Der Ring von Kdyne
Tour solo, T2, 20,64 km, 902 hm, 6 1/2 h, Ausgangspunkt Kdyně (DO)
Die ringförmige Hügelkette östlich der kleinen Stadt Kdyně ist in mehrfacher Hinsicht interessant für eine Wanderung. Oder auch für mehrere, falls man es ruhiger angehen will. Ich habe in diesem Jahr größere Projekte und wollte deshalb so früh wie möglich meinen Leistungsstand jenseits der 30-Leistungskilometer-Marke bringen.
Kdyně (deutsch Neugedein) liegt am östlichen Ende des Neumarker Passes, der den Šumava vom Český les trennt. Die Hügel um den Koráb gehören aber zu keiner der beiden Regionen, sondern zum Schwihauer Hügelland (Švihovská vrchovina), dessen höchste Erhebung der Koráb ist.
Nach einem kleinen Zwischenstopp bei Tesco, wo ich zur Tarnung eines gebührenfreien Geldwechsels eine Flasche Mineralwasser für unterwegs kaufte (ich zahlte mit einem 50 Euro-Schein und bekam Kronen fast zum Tageskurs zurück) stellte ich mein Auto am hübschen Marktplatz von Kdyně ab und startete in die am westlichen Ende gelegene Seitenstraße Americka, in der auch der Wanderweg zum Ryzmberk markiert ist. Diesen verließ ich aber in Höhe des Restaurace Škarmanka, wo er nach links abbiegt, während ich der Allee geradeaus bergauf folgte. Nachdem mir drei Schulklassen entgegengekommen waren, führt ein deutlicher, wenn auch immer noch unmarkierter Weg in den Wald hinauf und mündet bei der Kreuzung mit Kreuz U křížku in den mit dem roten Dreieck markierten Wanderweg. Diesem folgte ich nach links, bis er nach nicht einmal 100 Metern rechts in den Wald abbiegt, während ich erneut unmarkiert geradeaus den Hügel hinaufging. Es dauerte nicht lange, bis ich nach einem kleinen Vorgipfel auf dem Škarman stand. Am südlichen Ende des Hauptgipfels, der aus drei wenig ausgeprägten Kuppen besteht, findet man eine Holzrampe für Crossbiker, die von hier aus den mittelsteilen Südhang hinunterrasen können. Der auf der Karte eingezeichnete Pfad macht zwar eine S-Kurve, ich habe ihn aber irgendwie übersehen oder unbewusst ignoriert, weil man entlang des Bike-Trails auch ganz gut absteigen kann und kam so etwas kürzer als geplant zum Abzweig Pod Škarmanem, wo ich wieder dem roten Dreieck nach rechts folgte. Dieser Waldweg führt direkt zum Ortseingang von Podzámčí, von wo aus es zwei Wege hinauf zur Ruine Ryzmberk gibt. Ich wählte zum Aufstieg die untere Route durch den Wald und kehrte auf der derzeit per Schranke verschlossenen Fahrstraße zurück. Oben auf der Burg gibt es einen Aussichtsturm, der aber nur von Juni bis Ende August geöffnet ist. Also muss ich nochmal herkommen. Zurück in Podzámčí folgte ich den Wandermarkierungen durch das Dorf bis zu einer kleinen Freizeitanlage, wo ich geradeaus in den Wald hinaufging und alle markierten Abzweigungen links liegen ließ, bis ich wieder die Kreuzung U křížku erreichte. Jetzt folgte ich ein weiteres Mal dem roten Dreieck, aber nach Norden, weil ich mit dem Kravař auch noch überschreiten wollte. Leider wurde scheinbar vor Kurzem die Markierung geändert, denn der Wanderweg führt jetzt nicht mehr über den Gipfel, sondern östlich daran vorbei, was ich zu spät merkte und somit einen Gipfel und etwa 40 Höhenmeter verpasste. Dafür konnte ich mich beim nächsten Abzweig wieder auf mapy.cz verlassen, denn der Pfad hinüber zum markierten Weg zur Ruine Příkopy ist genau dort, wo er eingezeichnet ist. Warum ich auf halber Strecke dorthin einen kleinen Anfall von Orientierungslosigkeit hatte und sinnlos rechts abbog, weiß ich nicht. Jedenfalls waren dadurch die verpassten Höhenmeter fast wieder eingelaufen, als ich umdrehte und wieder zum richtigen Weg zurückkehrte. Drei Minuten später war ich auf dem mit dem roten Streifen markierten Wanderweg und rechts haltend unterwegs Richtung Příkopy. Von dieser Ruine sind eigentlich nur noch die drei Gräben zu sehen, deren Überwindung die größte alpinistische Leistung des Tages bedeutete. Nicht schwer und hoch oder gar felsig, aber steil. Anschließend ging ich weiter auf dem Weg Richtung Nový Herštejn, bis nach etwa einem Kilometer bei der Einmündung einer Forststraße von rechts etwas versteckt ein Pfad links abzweigt. Dieser führt zur Quelle Kreslova studánka, bei der ich mir ein paar Minuten Pause und die mitgebrachte Käsesemmel gönnte. Anschließend ging es weiter zur dritten Ruine des Tages, Nový Herštejn, die ohne Aussicht auf einem mit Buchen bewachsenen und komplett unter Naturschutz stehenden Hügel liegt. Zur Ruine ist aber ein Weg markiert und es lohnt sich definitiv, hinaufzusteigen, weil Nový Herštejn wohl die größte und auch die besterhaltene der drei Ruinen oberhalb von Kdyně ist. Unten am Abzweig blieb ich noch etwas auf dem rot markierten Weg, der hier nach Süden schwenkt und bald die Hauptstraße von Kdyně nach Němčice erreicht. Diese überquerte ich und folgte kurz dem Sträßchen Richtung Mezholezy, bis die Wandermarkierungen einem schräg abkürzenden Forstweg folgen und bei der Abzweigung der Zufahrt zum Koráb herauskommen. Hier blieb ich zunächst noch auf dem roten Weg, der über einen Loipenparkplatz nach Nordwesten führt und dabei zur Hora ansteigt. Dieser Gipfel ist nur für Höhenmetersammler interessant, weil man den höchsten Punkt nicht betreten darf (Naturschutzgebiet), aber etwa 30 Meter südlich und zwei Meter niedriger ein Hinweisschild steht. Dort kehrte ich um, stieg zum Parkplatz ab und machte mich auf den leider asphaltierten Weg zum Koráb. Kurz vor dem Gipfel schwenkt die Fahrstraße östlich um ihn herum, während eine sehr steile Direttissima als Crossbike-Abfahrt und der Wanderweg, der sich links davon den Hang hinaufschlängelt, direkt von Norden her zum Gipfel führen. Hier steht das Schutzhaus und direkt daneben ein Aussichtsturm, der mit Schlüssel vom Restaurant besteigbar ist. Der Spaß kostet 20 Kronen, nicht die Welt, aber auch mehr als die 50 Cent auf dem Hersbrucker Arzberg. Dafür ist die Rundumsicht ziemlich ordentlich und ein Fenster in jede Richtung kann entweder geöffnet werden oder ist von der Scheibe befreit, so dass auch saubere Fotos möglich sind. Weiter ging es anschließend auf gelber Markierung in südliche Richtung hinab nach Branišov, einem kleinen Dorf, das wenig markant ist. Dort bog ich links ab auf den blauen Weg, der mich nach Kdyně zurückführte. Unterwegs gibt es aber noch einen Abzweig zu einem Soldatendenkmal, das angenehm dezent gehalten ist. Von dort aus kann man auf dem gleichen markierten Weg zurückgehen, oder aber dem gut sichtbaren Pfad nach Westen folgen und bis zu eienr Forststraße absteigen, auf der man rechts wieder zum markierten Weg zurückkommt. Dieser führt zuerst durch den Wald, später über Wiesen hinunter. Bald hat man freie Sicht auf Kdyně, irgendwann endet die Markierung und ich folgte einer Traktorspur zu den ersten Häusern, wo ich nach links zur Hauptstraße nach Klatovy ging und auf ihr zum Auto zurückkehrte.
Da ich unterwegs nicht eingekehrt war und das ganz bewusst getan hatte (oben im Schutzhaus wäre es möglich gewesen), zog ich schnell meine Zivilkleidung an und ging die wenigen Meter zurück zum Gasthof U Votrubů, um herauszufinden, ob dieser für eine Gruppeneinkehr mit dem OWV geeignet ist. Diesen Test hat das Restaurant mit voller Punktzahl bestanden. Die Bedienung war sehr freundlich, was natürlich teilweise auch daran lag, dass ich so viel ich konnte tschechisch sprach, das gefüllte Schweineschnitzel exzellent und auch am Schwarzbier gab es nichts zu meckern. Mir ist nur aufgefallen, dass in Tschechien in den Restaurants noch geraucht werden darf. Aber das kann ich nicht den Wirten anlasten. Auf dem Rückweg fuhr ich über Domažlice, wo ich an der falschen Tankstelle tankte und machte noch den Abstecher nach Pec, von wo aus ich eigentlich die OWV-Čerchovwanderung im September starten wollte. Daraus wird aber nichts, weil mir das Hotel Lesana schon von außen sehr unsympathisch erschien und im anderen Lokal im Dorf niemand ein Wort deutsch spricht. Ist aber nicht schlimm, ich habe in Dolní Folmava etwas gefunden und von dort ist es auch nur ein paar hundert Meter weiter.
Schlagwörter: branisov, hora, kdyne, knezska hora, korab, kravar, kreslova studanka, novy herstejn, podzamci, ryzmberk, skarman