Grenzabbauende Führung mit teilweise grenzwertiger Routenwahl
Tour mit dem Geschichtspark Bärnau-Tachov, T2, 18,69 km, 383 m Aufstieg, 523 m Abstieg, 7 1/2 h, Ausgangspunkt Bärnau (TIR)
Auf der bayerischen Seite bin ich ja die Goldene Straße bereits letztes Jahr gegangen. Folglich sprach vieles dafür, das Angebot des Geschichtsparks Bärnau-Tachov anzunehmen und die böhmische Fortsetzung bis Tachov ebenfalls zu erkunden. Uwe wollte auch mit und fuhr auch gleich, so dass Kosmo den Vortritt vor Karlie erhielt. Also musste eigentlich nur noch das Wetter passen, was nicht ganz der Fall war. Immerhin war nicht den ganzen Tag Schnürlregen, wobei wir aber in diesem Fall daheimgeblieben wären.
Zur Strecke möchte ich gar nicht viel sagen. Es ging bis zur Grenze auf Feldwegen und Gemeindestraßen dahin, das Ziel war der kunstvoll gestaltete Grenzstein in der Nähe der Urlinie und des Schmuckerhofes. Dann querten wir das ehemalige Dorf Paulusbrunn (Pavlův Studenec) bis zur Verbindungsstraße und wechselten ab dort auf die Urlinie. Das war im Wald noch richtig interessant und nachvollziehbar, wenn auch teilweise von der Orientierung her fordernd. Aber dafür war ja Roman als Führer vom Verein Terra Tachovia, der sich um die Rekonstruktion der Goldenen Straße (Zlatá cesta) auf böhmischem Gebiet kümmert, dabei. Auf der zweiten Hälfte der Strecke gingen wir aber hauptsächlich über Wiesen und an einer längeren Stelle sogar über einen bestellten Acker, das ist mit 35 Leuten doch ganz schön grenzwertig und ich würde es sicher bei meinen Führungen nicht machen. Urlinie hin oder her, so provoziert man Streit mit den Landwirten und Hindernisse bei der Einrichtung eines offiziellen Wanderweges. Vor allem kommt es wirklich nicht darauf an, ob man, wenn sowieso nichts zu sehen ist, kurzzeitig 200 Meter näher an oder entfernter von der alten Linie ist.
Richtig gut war hingegen die Führung im Sinne von Erläuterungen. Neben Roman war ein Mitarbeiter des deutschen Geschichtsparks aktiv, und alles wurde wunderbar von einer netten und kompetenten Dolmetscherin übersetzt. Auch inhaltlich konnte das Team überzeugen, neben Hinweisen auf die Route und mit ihr in Verbindung stehende Einrichtungen wurden uns auch eine Reihe von Kunstwerken an der Strecke erklärt, die gezielt dort platziert wurden und an Personen erinnern, die eng mit der alten Handelsroute in Verbindung stehen. Dass da auch einmal eine alte Glashütte übergangen wurde, ist absolut verzeihlich. Denn die meisten Teilnehmer hätten an dieser Stelle sowieso nichts erkannt.
Auch die Verpflegung stimmte. Unterwegs am Forsthaus Oborská Hájenka wurden uns liebevoll von Freunden des Geschichtsparks zubereitete Grillwürste und Kuchen angeboten, und auch die Speisekarte im Restaurace River in Tachov konnte sich sehen bzw. essen lassen. So habe ich mich definitiv nicht verspekuliert, indem ich außer den beiden Teeflaschen keine Nahrungsmittel mitgenommen hatte.
Zurück ging es dann per gechartertem Bus, der denjenigen, die die Augen noch offenhalten konnten, ermöglichte, einen Vergleich zwischen der alten und heutigen Verbindung zu ziehen. Dieser ergibt, dass die alte Route ein bisserl kürzer, aber um einiges beschwerlicher ist. Der Straßenbelag ist für motorisierten Verkehr auf der neuen Strecke logischerweise geeigneter, es stehen auch keine Bäume in der Trasse, aber zu Fuß möchte ich diese Route nicht nur aus Sicherheitsgründen nicht gehen. Ein wichtiger Hinweis erscheint mir noch, dass aktuell etwa 90 Prozent der Route nicht markiert sind und es deshalb wenig sinnvoll ist, auf eigene Faust loszuziehen. Denn auch wenn die Hohlwege meistens gut erkennbar sind, gibt es Stellen, an denen mir selbst das Garmin nicht weitergeholfen hätte. Außerdem gibt es in akzeptablem Abstand markierte Wanderwege (Forststraßen), die man benutzen kann und sollte, falls man wirklich von Bärnau nach Tachov marschieren will. Ich weiß allerdings nicht, ob es Linienbusse zwischen den beiden Städten gibt.
Als Fazit bleibt, dass ich sicher wieder an Veranstaltungen des Geschichtsparks teilnehmen werde. Ob es aber noch einmal die Zlatá cesta wird, kann ich aktuell nicht sagen. Bei richtig guten Lichtverhältnissen wohl schon noch, ich würde mir aber wünschen, dass die grenzwertigen Abschnitte durch unproblematischere ersetzt werden. Aber es gibt ja auch den deutsch-tschechischen Stammtisch, verschiedene andere Wanderungen und und und. Denn die Leute im Geschichtspark und von Terra Tachovia sowie die anderen Teilnehmer haben auf jeden Fall verdient, dass ich den Kontakt halte und / oder ausbaue. Und zwar auf beiden Seiten der Grenze gleichermaßen.
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