Man kann in Strahlfeld ja doch einkehren!
Tour solo, T1, 17,23 km, 507 hm, 5 h, Ausgangspunkt Stamsried (CHA)
Die Burgruine Schwärzenberg ist mir eigentlich seit fast 40 Jahren bekannt (ja, ich bin bereits eine so alte Schachtel). Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass wir in unseren Campingzeiten in Neubäu jemals hingegangen sind, so dass sie als Tourenziel in Vergessenheit geraten war, bis mich Toni vor ein paar Monaten beim DAV-Stammtisch wieder daran erinnerte. Ausgangspunkt war Stamsried, und das aus zwei Gründen: Erstens kamen so doch endlich mal wieder ein paar Kilometer zusammen, zweitens wusste ich, dass man dort sicher einkehren kann. Dass ich am Ende auf die Einkehr verzichtete, lag dann daran, dass es mittags Saibling aus der Lauterach gab und ich deshalb erst um halb drei losging und am Abend noch in die geheiligte Badewanne wollte.
Vom Marktplatz, an dem man an Sonntagen unbegrenzt parken darf (werktags ist er auf zwei Stunden beschränkt, weshalb da einer der anderen Parkplätze 100 Meter ober- oder unterhalb sinnvoller sind), lief ich an der Kirche vorbei hinunter zum Abzweig Richtung Strahlfeld. Vorbei am Feriendorf ging es auf der Fahrstraße bis Maierhöfen und am Ortsende links Richtung Hitzelsberg. In diesem Bereich hatte ich dank des wirklich kaiserlichen Wetters und der noch kaiserlicheren Sichtverhältnisse einen perfekten Blick in den Bayerischen Wald, der Große Arber schien gleich hinter der Stadt Cham zu stehen, obwohl da locker 35 Kilometer Luftlinie dazwischenliegen. An der nächsten Abzweigung ging ich nach rechts, immer noch auf der Fahrstraße und hätte auch länger auf ihr bleiben sollen als bis zu einem Feldwegabzweig oberhalb des Gehöfts Adlberg. Aber ich wollte endlich auf weicheren Geläuf gehen und meine Stöcke benutzen, statt sie nur am Rucksack hängen zu lassen. Zunächst ist das auch kein Problem, der Feldweg führt in den Wald hinein und auch wieder heraus, aber am anderen Ende des Waldes mündet er nicht in eine Wiese, wie es mir der Bayernatlas suggeriert hatte, sondern zu zwei Feldern. Und die Linie, die ich als Wegspur interpretiert hatte, entpuppte sich als Hochspannungsleitung. Glücklicherweise waren beide Felder bereits abgeerntet, aber Nachgeher sollten lieber bis zu einem Umspannhäuschen auf der Straße bleiben und dort rechts und vor dem Bauernhof wieder links abbiegen, was ganz nebenbei auch der markierte oder zumindest beschilderte Wanderweg ist. Jetzt geht es auf einer Traktorspur über eine Wiese hinab zum Hiltenbach, der auf einem Brückerl überquert wird. Dahinter geht es links weiter und offiziell gleich rechts hinauf nach Strahlfeld. Alles wieder auf Asphalt, so dass ich bereits in der Planung den Track auf den nächsten Feldweg legte, auf dem es problemlos ebenfalls ins Dorf geht. Ich kam an der östlichen Ecke des Klosters heraus und entdeckte bei der Orientierung, dass gleich gegenüber der Landgasthof Fleischmann liegt, von dem ich bisher nichts gewusst hatte. Ein kurzer Blick, und ich sah, dass die Tür offen stand, man kann also in Strahlfeld einkehren! Auf meine Nachfrage an meinen Vater, warum er mir das nicht gesagt hatte, kam die Antwort, dass der alte Fleischmann nicht immer aufsperrt. Kann sein, aber ich denke mal, auf Voranmeldung wird er es tun, oder es gibt mittlerweile einen jungen Fleischmann, der wieder öfter aufsperrt. Ich ging jedenfalls am Kloster geradeaus vorbei hinunter zum Dorfweiher und danach fast geradeaus über die Neuhäuser Straße aus dem Dorf hinaus. Am alten Fußballplatz zweigt Weg 50 rechts ab und führt über Wiesen und am Waldrand entlang zur Neubäuer Straße, die leicht links versetzt überquert wurde. Anschließend hielt ich mich gemäß dem GPS-Track rechts auf dem Wanderweg, bis dieser rechts abbiegt. Hier ging ich geradeaus und bog 50 Meter später links ab, nur um nach 120 Metern vor einem verschlossenen Tor zu stehen. Sinnvoller wäre es gewesen, wobei ich das nicht wissen konnte, mich am ersten Abzweig nach der Straße links zu halten und über eine unmarkierte Forststraße zum nächsten markierten Weg zu gelangen. So musste ich diesen über ein kleines Weglosabenteuer anvisieren, glücklicherweise überschritt dieses nie die GKK 1. Gleich darauf erreichte ich die Staatsstraße, der ich 30 Meter nach links folgen musste, bevor die jetzt zwei deckungsgleich verlaufenden Wanderwege auf der anderen Straßenseite im Wald verschwanden. Hier kam kurzzeitig Nationalparkfeeling auf, bevor mich das herumliegende Geäst dermaßen nervte, dass ich an einer unmarkierten Abzweigung bergauf abbog und die nächste Forststraße etwas früher erreichte als geplant. Auf dieser ging ich knapp 200 Meter, vorbei an einer Wegsperre linker Hand, hinter der GKK 4 hervorschaute, bis zur nächsten Wegsperre links, hinter der ein sauberer Weg den Berg hinaufführte. Zwar unbeschildert, aber eine legale Abkürzung, denn nach wenigen Metern mündete dieser Weg in den beschilderten Burgzustieg. Hier kamen mir erst einmal zwei junge Männer auf Motocrossmaschinen entgegen, und das im Naturschutzgebiet. Kurze Zeit später stand ich am Fuß der Burgruine und nahm die Treppe in den Burghof, von dem es zwar keine Aussicht gibt, aber lohnende Einblicke in das Gemäuer. Die Aussicht folgte nach der Rückkehr zur Infotafel 70 Meter weiter westlich. Sie beschränkt sich zwar auf eine Richtung, nämlich Südwesten, war aber vor allem aufgrund der Verhältnisse mehr als lohnend. Anschließend ging ich nicht zurück auf dem Aufstiegsweg, sondern auf dem klar erkennbaren Pfad nördlich um die Burg herum und kam nach zehn Minuten zu einer Kapelle mit Bankerln rundherum an einem Wegeknotenpunkt. Dieser hat auch einen Namen, der aber weder im Bayernatlas noch bei Kompass drinsteht. Also konnte ich ihn mir nicht merken, und an ein Foto einer Wanderkartentafel vor Ort habe ich nicht gedacht. Egal. Jedenfalls marschierte ich weiter in nordwestliche Richtung, ließ den Abzweig des Weges 64 rechts liegen und machte mich ein paar Meter weiter auf einen unmarkierten und auch ungepflegten Weg nach halbrechts. Ziel war die Ruine Schellerlhof, die im Bayernatlas verzeichnet ist und sich zumindest für Wüstungsfans auch lohnt. Es gibt zwar keine Hinweise oder Erläuterungen vor Ort, aber man kann schöne Fotos machen. Der anschließende Weg zu den Teichen unterhalb des Haselberges ist wieder GKK 3-4, also ging ich zurück bis zum Wanderweg 64 und folgte diesem bis Hindelmühle. Dieser Abschnitt ist eher langweilig durch den Wald, aber immerhin nicht auf Asphalt. Ok, nicht ganz, denn ab der Überquerung der Gemeindestraße von Friedersried nach Strahlfeld ging ich auf der Zufahrt zur Hindelmühle weiter, aber die 600 Meter waren verkraftbar. Vorher war der Blick nach Schnepfenried frei, ein wunderbar verunglimpfbarer Ortsname. Bei der Hindelmühle mündet der Bernbach in einen anderen Graben und heißt ab diesem Punkt Hiltenbach (vielleicht heißt der andere Graben auch schon so, ist leider auf der Karte nicht eindeutig ersichtlich), wieder ein schönes Fotomotiv von der Straßenbrücke aus. Kurz nach dem Ort biegt der Weg 64, inzwischen mit Weg 65 vereint, scharf nach links und führt wieder geschottert den Hang hinauf. Nach wenigen Metern stand ich vor einem Viehzaun, aber man hat hier mitgedacht und eine beschilderte Umleitung rechts davon eingerichtet. Auf etwa 450 Meter Höhe zweigt Weg 65 rechts ab und führt über den Höfenberg drüber, während 64 nördlich daran vorbei nach Stamsried weitergeht. Ich ging natürlich obenrum, wobei diese Variante nur für Höhenmetersammler (wie ich es meistens bin) lohnend ist. Nach einem Vorgipfelchen wird eine Hochspannungsschneise gequert, warum der Weg hier nicht gerade über die Lichtung führt, sondern ein paar Kurven durch ein paar Baumreihen macht, weiß ich nicht, es stört aber auch nicht. Der norddwestliche Hauptgipfel wird vom Weg nur umgangen, man kann aber weglos ohne großen Gestrüppkampf in der Direttissima die etwa 20 Höhenmeter hinaufsteigen und einen Gipfel mehr in die Liste eintragen. Dieser Gipfel ist vier Meter niedriger als der Südostgipfel, dafür aber deutlich ausgeprägter. Andererseits führt der Weg praktisch direkt über den Südostgipfel, aber leider ohne jeglichen Hinweis darauf. Als Anhaltpunkt könnte man eine mit Holzschutt gefüllte Grube rechts des Weges nehmen, von der aus sind es vielleicht noch zehn Meter zum höchsten Punkt, der wirklich unmittelbar links des Weges liegt. Er ist aber so unmarkant, dass mir das Foto davon zu nichtssagend war und ich es nicht in den Bericht inkludiert habe. Zwei Minuten später gibt es an einer Jungholzschonung noch einmal etwas Ausblick Richtung Vorwald, bevor an deren Ende der beschilderte Weg links abbiegt und zur Gemeindestraße von Bernmühle nach Stamsried hinunterführt. Ab hier heißt es wieder Asphalt, es sind aber nur noch 900 Meter bis zur Ortsmitte, die an einem hübsch angelegten Kinderspielplatz, dem Friedhof und einigen Geschäften vorbeiführen, so dass es auch hier nicht allzu langweilig wird. So schaffte ich die Runde in etwas weniger als fünf Stunden und konnte die abendliche Badewanne noch richtig genießen. Blöd war nur, dass ich scheinbar beim Einsteigen einen meiner Wandersocken verloren habe und jetzt Ersatz besorgen muss. Aber was solls.
Durch die „Entdeckung“ in Strahlfeld könnte diese Runde in modifizierter Form auch für den OWV interessant sein, vielleicht sogar als Halbtagsspaziergang. Während ich vor allem den ersten Teil bis kurz vor Strahlfeld trotz des Bayerwaldpanoramas nicht unbedingt als wiederholenswert ansehe, lohnt sich die Runde ab eben Strahlfeld mit entweder der Abkürzung von der Hindelmühle nach Asbach oder gleich ganz kurz von der Kapelle im Wald über Ziegelhütte zurück nach Strahlfeld.
Schlagwörter: hiltenbach, hindelmühle, höfenberg, maierhöfen, roding, schellerlhof, schwarzenberg, stamsried, strahlfeld