschichtspark Erdkeller Elisabethskirche Thanhausen Entenbühlausläufer Heiliger Ort Röthenbach Schmuckerberg Durchblick nach Bärnau Wandmalerei und Marterl Verwunschenes Gartenschlössli Grenzpunkt zwischen wem oder was? Verblichen... ...und dann auch noch veraltet! Rückblick auf Hohenthan Der Steinwald im Nordwesten liegt etwas im Dunst Dort hinten versteckt sich der Liebensteinspeicher In Natura war der Funkurm auf dem Dyleň deutlicher zu erkennen Orientierungsbäume Einkehrschwung Man beachte die gemischte Beilage Junghirschherde Blüten und Knospen verdecken den Hinweis auf die Einkehr Plößberg Rothhof Regenrückhaltebecken Hochwassermessanlage Geisleithen Doppelte Ulme mit Marterl und Bankerl Nahaufnahme Hungrig Eine echte Doppelhaushälfte Panorama West Bewohnt Lehrpfad Hier wachsen also die Spiegelkarpfen Haselstein Fischerberg Originallinie Fahrenberg Ziel in Sicht