Bergpoesie einer Bergpoetin

Oder ist Waldpoesie einer Waldpoetin zutreffender?

Durch den Urwald zu Boubín und Bobík

Tour solo, T2, 22,44 km, 862 hm, 7 h, Ausgangspunkt Idina Pila (PT)

Der Boubín ist der zehnthöchste Gipfel des Böhmerwaldes insgesamt und der höchste, der komplett auf tschechischem Gebiet liegt. Erstmals aufgefallen ist er mir vor gut einem Jahr vom Großalmeyerschloss aus, wo er zusammen mit dem Bobík das Panorama nach Osten dominiert. Bei der Recherche im Internet fand ich heraus, dass der Gipfel mit dem Kamm nach Süden hin zum Pažení das Naturschutzgebiet Boubínský prales (Boubin-Urwald) bildet, von dem es auf mapy.cz sehr eindrucksvolle Bilder gibt. Dazu kommt gleich nach dem Parkplatz nördlich von Zatoň die Nationalparkinfostelle Idina Pila, und das, obwohl der Boubín eigentlich nicht mehr im Narodní park Šumava liegt, sondern im CHKO. All das führte dazu, dass die beiden auf meiner Projektliste ziemlich weit oben standen, allerdings wurden mir im vergangenen Oktober die Tage zu kurz für dieses Projekt, so dass ich es um einen Sommer verschob.

Nach einem liebevoll zubereiteten und sehr reichhaltigen Frühstück, bestehend aus 3 Kipferln, von denen eines mit dem obligatorisch geviertelten Apfel in der Brotzeitbox landete, einem feinen Wurst-Käse-Teller und einem Joghurt, dazu einem Kännchen schwarzen Tee, setzte ich mich ins Auto und fuhr die am Ende doch 14 Kilometer zum Ausgangspunkt, wo ich bereits vor neun Uhr lostigern konnte. Der Parkplatz ist ganz nebenbei gebührenpflichtig und die 50 Kronen Tagesgebühr sind für tschechische Verhältnisse ein ganz ordentlicher Preis, aus deutscher Sicht aber immer noch ziemlich günstig (umgerechnet etwa 1,85 Euro). Erst geht es auf Asphalt unter der Bahnlinie hindurch zum Infozentrum, das bereits geöffnet war. Dumm ist nur, dass alle Infotafeln rein in tschechischer Sprache sind und auch der eigentlich ganz nette Nationalparkmitarbeiter weder deutsch noch englisch spricht. Immerhin konnte das Team vor Kurzem die Existenz des Blauelfen nachweisen und sogar ein Exemplar davon in den Ausstellungsraum bringen. Weiter ging es immer noch auf Asphalt zum Abzweig Amortovka, an dem ich auf einer geschotterten Forststraße ins Naturschutzgebiet hineinwanderte. Ich war früh dran, also ließ ich mir Zeit. Bald erreichte ich den Boubínské jezírko, einen kleinen Triftteich, der viel kleiner ist als die berühmteren Karseen beispielsweie am Künischen Gebirge und auch nicht ganz die Größe des Teiches bei der Höllbachschwelle erreicht. Das ändert aber nichts daran, dass er wunderbar als Spiegel taugt, weshalb auch ein bisserl Infrastruktur zum Rasten vorhanden ist. Ein Teil davon wurde gerade erneuert, was mit etwas Motorgesäge und Gehämmere verbunden war, so dass die Rast kürzer ausfiel als an ruhigeren Tagen. Der kürzere Weiterweg führt rechts am östlichen Seeufer vorbei, ich hatte aber Zeit und außerdem von vornherein die längere Variante geplant, die nach Westen steil den Hang hinaufging, direkt an einem eingezäunten Teil des Urwaldes entlang. 100 Höhenmeter weiter oben mündet dieser Steig in eine Forststraße, die sich bei sanfter Steigung an den Hang schmiegt. Dieser folgte ich vorbei an einem etwas baufälligen Rasthütterl, in dem ich trotzdem Station machte (ich hatte ja Zeit und langsam auch Lust auf das erste Apfelvierterl), bis zum Abzweig Boubínský prales – severozápad (Nordwest), der etwas weiter nördlich liegt als in der Karte eingezeichnet. Hier verließ ich die Forststraße und stieg auf einem schönen Pfad weiter nach oben. Dieser Pfad mündete bald in die nächsthöhere Forststraße, auf der ich zuerst zum Forsthaus mit Terrasse und Kapelle Lovecký zámeček kam und 700 Meter später die Kreuzung Na Křížkách erreichen sollte. Allerdings gibt es etwa auf halber Strecke eine Abkürzung durch den Wald, die zwar nicht markiert ist, aber wohl außerhalb des Naturschutzgebietes oder zumindest direkt auf seiner Grenze liegt, gerade mal 20 Meter lang ist und einen gut frequentierten Eindruck macht. Lange Rede, kurze Aussage: Ich nahm diese Abkürzung. Sie macht natürlich nur Sinn, wenn man den Boubín von Süden her besteigen will, ansonsten geht man besser wirklich bis Na Křížkách. der Südaufstieg zum Boubín ist ein bisserl uneben, ein bisserl steil und ansonsten total unspektakulär. Ein paar Felsriegelchen hier, jede Menge Bäume dort und am Ende Stufen und ein beidseitiges Geländer, das weniger zum Festhalten notwendig ist als zur Verhinderung von unerlaubten Abschweifern ins Schutzgebiet. Oben auf dem Gipfel gibt es dann neben dem Gipfelfelsen und ein paar Rastbänken den obligatorischen trigonometrischen Punkt, den genauso obligatorischen Wegweiser und einen der in Tschechien weit verbreiteten Aussichtstürme. Aus diesem Grund ist der Boubín auch sehr gut frequentiert, ohne aber überlaufen zu wirken. Der Aussichtsturm hat seinen Namen auch wirklich verdient, lediglich die Bewölkung verdarb die Freude ein kleines bisserl. Immerhin war der Gipfel im Gegensatz zu den Plöckensteinen und dem Smrčina frei, gut dass ich heute nicht auf einem dieser beiden Höhenzüge unterwegs war. Nach dem Abstecher auf den Turm setzte ich mich auf eines der Bankerln und futterte das dritte Kipferl. Um zwölf Uhr setzte ich mich wieder in Bewegung und stieg über die Nordwestseite ab. Den Abzweig zum Srní vrch und Johnův kámen ließ ich links liegen und hob ihn mir fürs nächste Mal auf. Stattdessen stieg ich, jetzt nicht mehr auf dem Waldboden, sondern auf Holzplanken ab bis zur Forstraße, die von Kubova Hut‘ heraufkommt. Dort wandte ich mich aber nicht jenem Dorfe zu, sondern ging in entgegengesetzter Richtung an der Nordostflanke entlang hinunter nach Na Křížkách und steuerte die Kreuzung dieses Mal auch wirklich an. Es gibt dort das fast obligatorische Rasthütterl und einen Zaun mit verschlossenem Tor sowie einem Trepperl für Fußgänger, über das der markierte Weg nach Na Kubrnech führt. Dieser ist bis auf das nochmal eingezäunte Naturschutzgebiet Milešický prales eher langweilig und im letzten Viertel auf einer Asphaltstraße. Auf dieser kam mir auch prompt ein Škoda mit Pferdeanhänger entgegegen. Die Kreuzung Na Kubrnech hat ihren Namen von der Wüstung Kuberna, wobei etwas weiter oben Richtung Bobík ein Ferienhaus gleichen Namens steht. Einen halben Kilometer weiter oben führt der gleiche Zaun über den Sattel und ist mit den gleichen Elementen ausgestattet wie eine Stunde vorher. Hier wird auch der Grund ersichtlich: Das Forstamt will den Wald ungestört bewirtschaften. Beim nächsten Mal folge ich dem Pfad, der außerhalb am Zaun entlang führt, das sind zwei zusätzliche Kammgipfel. Draußen bog ich links ab und folgte der roten Markierung Richtung Volary. Denn dieser Weg führt in angenehmer Steigung zu einem weiter oben gelegenen Sattel, an dem der Gipfelpfad zum Bobík abzweigt. Es gibt vorher einen unmarkierten Weg hinauf zum Gipfel, aber das wusste ich von unten nicht und hatte außerdem keinerlei Eile. Außerdem hätte ich bei der Abkürzung das Portal zum Bobík verpasst. Der Gipfel des Bobík ist abgesehen von der um 98 Meter geringeren Höhe das absolute Gegenteil des Boubín. Es gibt keinen Aussichtsturm, dafür einen Gipfelhut, wenig Aussicht, dafür jede Menge Ruhe und Einsamkeit. So viel davon, dass ich erstmals seit Langem wieder eine kleine Gipfelmeditation versuchte, die ich auch zumindest drei Minuten durchhielt. Dann störte das Summen eines drüberfliegenden Passagierjets, aber immerhin. Nach einem insgesamt längeren Aufenthalt als auf dem Boubín stieg ich auf dem gleichen Weg ab bis zum Tor im Zaun und von dort effektiv zum Parkplatz. Am Tor packte ich meine Stöcke ein und befestigte sie am Rucksack, weil die letzten fünf Kilometer komplett auf Asphalt verlaufen. Zum Weg gibt es bis auf ein paar Bilder nicht mehr viel zu beschreiben, ich folgte der blauen Markierung bis zur Bahnhaltestelle Zatoň und von dort aus der grünen zum Parkplatz. Dieser Weg überquert auf einem beschrankten Bahnübergang bei der Penzion Ida das Gleis und erlaubt dort einen schönen Blick auf den Pažení, bevor es in respektvoller Entfernung an einem Weiher vorbei zurückgeht.

Der langweilige Abstieg hatte zur Folge, dass ich bereits um 16 Uhr, also eigentlich viel zu früh, am Auto war und bei der Einkehr spekulieren musste. Erfolg hatte ich dabei in Lenora im Penzion Restaurace U Grobiána. Dieses hatte ich durchaus auf meiner Liste der möglichen Unterkünfte, warum ich mich für Volary entschied, ist nicht logisch nachvollziehbar. Das Nudelgericht war jedenfalls wieder ziemlich gut, das Schwarzbier ebenfalls, und im Gegensatz zum Restaurace gestern gab es ein Nichtraucherzimmer. Zur Krönung war alles noch einmal etwas günstiger als gestern, was letztendlich dem Wirt / Kellner ein paar Kronen mehr Trinkgeld einbrachte.

Das Hütterl am Ausgangspunkt war geschlossen Kaplický potok Bahnunterführung Infozentrum Idina Pila Blauelf Kaplická studánka Ich glaube nicht, dass das Bankerl schon fast 150 Jahre alt ist Boubínské jezírko Rastinfrastruktur Spiegelungen an allen Seiten Brückenschaden Dieser Stamm liegt schon etwas länger da Coco liegt auch gerne in dieser Position Natürliche Waldverjüngung geht auch ohne Borkenkäfer und Kyrill Boubínský prales Hochficht (Smrčina) in Wolken Lovecký zámeček Vollversammlung Trigonometrischer Punkt Panorama Richtung Lusen Der Südkamm mit dem Basumský hřeben Šumava Panorama Nord Regenschauer über dem Libín Das Tal mit Idina Pila Tot nährt lebendig Was diese Zahlen bedeuten mögen? Na Křížkách Tor und Treppe Der Förster darf ins Naturschutzgebiet Aufgerissen und hängengelassen Lichtflecken am Waldboden Bobík von Kuberna Würde ich sofort kaufen, wenn nicht mindestens zwei Hindernisse wären Gipfelbuchkassette und Stempel Auch die Sitzgelegenheit ist etwas kleiner dimensioniert Südlicher Gipfelbereich Foto des Tages Höchster Punkt Das bisserl Aussicht auf Řepešín und Kratušín So viel sieht man vom Boubín Wildgras Wo sind all die Taferln hin? Elementarverbindung Aussicht im Abstieg Geradeaus oder rechts? Haltepunkt Zatoň Das dazugehörige Betriebsgebäude verfällt so vor sich hin Etwas größeres Ferienhaus Penzion Ida Pažení und Basumský hřeben