Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Auf dem Touristenpfad auf den Ben Nevis

Tour mit 4 Hostelbekanntschaften, T2, 17 km, 1320 hm, 7h, Ausgangspunkt Glen Nevis Visitor Centre

 

Ben Nevis ist der höchste und gleichzeitig überlaufenste Berg Großbritanniens. Pro Jahr wird sein Gipfel von etwa 150 000 Touristen besucht, und das, obwohl es keine Seilbahn hinauf gibt. 98% dieser Touristen nehmen den Normalweg. Da ich damals weder alpine Erfahrung noch vernünftige Ausrüstung noch Kartenmaterial hatte, musste ich mich ebenfalls mit dieser Variante begnügen. Um ehrlich zu sein, war mir auch keine andere bekannt, denn das Internet war mir damals noch mehr als fremd.

Eigentlich war es bereits mein zweiter Versuch, im Jahr zuvor war ich bei ziemlich gutem Wetter erst gegen 14.30 Uhr losgezogen und am Halfway Lochan umgekehrt, um nicht in der Dunkelheit zu landen. Dieses Mal war das Wetter nicht ganz so gut, aber immerhin trocken, solange die Wolke über uns war, dafür konnten wir aber bereits um 9 Uhr starten und somit den Gipfel auch erreichen.

Bis zum Halfway Lochan ist der Pfad total einfach, gut ausgebaut und geschottert und man kann sich auch überhaupt nicht verlaufen. Nach der Hälfte der Strecke erreicht man diesen See, der links des Pfades in einer kleinen Senke liegt und an dem vorbei auch ein Zustieg zur CMD-Route führt, die als der klassische Alpinzustieg gilt. Außerdem kann man über diesen Pfad auch die berüchtigten Kletterkamine erreichen, in denen jedes Jahr mehrere Personen zu Tode stürzen. Wir gingen allerdings auf der Touristenroute weiter, die sich fortan in Serpentinen durch das zunehmende Geröll hochzieht. An einer Stelle muss man etwas aufpassen, wenn der Pfad bereits die Wolkenuntergrenze erreicht hat, weil er hier unmittelbar an einem der Kamine vorbeikurvt. Der Gipfel liegt übrigens normalerweise an 350 Tagen im Jahr in Wolken, so dass diese Gefahr gar nicht so selten ist. Auch an diesem Tag war es der Fall, so dass wir null Aussicht hatten und nach einem kurzen Bissen und Schluck aus der Wasserflasche wieder den Rückweg antraten. Die beiden anderen Mädels in der Gruppe hatten nämlich auch keine bergtaugliche Kleidung an, sondern waren in Shorts und T-Shirt unterwegs, so dass es für sie doch unangenehm nasskalt war (ich selbst hatte zumindest die Regenjacke im Rucksack und eine lange Hose an).

Irgendwann will ich den Ben Nevis noch einmal besteigen, aber bei wolkenfreiem Gipfel und vor allem über eine andere Route. Ich hab mir da schon eine ganz spezielle Variante herausgesucht…