Die bekannte Oblík-Runde mit einem kleinen Extra
Tour solo, T1, 20,08 km, 589 hm, 6 h, Ausgangspunkt Mechov (KT)
Auch am zweiten Tag meines kleinen Šumava-Ausfluges fühlte ich mich vom Wetter verarscht, hatte doch wetter.com für diesen Tag zumindest einen Anflug von Sonne versprochen. Zumindest über weite Strecken des Tages war davon nicht viel zu sehen, auf dem Gipfel waren die Lichtverhältnisse deutlich schlechter als vor einem Jahr. Da die Strecke zu 80% identisch mit der vom Vorjahr ist, beschränke ich mich auf ein paar kleine Bemerkungen und natürlich den Abschnitt, den ich neu hinzugefügt hatte.
An der Hauswaldkapelle fehlten die Tassen, mit denen man das gute Quellwasser hätte trinken können. Naja, sie fehlten nicht ganz, denn eine total kaputte war klar sichtbar und eine brauchbare versteckte sich hinter dem Auffangbecken. Siehe Fotos. Der Rest wurde scheinbar zu einer kleinen Nebenquelle etwa 300 Meter pfadaufwärts entführt. Leider ist das Foto davon aufgrund der Lichtverhältnisse unbrauchbar geworden. Der Weiterweg auf dem Lyrikpfad war an zwei Stellen von umgestürzten Bäumen blockiert, die mir letztes Jahr nicht in Erinnerung geblieben sind. Dafür war die matschige Stelle heute trocken. Von der herrlichen Warnschildkombination für Radlfahrer kurz vor Pod Oblíkem ist nur das herrliche Schild selbst übriggeblieben, alle anderen Taferln, die letztes Jahr noch darunter und darüber angebracht waren, fehlen. Vom Bankerl am Abzweig Pod Oblíkem aus konnte ich einem Harvester zuschauen, was mich vermuten lässt, dass dieser Bereich nicht zur I. zona NP gehört, was auch die Schilder auf der gegenüberliegenden Wegseite vermuten lassen, und es wohl legal ist, den direkten Aufstieg auf dem Forstweg von hier zum Gipfel zu gehen. Den Endpunkt dieses Aufstiegsweges habe ich auch entdeckt, ich werde ihn wohl nächstes Jahr einmal ausprobieren. Beim Rückweg vom Gipfel posierte kein Frosch und auch kein Wiesel, sondern ein Vögerl. Das Wiesel habe ich auch gesehen, aber dieses mal war es anderweitig beschäftigt und etwas schüchterner. Außerdem habe ich auf einer historischen Karte entdeckt, dass es sich bei der Wüstung auf dem Abstiegsweg tatsächlich um Kaltenbrunn zu handeln scheint. Auf dem Weg dorthin kam mir dieses Mal nicht die Feuerwehr Kvilda entgegen, sondern gleich ein ausgewachsener Holztransporter, der alle 30 Meter stehenblieb und am Straßenrand liegende Stämme auflud. Soviel zum bekannten Weg, jetzt zum Abstecher: Dieser führte mich von Pod Oblíkem nach Südosten zum Tříjezerní slat‘, einem kleinen, aber feinen Filz mit drei winzigen Seen, jeder Menge Latschen und der einen oder anderen weiteren seltenen Pflanze. Es soll hier auch verschiedene Tierarten wie beispielsweise die Kreuzotter geben, ich habe allerdings keine entdeckt. Dies könnte aber auch daran gelegen haben, dass mir zu viele andere Touristen rumliefen und ich mich deshalb auf die Fotos beschränkte. Außerdem hatte eine Familie gleich drei Dackel dabei, da fühlt sich eine Schlange garantiert bedroht, egal ob Leine oder nicht, und verschwindet lieber im Unterholz. Anschließend ging es auf dem als Radweg markierten Sträßchen hinunter zum Roklanský potok, der bei den beiden Forsthäusern Rybárna erreicht wird. Hier geht es links in etwas mehr als einer halben Stunde nach Modrava, was auch die Touristenmassen erklärt. Rechts geht es hingegen leider immer noch auf Asphalt, aber das wusste ich ja, hinauf nach Javoří pila und in letzter Konsequenz weiter zum Poledník. Es ist irgendwie schade, dass dieser Weg asphaltiert ist, denn das Tal des Roklanský potok und oberhalb des Zusammenflusses des Javoří potok gehört zum Schönsten, was der Šumava zu bieten hat. Beeindruckend war vor allem auch der Farbunterschied, den die drei Wochen, die ich letztes Jahr früher dran war, zusammen mit der Hitze und Trockenheit des Ausgust 2015 bei den Filzgräsern gemacht hat. Südlich des Weges ist strenges Naturschutzgebiet, allerdings auf einer anderen Grundlage als I. zona, aber das ist eigentlich egal, man darf nicht rein, weil es keine markierten Wege gibt, und das ist irgendwie auch ganz ok. Klar wäre es schön, wenn der Narodní park Šumava seine Betretungsregularien dem bayerischen Nationalpark angleichen würde, aber derzeit ist das nicht der Fall und ich kann damit leben. Vielleicht macht Pavel Hubený ja noch etwas in diese Richtung. Sehr gut erkennbar sind außerdem die Ruinen der alten Ahornsäge samt ihres Triftteiches. Oben am Rasthäuserl gleich hinter der Abzweigung Javoří pila steht eine zweisprachige und bebilderte Infotafel im Stile eines Heimatbuches, die mir ebenfalls letztes Jahr noch nicht aufgefallen war. Damit war ich wieder auf dem bekannten Weg und kann damit eigentlich den Bericht beenden.
Zurück bei der Unterkunft fragte ich noch Martin Leiš, ob ich heute ein Abendessen bekommen könnte, was er positiv beantwortete und mir auch gleich verriet, dass es Wiener Schnitzel sein würde. Auch das war ziemlich gut und ich beendete den Tag wie den vorherigen: Gelangweilt bei einem Bier mit frühem Rückzug aufs Zimmer. Dieses Mal war im Fernsehen Basketball angesagt, auch wieder etwas, was mich nicht interessiert, aber schlafen war dank der Fernsehgeräusche aus den Nachbarzimmern auch nicht so einfach. Immerhin blieben mir Liebesgeräusche wie am Vorabend erspart.
Schlagwörter: hauswaldkapelle, horni zelena hora, javori pila, modrava, roklasky potok, rybarna, srni-mechov, trijezerni slat, vchynice-tetov-kanal, vchynicko-tetovsky kanal