Auf der Schareben nach dem Rechten gesehen
Tour mit Marga, Christa und Anna, T2, 12,11 km, 465 hm, 7 1/2 h, Ausgangspunkt Schareben (REG)
Es ist schon ein paar Monate her, dass mich Marga gefragt hatte, ob ich denn Schareben kenne. Weil ich ja schon mal oben war, konnte ich diese Frage natürlich mit ja beantworten und bekam daraufhin gleich den Auftrag, Marga und ein paar Freundinnen von ihr, die teilweise auch beim OWV sind, in diesem Gebiet zu führen, bevorzugterweise gleich in den Osterferien. Diesen Termin musste ich ihr gleich einmal verneinen, weil da noch jede Menge Schnee und Sulz oben lag, und auch Pfingsten mussten wir die Runde absagen, dieses Mal wegen Nebels. Also legten wir bei der letzten OWV-Wanderung die erste Augustwoche als Termin fest, nach Herumhören und Telefonieren kristallisierte sich dann der Donnerstag heraus. Ich traf mich um 7.45 Uhr mit Marga, um acht Uhr kam Christa auf dem Volksfestplatz hinzu und Anna wurde am Bahnhof aufgesammelt, es ging los. Die Fahrt war ziemlich problemlos, sogar die Wetterfelder Baustelle wird immer fertiger, so dass wir früher als avisiert am Parkplatz bei der Scharebenhütte losmarschieren konnten. Geplant war die Runde, die ich letztes Jahr gegangen war ohne den Verhauer unterhalb der Enzianwiese, wir wollten aber flexibel auf die Bedingungen reagieren.
Auf der Forststraße zum Waldwiesmarterl wurden wir mit Hinweisen auf eine Sperrung des Weges 10 und einer Umleitung konfrontiert, wir waren uns aber sicher, dass uns das nicht betreffen würde und gingen einfach erst einmal weiter. Und tatsächlich betraf es uns auch nicht, gesperrt war das Stück von der Forststraße hinauf zum Reischfleck, das wir höchstens als ersten Notabstieg bei zu großer Hitze im Hinterkopf hatten. Eine Begegnung mit Waldarbeitern ging auch ohne Zurechtweisung vorbei, also haben wir nichts falsch gemacht. Noch besser wurde es, als links und rechts des Weges immer mehr Himbeersträucher auftauchten und voll mit Früchten waren. Christa ging voran und wir anderen folgten und schlugen uns die Bäuche mit diesen leckeren Beeren voll. Der Abzweig hinauf zum Waldwiesmarterl bedurfte wieder Achtsamkeit, um nicht vorbeizulaufen, aber das wusste ich ja. Oben holte ich mein erstes nicht Apfel- sondern ausnahmsweise Birnenvierterl aus dem Rucksack, welches im Nachhinein gesehen völlig überflüssig war, weil oben auf dem Kamm zu den Himbeeren noch zehn Mal so viele Heidelbeeren kamen. Ich schätze, dass wir insgesamt mehr als eine halbe Stunde beim Pflücken und Mampfen verbrachten. Andere Wanderer hatten weniger Augen und Appetit dafür und rannten an uns vorbei. Unverständlich, aber so blieb mehr für die Tiere und genießerische Wanderer nach uns übrig. Der erste Aufschwung zum Schwarzeck war dann für Marga ein Aha-Erlebnis, denn sie hatte sich den Goldsteig total anders vorgestellt. Nicht als naturnahen Pfad mit dem einen oder anderen technischen Schmankerl, sondern eher als glattgeschliffene Touristenautobahn. Dementsprechend kam sie etwas ins Schwitzen, obwohl es für die kleine Ier-Stelle rechts eine einfache Umgehung gibt. Beim zweiten Aufschwung zum Gipfel unterlief mir ein Fehler: Ich hatte letztes Jahr irgendwo von einer einfachen Variante links der Felsen gelesen und das laut kundgetan. Der Pfad links ist auch einfach, nur führt er dummerweise nicht zum Gipfel, sondern irgendwo in der Flanke ins Nirgendwo oder hinunter in der Lamer Winkel. Anna und ich blieben auf dem Normalweg, aber Marga und Christa wählten die Variante, was zu einer Findungs- und auf-den-Gipfel-dirigier-Aktion führte. Die beiden haben es geschafft und waren mir glücklicherweise auch nicht böse dafür, worüber ich sehr dankbar bin. Auf dem Kreuzgipfel trafen wir erst eines der Ehepaare, die uns beim Heidelbeerenmampfen überholt hatte und später ein jüngeres Paar aus Stuttgart mit Hund (heul). Solltet ihr beiden hier lesen, herzlich willkommen! Der junge Mann war so lieb und machte Gruppenfotos von uns, die auch ganz ordentlich geworden sind, aber wie immer privat an die Teilnehmer verschickt werden. Die Aussicht in den Lamer Winkel und zum Künischen Gebirge kannte ich ja schon, aber mit vertieften Kenntissen vom böhmischen Hinterland findet man immer wieder etwas Neues. Bald ging es weiter zum immer noch wenig beachteten Südostgipfel, den ich alleine bestieg, und auch nur deshalb, weil ich die Höhe für den GPS-Track haben wollte. Der Abstieg zum Reischfleck war dann wieder etwas weniger holprig als der Aufstieg und damit weniger schockierend für Marga, aber genauso beerig. Am Reischfleck wurden wir dann quasi gezwungen, geradeaus weiterzugehen, weil wir ja sicher nicht nach Lohberg wollten. Die Umleitung zur Schareben folgt dann über den offiziellen Goldsteigzustieg auf halber Höhe zur Heugstatt. Wir beschlossen hier, noch den Gipfel mitzunehmen und dann wieder hierher abzusteigen und zur Hütte hinunterzugehen, weil in diesem Bereich der Wald doch deutlich lichter ist als im nördlichen Teil und wir somit doch mehr der Hitze ausgesetzt waren. Marga ging noch ein paar Meter mit uns mit und zog es dann vor, im Schatten eines Baumes etwa 100 Meter vor dem Gipfelplateau auf uns zu warten, während Anna und Christa mit mir ganz hinaufgingen. Dort stellte ich fest, dass der höchste Punkt etwa fünf Meter südlich der Skulptur auf einem total unscheinbaren Felsen liegt, während der nur im Sommer und Herbst zugängliche kleine Pfad, der am Wegweiser rechts abbiegt, nicht nur wie erwartet zu einem schönen Aussichtspunkt ins Zellertal führt, sondern man von dort aus weiter absteigen kann. Laut Bayernatlas kommt man auch auf diesem Weg direkt an der Scharebenhütte heraus, wie der Steig aber in der Realität ist, muss und werde ich noch austesten. Wir kehrten jedoch um, sammelten Marga wieder auf und stiegen auf dem offiziellen Weg ab zur Hütte. Unterwegs kamen wir an einem Brunnen vorbei, an dem wir uns erfrischten, sahen etwas weiter unten noch die Trinkwasserfassungen der Hütte und waren kurz nach halb drei auf der Terrasse, wo mich die Hüttenkellnerin Christina sofort wieder erkannte. Intelligenterweise entschieden wir uns für kleine Scharebenschnitzel, was in diesem Fall bedeutete, dass halt nur ein, nicht zwei, Riesenschnitzel auf dem Teller lag. Dabei erfuhren wir auch die Hintergründe für den bevorstehenden Pächterwechsel, und ich kann nur sagen: Pfui Bayerischer Waldverein Sektion Dreckselsried! Damit habt ihr euch für eine eventuelle Mitgliedschaft meiner Person disqualifiziert. Ich hoffe nur, dass andere Sektionen weniger hinterfotzig mit ihren Partnern umgehen. Irgendwann hatten wir genug gerastet und noch Lust auf einen kleinen Nachschlag in Form des Aussichtsfelsens Spitzwaldkanzel. Auch hier ist die Aussicht ins Zellertal prima, aber der Abstecher lohnt sich eigentlich nur, wenn man nicht vorher oben am Heugstatt-Aussichtspunkt war. Auf dem Rückweg gönnten wir uns noch zwei Runden durch das Kneippbecken hinter der Diensthütte, die von Marga auf meiner Kamera gefilmt wurden. Anschließend kam noch Hüttenwirt Thomas auf mich zu, um sich von mir zu verabschieden, und versicherte, ebenso wie Christina weiterhin gelegentlich diesen Blog zu lesen und auch so mit mir in Kontakt zu bleiben, welche Hütte oder Gaststätte sie in Zukunft bewirten würden. Denn dieses Team hat es auf jeden Fall mehr als verdient, dass ich wenigstens ein Mal im Jahr bei ihnen einkehre.
Der Rückweg verlief dann genauso entspannt wie die Hinfahrt, es war nur total ungewohnt, dass ich zum ersten Mal seit über sieben Jahren nicht von Coco begrüßt wurde. Aber bald werde ich wieder einen Boxer haben, der mich dann genauso freudig begrüßt oder noch besser auf diesen Touren mitgehen kann.
Schlagwörter: acht tausender, drachselsried, goldsteig, heugstatt, reischfleck, schareben, schwarzeck, spitzwaldkanzel, waldwiesmarterl