Fünf Gipfel zwischen Deggendorf und Regen
Tour solo, T2, I, 22,1 km, 852 hm, 7 3/4 h, Ausgangspunkt Gotteszell-Bahnhof (REG)
Eigentlich wollte ich am Samstag vor dem Klassentreffen eine kleine Runde in St. Englmar gehen. Dann wollte die Tussi in Schlatt, bei der ich mich vor drei Wochen vorgestellt hatte, dass ich am Montag für vier Wochen zum Probearbeiten zu ihr komme. Dafür hätte ich aber eine Bescheinigung (und als Deutsche eine Anmeldung bei der Gemeinde Schlatt) gebraucht, was ihr zu viel war. Deshalb wurde ich am Freitagnachmittag ausgeladen und war am Samstag zu frustriert für die Runde. Sogar zum Klassentreffen mussten mich die anderen noch extra überreden. Also musste eine größere Runde zum Frustabbau her. Die Wahl fiel auf das Gebiet zwischen Dreitannenriegel und Einödriegel, aber entgegen der Planungsliste nicht ab Rohrmünz, von wo aus es nur 14 Kilometer gewesen wären, sondern ab Gotteszell.
Das hat neben der längeren Strecke den Vorteil, dass ich die Runde auch den ÖV-Wanderern empfehlen kann, weil sie direkt am Bahnhof beginnt. Ich hatte keinerlei Zeitdruck, also fuhr ich erst um neun Uhr in Schwandorf los und war um 10.30 Uhr auf der Strecke. Der Parkplatz für die Autos ist auf der anderen Gleisseite als das Bahnhofsgebäude, also müssen Zugfahrer über den Bahnübergang, um auf die Strecke zu kommen. Direkt hinter dem Bahnübergang ist ein Edeka-Laden mit Cafe, vor dem der Grubweg abzweigt. Diesen ging ich bis zum Ende und weiter auf einem Wiesenpfad, der einen Bach überquert und nach 200 Metern wieder in eine asphaltierte Wohnstraße mündet. Im Ortszentrum von Grub angekommen, heißt es etwas aufpassen, denn der Weiterweg ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber immerhin beschildert. Das Ziel heißt Loderhart, ist ein an Wochenenden bewirtschaftetes Naturfreundehaus und weder die am Bahnhof angeschriebenen 6,5 noch die vor der Edeka (also 50 Meter weiter) stehenden 5,7, sondern laut meiner Nachmessung 6,1 Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. Ja die Entfernungen auf den Wegweisern sind in diesem Gebiet so eine Sache. Aber sonst ist die Beschilderung für den Landkreis Regen sehr ordentlich. Jedenfalls folgte ich einer weiteren Wohnstraße bis zu ihrem Ende, an dem eine Fahrspur mit einer Kette und einem Verbotsschild blockiert war, aber links davon zwischen den Bäumen ein erst auf den zweiten Blick erkennbarer Durchgang war oder immer noch ist. Die nächsten 100 Meter waren der bizarrste Teil der Runde: Links und rechts weisen Ketten einen etwa 1,50 Meter breiten Pfad durch einen fein angelegten Garten inclusive Grab für ein etwas jung verstorbenes Familienmitglied. Nach dieser Einlage ging es endlich in den Wald und auch leicht bergauf. 20 Minuten später war ich in Englburgsried angekommen, einem Weiler mit vielleicht vier oder fünf Häusern, einer Kapelle, einem Feuerlöschteich und einer Alpakazucht. Von dort aus kann man wählen, ob man auf der geschotterten Fahrstraße oder dem Wanderweg weitergeht, letzterer ist etwa 800 Meter kürzer und wohl auch wesentlich interessanter. Ich folgte ihm bis zur nächsten Wegvereinigung. Kurz vorher entdeckte ich rechter Hand die Ruine eines ehemaligen Fortshauses oder vielleicht sogar Bauernhofes. Die noch aus Zeiten meiner Magisterarbeit in mir lebende Wüstungsforscherin hechelte leicht, sah aber ein, dass ohne weitere Informationen vor Ort nicht viel zu machen war. An der Wegvereinigung geht es rechts weiter, in einer Linkskurve biegt der Wanderweg wieder rechts in den Wald ab, was ich leider übersehen habe. Also folgte ich bis zum Naturfreundehaus der Mountainbiketrasse, die ab dem Wanderparkplatz auf 835 Metern für den motorisierten Verkehr gesperrt ist. Am Haus angekommen machte ich erst einmal Brotzeit und versuchte mich zu orientieren. Angenehmerweise fand ich gleich den Hinweis Richtung Rohrmünz mit dem Zusatz „Kreuzfelsen“, zu dem nach 400 Metern ein kleines Weglein rechts abbog. Der Kreuzfelsen ist in der Kompasskarte genauso wenig wie das Weglein namentlich eingezeichnet, es handelt sich aber um Punkt 999 im Bereich Steinberg. Nach ein paar Fotos und ein paar mehr von den am Wegesrand wachsenden Heidelbeeren ging es auf dem gleichen Weglein zurück zum Hauptpfad, auf dem ich zum Geißriegel kommen wollte. Dieser hat laut Karte einen Zugangspfad, der wiederum nicht auf der Onlinekarte von bayernatlas verzeichnet ist und auch nicht auffindbar war. Also konnte ich diesen Gipfel nicht erreichen. Schade, aber was solls. Stattdessen ging es etwas steiler hinunter zur Forststraße, die von Rohrmünz heraufzieht und hinüber zum Landshuter Haus führt. Dieser folgte ich 100 Meter, bis rechts ein Pfad zum ersten Hauptgipfel des Tages, dem Dreitannenriegel, führt. Gleich der Einstieg in diesen Pfad war etwas unangenehm, weil ziemlich schlammig. Es gab eine Alternative, die war aber ziemlich stachelig, weil mitten zwischen zwei etwas jüngeren Fichten hindurch. Danach war wieder alles unproblematisch, so dass ich nach gut zweieinhalb Stunden und 10,8 Kilometern auf dem Dreitannenriegel stand. Der Gipfelfelsen erfordert eine kleine Klettereinlage, dafür gibt es zur Belohnung bei guter Sicht ein feines Panorama bis zu den Alpen und ein Gipfelbuch. Für mich endete die Sicht etwa auf der Linie Wallersdorf – Osterhofen, nicht einmal Straubing war im Westen mehr erkennbar. Dafür trug ich mich wie immer ins Gipfelbuch ein. Nach einem Stück Apfel machte ich mich wieder auf den weg, schließlich standen noch drei weitere Tausender auf dem Programm. Zunächst folgte ich den letzten Aufstiegsmetern bis zu einer Abzweigung, von der aus ich in fünf Minuten am Riegelsattel angekommen war. Von dort aus hieß es erst einmal wieder einen Dreiviertelkilometer Forstautobahn, die sanft ansteigt und zu einer Abzweigung kommt. Hier hieß es erneut aufpassen, denn die abzweigende Forststraße führt Biker bequem am Breitenauriegel vorbei zum Landshuter Haus oder nach Loderhart. Um über den Gipfel zu gehen, muss man nach sechs Metern links in den Wald abbiegen, wobei die Beschilderung auch hier brauchbar ist. Auch der Waldweg führt knapp am eigentlichen Gipfel vorbei, man sieht aber das Kreuz und kann auf einem klar erkennbaren Pfad die paar Meter hinübergehen und in erneut ganz leichter Kletterei zu ihm aufsteigen. Wäre die ganze Sache 500- bis 1000-fach vergrößert, würde es sich um eine ziemlich imposante Südwand handeln. So sind es halt nur zwei bis drei Schritte auf blankem Steilfels. Obwohl der Breitenauriegel 22 Meter höher ist als der Dreitannenriegel, ist die Aussicht mehr als mäßig. Also hielt ich mich nicht lange auf, sondern ging weiter und näherte mich Schritt für Schritt dem Einkehrschwung im Lanshuter Haus. Zuvor musste ich aber noch an einer seltsamen Baustelle vorbei. Was soll mit Kanalrohren in einem naturgeschützten Hochmoor passieren? Genau das ist nämlich das Gebiet zwischen Breitenauriegel und Landshuter Haus, und die Bagger fuhren auf dem Moorpfad herum, der von der Forststraße nach Rohrmünz aus Richtung Rusel abzweigt. Das Landshuter Haus ist der letzte Überrest des ehemaligen Bergdorfes Oberbreitenau, naja, der letzte noch intakte Überrest. Von den anderen Häusern und Höfen stehen nämlich noch die Grundmauern und eine große Tafel weist auf die Geschichte des Dorfes hin. Die Wüstungsforscherin in mir scharrte jetzt richtig mit den Hufen, musste sich aber mit ein paar Fotos begnügen. Denn ich hatte erst einmal Hunger und Lust auf ein Dunkles, dem nachgegeben wurde. Hach, wie lange durfte ich schon kein Irlbacher mehr genießen? Mit Sicherheit das beste Bier im Landkreis Straubing-Bogen. Dazu gab es Spaghetti Bolognese, die auch ganz ordentlich waren. Frisch gestärkt ging ich weiter zum Geißkopf, den ich trotz mehrerer interessanter Holzskulpturen und kleinem Umweg nach 20 Minuten erreicht hatte. Überraschenderweise stand der Sessellift still und war die Hütte geschlossen, was mir aber ganz angenehm war, so hatte ich auf dem Aussichtsturm meine Ruhe. Für eine vernünftige Fernsicht war es zu diesig und bewölkt, ich konnte den Plöckenstein nur erahnen und auch der Poledník dürfte an anderen Tagen klarer erkennbar sein. Wieder unten auf dem Waldboden folgte der heftigste Teil des Entfernungschaos. Angeblich sind es vom Geißkopf zum Einödriegel 2,5 Kilometer. Ich habe aber nur 23 Minuten für die Strecke zwischen den beiden Gipfeln gebraucht, obwohl ich bis auf 1050 Meter absteigen und dann wieder auf 1117 hinauf musste. Das Kreuz sagt zwar 1121 Meter, aber dieser Wert trifft auf einen Felsriegel 100 Meter südlich zu, der genauso blöd erreichbar ist wie der Geißriegel. Das Kreuz steht hingegen auf dem höchsten Felsblock neben der Skipiste und dürfte von Regen und Zwiesel aus sichtbar sein. Achja, laut Bayernatlas waren es 1,1 Kilometer ab dem Aussichtsturm. Der Rest wäre eigentlich schnell erzählt. Ich stieg entlang der linken (nördlichen) Skipiste ab bis zur Forststraße, die den Einödriegel ostseitig umgeht und folgte ihr bis zu ihrem Ende auf 980 Meter. Dort findet man bei ganz genauem Hinschauen einen kleinen Pfad ins Unterholz, auf dem man zur Habischebene abkürzen kann. Man muss nur an einer Kreuzung im Wald links abbiegen, sonst geht man einen Umweg. Falls man den Pfad nicht findet, muss man der Forststraße nach rechts folgen, bis links eine weitere Forststraße mit der Markierung 7 nach Zachenried abzweigt. Auf dieser kam ich auch bei der Habischebene heraus und folgte ihr zwei Kilometer bis zur Kreuzung mit Weg 9 nach Köckersried und Gotteszell. Unterwegs traf ich noch jede Menge Frauen und auch ein Mädchen, die systematisch Heidelbeeren ernteten, und bei den ersten Höfen von Köckersried ein Reh. Dieses querte zunächst die Straße von links (dieses Foto wurde nicht wirklich gut), schlug dann einen Haken nach rechts und kam direkt auf mich zu. Nach einem zweiten, nur unwesentlich brauchbareren Foto blieb es 20 Meter vor mir erschrocken stehen, verharrte drei Sekunden, bevor es endlich flüchtete. Die letzten zwei Kilometer waren dann leider auf Asphalt, was andererseits ganz gut für meine Knie war. So kam ich gegen 18.15 Uhr am Auto an, vertilgte meine letzte Wurstsemmel und fuhr ohne größere Probleme nach Hause.
Die Bewertung ergibt sich aus den schwierigsten Stellen, also der erwähnten Matschstelle und dem Gipfelbereich des Kreuzfelsen sowie der leichten Kletterei auf die Gipfel von Dreitannenriegel und Breitenauriegel. Ansonsten ist die Runde durchgehend T1 mit viel Schotter oder gar Asphalt, ganz wenigen Holperstellen im Wald und null Absturzgefahr.
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