Kein Käse auf dem Pröller
Tour mit Jess, T3, 15,84 km, 742 hm, 8 h, Ausgangspunkt Kollnburg (REG)
In der Vorbereitung auf Karsamstag stand ich auch im E-Mail-Kontakt mit Jess, einer netten jungen Frau aus dem Raum Passau. Sie entschied sich letztendlich, nicht mitzugehen, weil sie Bedenken bezüglich der Schneetauglichkeit ihrer Schuhe hatte. Jetzt war der Pröller schneefrei und somit ein mehr als geeignetes erstes gemeinsames Ziel.
Wir vereinbarten als Treffpunkt zehn Uhr bei der Kirche in Kollnburg, als ich jedoch viel zu früh dort ankam, war Jess auch schon da, so dass wir früher als geplant lostigern konnten. Bereits auf dem Weg durch das Dorf fielen uns jede Menge Motive ins Auge, so dass wir sicher nicht zu schnell unterwegs waren. In Sedlhof fragte sie mich, warum wir nicht geradeaus auf der Fahrstraße weitergingen, sondern nach rechts ins Holz abbogen. Warum wohl? Erstens führte die Wanderwegmarkierung dort entlang, zweitens hatte ich im Gespür, dass wir bei der anderen Strecke ein paar hundert Meter auf einer Hauptstraße vor uns gehabt hätten. Außerdem führte uns der markierte Weg an der ersten Sehenswürdigkeit, dem Teufelsstein, vorbei, während wir den vielleicht 400 Meter langen Abstecher zum Kastenstein rechts liegen ließen. Dafür verließen wir oberhalb von Münchshöfen den markierten Weg, weil ich in einem Tourenbericht von der schönen Aussicht von der Käsplatte aus gelesen hatte und die mitnehmen wollte. Knapp zwei Kilometer weiter westlich stießen wir dann zuerst auf den Main-Donau-Weg und nach einer kleinen Abkürzung auf den Goldsteig. Auf diesem sollten wir eigentlich zu einem Abzweig kommen, an dem es nach rechts zur Käsplatte gehen sollte, allerdings übersahen wir beide die Stelle, an der der Goldsteig nach links von der Forststraße ins Holz verschwand und standen auf einmal am unteren Ende des Blockmeers, das sich über dem Nordhang der Käsplatte ausbreitet. Wir fanden nichts von Naturschutzgebiet und versuchten erfolgreich, über das Blockmeer zum Gipfel zu kommen. Nur mein Handtuch habe ich irgendwo dort verloren, was aber verschmerzbar ist. Am Gipfel mit Kreuz und bei guter Sicht tatsächlich feiner Aussicht Richtung Straubing gönnten wir uns eine halbe Stunde Rast, bevor wir auf dem Goldsteig nach Ahornwies und von dort über den Nordhang zum Pröller aufstiegen. Oben am Gipfel bereiteten sich gerade zwei Gleitschirmpiloten auf den Start vor, was Jess beobachten wollte, also verweilten wir auch hier fast eine halbe Stunde. Wir waren ja nicht auf der Flucht und ich konnte mich auf diese Weise ganz ohne Hektik im Gipfelbuch verewigen. Außerdem war noch ein Paar aus dem Fränkischen am Gipfel, ansonsten haben wir den ganzen Tag mit einer Ausnahme (dazu später mehr) auf dem Weg niemand angetroffen. Vom Gipfel stiegen wir auf dem Nordosthang, welcher unter Skifahrern fälschlicherweise als Pröller-Nordhang berühmt ist, hinunter zum Berggasthof Hochpröller, wo wir einkehrten, uns vom Wirt unterhalten ließen und einen kleinen Wuffi ein bisserl verwöhnten. Das Dunkle war vom Augustiner und das Schaschlik schön scharf, aber das Beste war die Reisbeilage. Definitv eine Einkehrgelegenheit, die nach Wiederholung schreit. Gut gestärkt machten wir uns auf den Rückweg nach Kollnburg, dessen wirkliche Länge am Ende ziemlich mittig zwischen meiner Schätzung von sechs und den acht Kilometern von Jess lag. An der Kreuzung des Kollnburger Pröllersteigs mit dem Baierweg und anderen Wanderwegen trafen wir die letzte Person der Tour, eine etwa 70 Jahre alte Frau mit ostdeutschem Dialekt, die von uns wissen wollte, wie sie zurück nach Sankt Englmar käme. Sie war ohne Karte und wohl auch Trinkflasche am Morgen losgezogen, auf den Pröller hinaufgestiegen und hatte dann die Orientierung verloren. Wir hoffen, dass sie trotzdem gut in ihrem Hotel angekommen ist. Wir folgten dem Baierweg und Wanderweg 21 nach Norden, zunächst ging es noch in für mich angenehmem, für Jess dank geschädigten Knien schon etwas problematischerem Gefälle hinunter nach Wieshof. Unterwegs gab es immer wieder mal kleine Highlights wie plätschernde Bäche und ein kleines Wasserkraftwerk. Nach einer letzten Rast oberhalb von Wieshof passierten wir Windsprach und die Gemeindeverbindungsstraße nach Hinterviechtach, bevor wir entgegen der Info aus dem Bayernatlas am Ortseingang von Kollnburg nicht über eine Wiese, sondern durch das Wohngebiet zurück zur Kirche geführt wurden. Dort verabschiedete sich Jess und fuhr nach Hause, während ich noch einen kurzen Abstecher auf die Burg und den Bergfried machte.
Es war sicher keine einmalige Sache, dass ich mit Jess gemeinsam auf Tour gegangen bin, der Osser wartet beispielsweise schon. Denn wir haben neben gutem persönlichen Verständnis vor allem zwei Vorlieben gemeinsam, die sich eigentlich gegenseitig bedingen: Gemütliches Tempo und Fotografieren. Jess hat etwa doppelt so viele Fotos geschossen wie ich. Auch zeigt sie keine Scheu vor gelegentlichen etwas abenteuerlichen Passagen und kleinen Kraxeleinlagen wie im Blockmeer.
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