Endlich auf dem richtigen Weg durch das Höllbachgespreng
Tour solo, T3, 18,97 km, 932 hm, 8 1/4 h, Ausgangspunkt Kreuzstraßl (REG)
Die Sauna nach der Osser-Runde tat mir sehr gut, so dass ich ganz zuversichtlich war, auch die geplante Tour über den Ruckowitzschachten und beide Falkensteingipfel zu schaffen. Es sollte ja auch ein Test für Juni sein, ob ich Boubin und Plöckensteine an zwei aufeinanderfolgenden Tagen schaffen würde. Es sieht zumindest gut aus. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedete ich mich von Frau Wittenzellner im Gästehaus Bergblick und fuhr die knapp 15 Kilometer nach Kreuzstraßl, wo noch kein einziges Auto stand. Nach den üblichen Administrationen, während derer ein Auto zur Infotafel fuhr und diese etwas genauer unter die Lupe nahm, startete ich sogar schon zehn vor zehn Richtung Scheuereck. Es sei noch darauf hingewiesen, dass die Runde in dieser Form eigentlich nur zwischen 15. Juli und 15. November gegangen werden darf. Warum ich das an zwei Stellen nicht befolgt habe, erkläre ich an den entsprechenden Stellen im Text.
Angenehmerweise waren nur die ersten 100 Meter Asphalt, also waren die Stöcke gleich im Einsatz und erleichterten die Runde doch erheblich. Die Insassen des anderen Autos studierten immer noch die Wandertafel, als ich das Bild zurück zum Auto machte, mir ist auch nicht bekannt, was die beiden letztendlich unternahmen. Nach knapp zwei Kilometern auf einem ganz normalen Forstweg überquerte ich zum ersten mal den Höllbach und bog anschließend gleich links ab, um zur Höllbachschwelle hinaufzusteigen. Es gibt zwar von Kreuzstraßl einen etwas kürzeren Aufstieg, aber der hätte bedeutet, dass ich fast drei Kilometer auf der Abstiegsstrecke aufgestiegen wäre, und das vermeide ich, wenn es ohne größere Komplikationen möglich ist. Der markierte Weg verlässt zwischendurch die Höllbachschlucht (es gibt keinen offiziellen Namen, man könnte auch Klamm dazu sagen) und führt oberhalb durch die Höllbachhänge. Es gibt zwar einen unmarkierten Weg, der parallel dazu direkt am Bach hinaufführt, aber unmarkierte Wege sind in der Kernzone des Nationalparks nur von Mitte Juli bis Mitte November freigegeben und ich ging mal davon aus, dass ich mich bereits in der Kernzone bewegte. Bei der Höllbachschwelle steht eine Hütte, in deren Schatten ich nicht das erste Viertel des obligatorischen Apfels verspeiste, sondern die beim Frühstück eingepackte Schinkensemmel. Ein Herr im Rentenalter meinte, dass er die Brotzeit erst oben zu sich nehmen würde, weil es sich mit vollem Magen nicht so gut geht, was ich durchaus nachvollziehen kann, weil nicht alle Berggeher gleich sind. Den gleichen Herrn traf ich eine Viertelstunde später am Abzweig zum eigentlichen Höllbachgespreng wieder, dieses Mal in einer angeregten Unterhaltung mit der Dame, die uns beide an der Schwelle von Zwieslerwaldhaus aus freundlich grüßend kommend überholt hatte. Ich schaltete mich ein bisserl ein und wir wollten mal schauen, ob wir uns auf der Hütte noch einmal sehen würden. Dem Garmin gefiel die Unterhaltung weniger, es integrierte doch einige seltsame Zuckungen in die Streckenaufzeichnung, fachsprachlich Track, die ich am Abend daheim noch herauseditieren durfte. Als ich wieder losging und den trockensten Weg über den Höllbach suchte, wurde ich von einem Paar mit fränkischem Dialekt und freilaufendem Hund überholt, das eigentlich in fast dem gleichen Tempo unterwegs war wie ich, aber keine Kamera dabeihatte. Und für die gab es im Gespreng genug Einsätze. Der Aufstieg ist aber auch sehr steil und damit doch einigermaßen anstrengend und erfordert jede Menge Trittsicherheit. Bei Nässe ist dringend von dieser Route abzuraten, insbesondere im Abstieg! Vorschriftstreue Berggeher sollten auch ihre Hunde nicht durch das Gespreng führen, da es zu gefährlich ist, sie in diesem Gelände an der Leine zu lassen. Das heißt auch, Hunde, die ständig davonlaufen und jedem Geruch nachstellen, haben hier nichts zu suchen. Irgendwann lehnt sich das Gelände zurück, an dieser Stelle kann man sich semilegal am Wegrand auf einen umgestürzten Baum setzen und etwas rasten (und beispielsweise ein Apfelvierterl zu sich nehmen), und viertellegal ein paar Meter weiter vom Weg zu einem kleinen Aussichtspunkt gehen, von dem aus man durch die Bäume gut zum Rachel sieht. Etwas weiter oben sieht man, ohne den Weg zu verlassen, recht schön durch die Bäume zum Polednik mit seinem markanten Aussichtsturm. Als ich dann die Einmündung des Pfades in den Hüttenweg erreichte, stand ich vor einem unerwarteten Dilemma: Der eigentlich geplante Weiterweg ist nicht markiert und ich war definitiv in der Kernzone. Die Alternative wäre gewesen, bei mindestens zwei Mehrkilometern über den Falkensteingipfel zum Windwurfpfad zu gehen und den Sulzschachten zu verpassen, was ich mir dann doch nicht mehr ganz zugetraut hatte. Ich beruhigte mein Gewissen damit, dass der Weg sowieso die Umleitung ist, wenn das Gespreng während der Falkenbrut gesperrt wird und versuchte, möglichst schonend und unerkannt durchzukommen, was mir auch gelang. Zurück auf definitiv legalen Pfaden stieg ich am Sulzschachten vorbei auf zur Hochfläche des Ruckwiesberges und fand durch Zufall den einen Punkt, von dem aus man den Lusen sehen kann. Wenige Meter später zweigte der Weg zum Ruckowitzschachten ab, dem ich mit dem Pflichtabstecher über den Windwurf-Erlebnisweg folgte. Dieser Erlebnisweg ist teilweise wirklich ein Erlebnis, bietet aber zusätzlich feine Aussichten Richtung Arber und Künischem Gebirge. Die Infotafeln sind hingegen etwas spärlich, aber immerhin mehr als auf dem Poledník. Auf dem Absteigsweg vom Ruckwiesberg, dessen höchster Punkt nach wie vor weder erstiegen werden darf noch kann, hat man dann bis zur sturmunbeeinträchtigten Zone dauernd das Skigebiet am Špičák vor Augen und je nach Winkel schöne Einsichten in die Hänge von Polom, Lackenberg und Ždanidla. Wie sich die Zeiten ändern, vor zwei Jahren habe ich noch wesentlich negativer über dieses Gebiet geschrieben. Frau lernt halt nie aus. Am unteren Waldende beginnt dann der Ruckowitzschachten, der mit einer ebenso großen wie erfreulichen Überraschung aufwartete: Eine Gruppe Männer installierte gerade Weidezäune. Auf Anfrage bestätigten sie mir, dass hier als Testlauf für viele andere Schachten die Beweidung wieder ausprobiert werden soll, weil es einfacher und natürlicher ist, als die Sträucher jedes Jahr mühsam zuzuschneiden. Gleiches findet sich auch auf der neuen Infotafel am Rastbankerl. Nach dem nächsten Stück Apfel machte ich mich auf den Weiterweg zum Kleinen Falkenstein (mittlerweile war ich mir sicher, die ganze Runde zu schaffen, notfalls konnte ich ja die Einkehr etwas länger ausfallen lassen) und wurde bald vor das nächste Dilemma gestellt: Der Forstweg zum Kleinen Falkenstein ist in der Natur ebenfalls nicht markiert, obwohl er im Bayern-Atlas als markierter Wanderweg eingetragen ist. Da ich mir erstens ziemlich sicher war, nicht in der Kernzone zu sein und mich zweitens im Falle einer Begegnung mit einem Ranger, der anderer Meinung gewesen wäre, auf den Bayern-Atlas, immerhin eine amtliche Onlinekarte, verweisen konnte, ging ich dieses mal ohne Gewissensprobleme weiter. Der Aufenthalt auf dem Kleinen Falkenstein, der ja nur ein Felsriegel im Westhang ist, war kurz. Zum Einen war ich schon mal hier und wollte deshalb nur die Fotos nachholen, die damals die fast leeren Akkus nicht zugelassen hatten, zweitens bat ein Schild am Fuß des Felsen unter Berufung auf Vogelbrut darum und drittens bestand ja noch die Möglichkeit, die beiden von der Ratschpause doch noch auf der Hütte anzutreffen. Wieder am Weg angekommen stellte ich fest, dass der Weg hinunter nach Zwieslerwaldhaus nicht mehr in Abstiegsrichtung rechts des Felsriegels Richtung Steinbachfälle markiert ist, sondern jetzt links herumführt. Da war doch irgendwas und ich bin mir ziemlich sicher, dass es im Bericht von 2013 erwähnt wird. Heute interessierte es mich nicht, weil ich noch hinauf zum Großen Falkenstein wollte. Auf halbem Weg kam mir die nette Dame entgegen, was eine weitere Ratschpause mit noch mehr seltsamen Zuckungen im GPS-Track zur Folge hatte. Falls Du das liest, herzlich willkommen in meinem Blog! 20 Minuten später stand ich vor dem Schutzhaus und ließ es erst einmal links liegen, um auf den mit Kreuz und Aussicht ausgestatteten Felsriegel hinaufzusteigen, der nicht der höchste Punkt ist. Diesem spürte ich nach der Einkehr nach und werde auch später darüber berichten. Die Einkehr verbrachte ich auf der Terrasse, der nette Herr war mittlerweile unterwegs nach unten, bei einem dunklen Dampfbier (ungewöhnlich, aber exzellent) und einem Original Pichlsteiner Eintopf. Wenn diese Spezialität aus dem Landkreis Regen schon auf einer Hütte im Landkreis Regen angeboten wird, bleibt mir eigentlich keine andere Option und ich habe nur bereut, den vollen Teller vorher nicht fotografiert zu haben. Eine Stunde später war auch das Bierglas leer und bezahlt, die Blase entleert, das Garmin wieder eingeschaltet und ich wieder auf dem Weg. Der Hüttenwirt hatte mir bestätigt, dass der höchste Punkt tatsächlich dort ist, wo er im Bayern-Atlas eingetragen ist, nämlich gleich neben dem Hüttenweg vielleicht 100 Meter vom Schutzhaus entfernt. Es wäre kürzer gewesen, wenn ich ihn vor der Einkehr aufgesucht hätte, aber das macht nix. Er ist jedenfalls entgegen der Angabe des Wirtes nicht wirklich zugänglich, sondern erstens abseits des Weges in der Kernzone mit Hinweisschildern in 50 Metern Entfernung und zweitens so zugewachsen, dass ich mindestens 1000 unreife Heidelbeeren zertrampelt hätte, um hinaufzukommen. Also beschränkte ich mich auf zwei Fotos vom Weg aus, kehrte zurück zur Hütte und stieg an ihr vorbei hinunter nach Kreuzstraßl. Von diesem Weg gibt es wenig zu berichten, was aber nicht heißt, dass er langweilig oder nicht lohnend ist. Er verläuft halt komplett durch den Wald, ist bis auf 100 Meter auch ein angenehmer Waldsteig und hat zumindest nachmittags meistens kameraunfreundliche Lichtverhältnisse. Das Highlight war für mich die Quelle nach etwa 20 Minuten, an der ich meine Trinkflasche auffüllte. Ob das legal war, weiß ich nicht, zumindest habe ich den markierten Weg nicht verlassen und auch nichts aufgehoben oder gepflückt. Ich werde es aber beim nächsten Besuch in einem Nationalpark-Infozentrum klären. Bald passierte ich den Abzweig, an dem man zur Höllbachschwelle hinüberkommt, und erreichte kurz nach 18 Uhr wieder Kreuzstraßl.
Für die Heimfahrt entschied ich mich gegen die wohl etwas schnellere, aber doch elf Kilometer längere Strecke über Regen und Viechtach und zuckelte durch das Zellertal. Dabei stellte ich fest, dass es gut war, dass ich das Tourenwochenende um eine Woche vorgezogen und nicht als Abschluss die Führungstour mit Marga und Christa im Scharebengebiet eingeplant hatte. Warum? Der Bretterschachten ist derzeit gesperrt und ich hätte einen ziemlichen Umweg fahren müssen, von dem ich erst am Arbersee erfahren hätte. Im Kaufland in Cham bekam ich dieses Mal nicht nur beide Mehlsorten, die ich nirgends anders (außer im Kaufland in Amberg oder Nürnberg) bekomme, sondern tatsächlich auch noch eine Packung weiße Ferrero Küsschen, die ich natürlich nicht im Regal liegenließ.
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